Endlose Duenenlandschaften entlang der Kueste Maranhaos (der Bundesstaat von Sao Luis) waren in den vergangenen zwei Tagen mein letztes Reisehighlight. Mit Leandro habe ich die Lençóis Maranhenses - ihrer weissen sanften Huegel wegen "Decken Maranhaos" genannt - besucht, vier Stunden oestlich von Sao Luis gelegen (Fotos; Kommentare schaffe ich leider nicht mehr). Auch das vorhergehende Wochenende war mit Ausgehen, Fischen, um show (grosses Partykonzert zur Karnvelsvorbereitung mit den Salvadorschen Stimmungsbomben Chiclete com Banana), Strand, Sao-Luis-Sightseeing, Fussball und derlei so schoen hektisch vollgepackt, wie ich es mir fuer die letzten Tage gewuenscht habe. Dass zum Schluss alles so dicht gedraengt war, lag auch daran, dass wir beide an den Tagen vor dem Wochenende platt dagelegen waren. Die Erkaeltung einfach zu ignorieren und intensiv Sao Luis zu erleben, wie im letzten Eintrag beschrieben, hat naemlich nur vier Tage geklappt. Dann mussten wir - denn auch Leandro hatte eine sehr schoene Erkaeltung, und auch der Kombination mit einem herrlichen Supersonnenbrand wegen - unserem Koerper Tribut zollen. Aber jetzt haben wir alles so schoen nachgeholt, dass die Zeit bei Leandro, bei dessen Familie ich mich wie zuhause gefuehlt habe, ein wunderschoener Abschluss meiner Reise war!
La vuelta del Latino-Tobe
Jetzt packe ich schnell meine Sachen zusammen, bevor ich morgen erst nach Rio fliege, dort naechtige und dann weiter nach ueber Madrid nach Frankfurt fliege. Heimatlichen Rheinmainboden werde ich am Freitag um 14.20 Uhr betreten. Meine Maschine ist die Iberia IB 3514 aus Madrid, falls sich jemand zufaellig im Terminal 2 aufhaelt... Wie kurz und lang es her ist, als ich mit Serge in Terminal 2 oben im Essensareal mit Blick auf die Startbahn sass und mich ueber den nicht wenig homophil wirkenden Sohn am Nachbartisch lustig gemacht habe!
Meine Reise
Von Santiago nach Sao Luis.
Vom peruanischen Gletscher zum Zuckerhut.
Von der Wueste an der Pazifikkueste in den Dschungel.
Von den kunterbunten Indiomaerkten La Paz' zu den schicken Boutiquen Palermos.
Von der surrealen weissen Salzwueste ueber die tosenden weissen Wasserfaelle zu den endlosen weissen Duenen.
Von Copacabana am Titicacasee nach Copacabana am Atlantik Rios.
Vom Aequator zum Aconcagua, dem hoechsten Berg der westlichen Hemisphaere.
Von den Ruinen der Inkas zu den Kolonialstaedtchen der Portugiesen.
Von Lamas ueber Alligatoren und Piranhas zu Inselaeffchen.
Vom halb abgefrorenen Daumen und Hoehenlufttaumel zum Sonnenbrand.
Von Sandboarden ueber Gleitschirmfliegen zu Gletscherspaltenspringen.
Von der totalen Erschoepfung auf dem El Misti zur totalen Entspannung an den brasilianischen Straenden.
Von der Montanitastrandparty ueber Buenos Aires' Clubs zu Carnatal.
Von Palta und Completo ueber Mercardo-Almuerzos und argentinische Steaks zu Feijoada.
Von Tillmann ueber Teresa, Juan, Otis, Clare, Gisela, Steffi, Hannes, Jorge, Luciana, Pedro, Andreas und Wilnia zu Leandro. Und zu mir.
Wie toll ich diese Reise fand, wie eindrucksreich mit allem, was mein Herz begehrte, wieviel sie mir gegeben hat, dass es vielleicht das Geilste war, was ich je gemacht habe, haben Euch wohl Blog und Fotos gezeigt. Jetzt freue ich mich aber sehr auf die letzten Tage eines meiner schoensten Jahre (yesyes zweitausendsieben!) zuhause, auf den Frankfurter Boden, auf dem ich landen werde, die kurze Fahrt nach Mainz, ueber die Weisenauer Bruecke ueber meinen Lieblingsfluss, rechts Zementwerk und weiter hin Dom und Christuskirche, links Laubenheim. Wie hat ein bekannter und reiseerfahrener rheinhessischer Schoengeist formuliert: Heimkommen is der schönste Teil am Reisen, selbst wenns Wetter scheiße is. Freitagabend sehen wir uns hoffentlich in der kleinen Halle im KuZ, falls Ihr gerade in Mainz seid!
Muchas gracias y muito obrigado!
Es hat mich immer sehr gefreut, dass so viele von Euch meine Reise verfolgt haben! Vielen Dank fuer Euer Lesen, Eure E-Mails und Eure Kommentare! Wir sehen uns dann bei Teil 2 in ein paar Jahren...
Montag, 17. Dezember 2007
Montag, 10. Dezember 2007
São Luís
Leandro habe ich Donnerstagnacht zusammen mit seiner Familie vom Flughafen in São Luís abgeholt. Ein sehr aufregender und spannender Augenblick: Ende Juni hatte ich ihn fuer drei Tage in Hildesheim besucht (auch das ein sehr aufregender und spannender Augenblick, denn sieben Jahre zuvor hatte ich in diesem unscheinbaren Staedtchen meinen ersten eindrucksvollen Niedersachsenkontakt gehabt) und wir hatten ueber die Zeit hier in São Luís fantasiert, die damals so unglaublich weit weg schien angesichts all dessen, was dazwischen noch kommen wuerde. Und was jetzt dazwischen noch alles kam! Und jetzt habe ich es tatsaechlich zu ihm geschafft (Fotos)!
Saúd
Ich selbst war anderthalb Stunden vor Leandro in Sao Luis (was man uebrigens nicht wie Saarlouis, sondern "Sao" (das a geht sehr, sehr nasal ins o ueber) "Lu-IS" (zwei Silben, Betonung auf der zwoten) ausspricht) angekommen, nach meiner laengsten Busreise am Stueck, ueber 32 Stunden fuer die 1.600 Kilometer von Natal. Hatte mich das Busfahren vorher eigentlich nicht gestoert, ja war es bisweilen sogar eine angenehme Weise die Landschaften zu erfahren gewesen und halte ich aus unerklaerlichen Gruenden grosse Stuecke auf meine Odysee von Quito nach Santiago, so habe ich jetzt doch, nach den langen Reisen durch Brasilien zum Schluss, die Nase recht voll davon. Auf der sehr langen Fahrt von Natal hatte ich mir durch die unangenehm kalte Klimaanlage (bei jeder Pause ein Schock, wenn man aus dem Bus in die 30+ Grad aussteigt) eine Erkaeltung zugezogen. Die erschien mir besonders unangenehm, weil ich kranksein gar nicht mehr gewoehnt bin (und meine Wehleidigkeit so gestiegen ist), schliesslich habe ich das letzte halbe Jahr, bis auf ein paar vernachlaessigbare Magenunstimmigkeiten in Bolivien und Peru, in bester Gesundheit verbracht (auch wenn es nicht wenige Tage gab, an denen ich sehr fertig war...). (Der Latinotobetrick ist, immer schoen viel Pommes Frites zu essen und Quilmes, Brahma, Cuscena und frischgepressten Osaft zu trinken!) Aber es war leicht, die Erkaeltung einigermassen zu ignorieren, denn bei den Balbys, das ist Leandros Familie, habe ich mich gleich zu Beginn sehr, sehr wohl gefuehlt. Und eine interessante neue Erfahrung war es auch, sich in Badehose bei 32 Grad am Strand auszukurieren und dabei aufzupassen, dass man nicht auch noch Sonnenbrand kriegt.
Minha Familia
Leandros Familie lebt in São Luís in einem grossen Haus mit Pool, Papayabaeumen und Kokosnusspalmen direkt am Strand. Leandro hat zwei Brueder in unserem Alter, Eduardo und Thales. Und ausserdem eine nicht-abzaehlbare Menge an Primos und Primas (Kussengs und Basen). Samstag war Feijoada im "kleineren" Kreis, wie Leandro meinte, und es kamen im Laufe des Tages nur vierzig Verwandte, um den typisch brasilianischen Bohneneintopf zu essen. Alle waren unglaublich nett und aufgeschlossen zum "alemao", so dass ich mich wie ein Teil der Familie fuehlte (teilweise etwas wie der Nixblicker der Familie, meinem nur langsam Fortschritte machendem Portugiesisch geschuldet). Sonntag fand gleich der Gegenbesuch mit Grillen bei einem anderen Teil der Familie statt. Heute Mittag waren wir am Strand und haben Fussball gespielt und Guaraná-, Murici- und Goiabasaefte getrunken, ein jeder sehr spritzischleggae, un´ soo gesund! Jetzt erholen wir uns von der vielen Sonne, denn sowohl der germanisierte Brasilianer als auch der latinisierte Deutsche haben einen ausgepraegten Sonnenbrand.
Saúd
Ich selbst war anderthalb Stunden vor Leandro in Sao Luis (was man uebrigens nicht wie Saarlouis, sondern "Sao" (das a geht sehr, sehr nasal ins o ueber) "Lu-IS" (zwei Silben, Betonung auf der zwoten) ausspricht) angekommen, nach meiner laengsten Busreise am Stueck, ueber 32 Stunden fuer die 1.600 Kilometer von Natal. Hatte mich das Busfahren vorher eigentlich nicht gestoert, ja war es bisweilen sogar eine angenehme Weise die Landschaften zu erfahren gewesen und halte ich aus unerklaerlichen Gruenden grosse Stuecke auf meine Odysee von Quito nach Santiago, so habe ich jetzt doch, nach den langen Reisen durch Brasilien zum Schluss, die Nase recht voll davon. Auf der sehr langen Fahrt von Natal hatte ich mir durch die unangenehm kalte Klimaanlage (bei jeder Pause ein Schock, wenn man aus dem Bus in die 30+ Grad aussteigt) eine Erkaeltung zugezogen. Die erschien mir besonders unangenehm, weil ich kranksein gar nicht mehr gewoehnt bin (und meine Wehleidigkeit so gestiegen ist), schliesslich habe ich das letzte halbe Jahr, bis auf ein paar vernachlaessigbare Magenunstimmigkeiten in Bolivien und Peru, in bester Gesundheit verbracht (auch wenn es nicht wenige Tage gab, an denen ich sehr fertig war...). (Der Latinotobetrick ist, immer schoen viel Pommes Frites zu essen und Quilmes, Brahma, Cuscena und frischgepressten Osaft zu trinken!) Aber es war leicht, die Erkaeltung einigermassen zu ignorieren, denn bei den Balbys, das ist Leandros Familie, habe ich mich gleich zu Beginn sehr, sehr wohl gefuehlt. Und eine interessante neue Erfahrung war es auch, sich in Badehose bei 32 Grad am Strand auszukurieren und dabei aufzupassen, dass man nicht auch noch Sonnenbrand kriegt.
Minha Familia
Leandros Familie lebt in São Luís in einem grossen Haus mit Pool, Papayabaeumen und Kokosnusspalmen direkt am Strand. Leandro hat zwei Brueder in unserem Alter, Eduardo und Thales. Und ausserdem eine nicht-abzaehlbare Menge an Primos und Primas (Kussengs und Basen). Samstag war Feijoada im "kleineren" Kreis, wie Leandro meinte, und es kamen im Laufe des Tages nur vierzig Verwandte, um den typisch brasilianischen Bohneneintopf zu essen. Alle waren unglaublich nett und aufgeschlossen zum "alemao", so dass ich mich wie ein Teil der Familie fuehlte (teilweise etwas wie der Nixblicker der Familie, meinem nur langsam Fortschritte machendem Portugiesisch geschuldet). Sonntag fand gleich der Gegenbesuch mit Grillen bei einem anderen Teil der Familie statt. Heute Mittag waren wir am Strand und haben Fussball gespielt und Guaraná-, Murici- und Goiabasaefte getrunken, ein jeder sehr spritzischleggae, un´ soo gesund! Jetzt erholen wir uns von der vielen Sonne, denn sowohl der germanisierte Brasilianer als auch der latinisierte Deutsche haben einen ausgepraegten Sonnenbrand.
Dienstag, 4. Dezember 2007
Nordeste
Von Rio de Janeiro bin ich vor zehn Tagen in Richtung brasilianischer Nordosten (Fotos) aufgebrochen, um mit dem vergangenen Wochenende eines meiner geilsten solchen auf der Suedhalbkugel erleben zu duerfen. Los ging´s wie sooft mit dem Nachtbus ins kleine, aber sehr feine Ouro Preto im Landesinneren von Brasilien, sieben Stunden von Rio entfernt.
Schwarzes Gold
Waehrend Rio de Janeiro im 18. Jahrhundert keine 50.000 Einwohner hatte, zaehlte Ouro Preto zu seiner damaligen Bluetezeit ueber 100.000 Einwohner und war somit eine der groessten Staedte Amerikas damals (Neuyork zum Beispiel war viel, viel kleiner). Diese Bluete hatte es den Unmengen an Gold zu verdanken, die dort gefunden wurden. Ausser einem sehr schoenen alten Stadtkern und einer Menge huebscher, aber fuer verwoehnte Europaer nicht beeindruckender Kirchen hatte Ouro Preto und auch ganz Brasilien nichts von diesen Reichtuemern; sie wurden gleich nach Portugal verschifft. Tags drauf fuhr ich morgens weiter, zunaechst ins zwei Stunden entfernte Belo Horizonte, der Hauptstadt des Bundesstaats Minas Gerais, drittgroesste Metropolregion Brasiliens und Geburtsort von Lincoln (net Abraham, por supuesto) und Dede. Eine gepflegte, recht wohlhabende, unspektakulaere Stadt, die zu latinotobeschen Ehren kam, weil mein 26-Stunden-Anschlussbus nach Salvador, wie gesagt wie sooft, erst Abends fuhr.
Afrobrasilien
Salvador ist die Hauptstadt Bahias und Geburtsstadt Bebetos, nach meinem kurzen badehosefreien Abstecher ins Landesinnere wieder eine Kuestenstadt. Salvador ist die drittgroesste Stadt Brasiliens (also ohne Metropolregion diesmal, jeder zaehlt, wie er Lust hat) und beherbergt die afrobrasilianische Seele, was man an Sprache (falls man Portugiesisch kann) und Religion (falls man sich fuer die katholische Kirche interessiert) schnell merkt. Ich hingegen habe das mal aus dem dominanten Schwarz der Hautfarbe seiner Bewohner erschlossen. (Auch der Capoeira ist ein Erbe der Sklavenzeit, und Salvador gilt als das Zentrum dieses Kampfsports, o Senhor Plagemann.) Die sehr dunkle Hautfarbe faellt einem naemlich sofort auf. Die meisten Brasilianer, die ich gesehen habe, nicht nur in Florianopolis, sondern auch in Rio de Janeiro oder Belo Horizonte, sind naemlich bei weitem nicht so dunkel, wie es etwa die Zusammensetzung der Selecao einem planlosen, reiselustigen Mitteleuropaeer suggeriert (wenngleich diese Zusammensetzung auch nicht derart unrepraesentativ ist wie jenseits des Rheins). In Salvador wohnte ich bei Pedro und Raphaella, Freunden von Leandro und sehr guten Gastgebern, die mir Stadt und Bars zeigten. Lange konnte ich aber nicht bleiben, denn ich musste weiter, weiter nach Natal, 22 Busstunden noerdlich von Salvador.
Carnatal
In Natal (ohne Fussballspieler, den ich kenne, dafuer wiederum mit zwei national bekannten brasilianischen Schmidts) erhielt ich die tolle Gelegenheit, in die brasilianische Kultur einzutauchen, mich unters normale Volk zu mischen, mal Brasilien von der Einheimischenperspektive zu sehen, verstehen zu lernen, wie das Klischee der lebensfrohen Brasilianer gepraegt wurde, mit anderen Worten: derbst zu feiern (hatt ich ja auch schon lang nicht mehr gemacht). In Natal war naemlich vier Tage Carnatal, eine Art Karneval ausserhalb der Saison, was so aehnlich wie der Karneval in Salvador sein soll (letzterer uebrigens der groesste Straßenkarneval der Welt, die groesste Strassenfassenacht der Welt ist selbstverstaendlich am fuffzischsten Breitengrad). Carnatal (und anscheinend auch Karneval in Salvador) funktioniert sehr lustig: Um zwei grosse Stadien fahren Riesentrucks im Kreis, beladen mit Saengern und bombastischen Lautsprechern. In durch Ordner und Seile fest abgegrenzten Bereichen vor und nach den Trucks tanzen die jeweilige Partycrews, deren Mitglieder klar durch ihre uniformen T-Shirts zu erkennen sind. (Verkleidet ist sonst keiner.) Solche T-Shirts sind unglaublich teuer und schwanken nach Angaben meiner inkonsisten Quellen pro Abend zwischen 40 und 100 Euro. Auf einem Riesengebiet drumherum ist aber auch bestes Remmidemmi, und man kommt so nah an die Trucks heran, dass ich mich frage, weshalb die Leute soviel Kohle dafuer ausgeben. Der ganze Rest hingegen, Skol und Caipirinha und derlei, ist unglaublich guenstig, so dass man auch als Mann des Nordens leicht in die Sambaklaenge findet und den ein oder anderen Brasilianer alt aussehen laesst (zumindest in der eigenen Wahrnehmung zu diesem Zeitpunkt). Nur mein Aeusseres mit Thrice-Shirt (dieser subtile Kommentar zu den Sambaklaengen, den ich persoenlich unglaublich witzig fand, ist natuerlich untergegangen) und Jeans und Frisur haben mich als Gringo identifiziert. (So aehnlich, wie mich auch in Argentinien das mangelnde HiLa zum Auslaender gemacht hat. Floripa war der einzige Ort der Reise, wo ich wirklich nicht aufgefallen bin.) Als einer von einer Handvoll Gringos insgesamt uebrigens, sehr geil! Vier Naechte habe ich da also mein Tanzbein geschwungen, und nun erhole ich Koerper und Geist mit zwei Tagen Strand und vor allem Taking Back Sunday und was die YouFM-Typen noch in ihren Rockwebkanal gestellt haben. Den Strand hatte ich ja noch gar nicht erwaehnt: er und Wetter und Wasser und Waerme passen genauso in die deutschen Brasilienvorstellungen wie die letzten Naechte. Adventsstimmung kommt da schwerlich auf, auch wenn die Brasilianer hinsichtlich Lichterketten und Plastiktannen keinerlei Nachholbedarf haben. Den zweiten Advent feiere ich, hoffentlich aehnlich demuetig und in mich gekehrt, im grossen Finalort meiner kleinen Suedamerikasause, in Sao Luis.
Schwarzes Gold
Waehrend Rio de Janeiro im 18. Jahrhundert keine 50.000 Einwohner hatte, zaehlte Ouro Preto zu seiner damaligen Bluetezeit ueber 100.000 Einwohner und war somit eine der groessten Staedte Amerikas damals (Neuyork zum Beispiel war viel, viel kleiner). Diese Bluete hatte es den Unmengen an Gold zu verdanken, die dort gefunden wurden. Ausser einem sehr schoenen alten Stadtkern und einer Menge huebscher, aber fuer verwoehnte Europaer nicht beeindruckender Kirchen hatte Ouro Preto und auch ganz Brasilien nichts von diesen Reichtuemern; sie wurden gleich nach Portugal verschifft. Tags drauf fuhr ich morgens weiter, zunaechst ins zwei Stunden entfernte Belo Horizonte, der Hauptstadt des Bundesstaats Minas Gerais, drittgroesste Metropolregion Brasiliens und Geburtsort von Lincoln (net Abraham, por supuesto) und Dede. Eine gepflegte, recht wohlhabende, unspektakulaere Stadt, die zu latinotobeschen Ehren kam, weil mein 26-Stunden-Anschlussbus nach Salvador, wie gesagt wie sooft, erst Abends fuhr.
Afrobrasilien
Salvador ist die Hauptstadt Bahias und Geburtsstadt Bebetos, nach meinem kurzen badehosefreien Abstecher ins Landesinnere wieder eine Kuestenstadt. Salvador ist die drittgroesste Stadt Brasiliens (also ohne Metropolregion diesmal, jeder zaehlt, wie er Lust hat) und beherbergt die afrobrasilianische Seele, was man an Sprache (falls man Portugiesisch kann) und Religion (falls man sich fuer die katholische Kirche interessiert) schnell merkt. Ich hingegen habe das mal aus dem dominanten Schwarz der Hautfarbe seiner Bewohner erschlossen. (Auch der Capoeira ist ein Erbe der Sklavenzeit, und Salvador gilt als das Zentrum dieses Kampfsports, o Senhor Plagemann.) Die sehr dunkle Hautfarbe faellt einem naemlich sofort auf. Die meisten Brasilianer, die ich gesehen habe, nicht nur in Florianopolis, sondern auch in Rio de Janeiro oder Belo Horizonte, sind naemlich bei weitem nicht so dunkel, wie es etwa die Zusammensetzung der Selecao einem planlosen, reiselustigen Mitteleuropaeer suggeriert (wenngleich diese Zusammensetzung auch nicht derart unrepraesentativ ist wie jenseits des Rheins). In Salvador wohnte ich bei Pedro und Raphaella, Freunden von Leandro und sehr guten Gastgebern, die mir Stadt und Bars zeigten. Lange konnte ich aber nicht bleiben, denn ich musste weiter, weiter nach Natal, 22 Busstunden noerdlich von Salvador.
Carnatal
In Natal (ohne Fussballspieler, den ich kenne, dafuer wiederum mit zwei national bekannten brasilianischen Schmidts) erhielt ich die tolle Gelegenheit, in die brasilianische Kultur einzutauchen, mich unters normale Volk zu mischen, mal Brasilien von der Einheimischenperspektive zu sehen, verstehen zu lernen, wie das Klischee der lebensfrohen Brasilianer gepraegt wurde, mit anderen Worten: derbst zu feiern (hatt ich ja auch schon lang nicht mehr gemacht). In Natal war naemlich vier Tage Carnatal, eine Art Karneval ausserhalb der Saison, was so aehnlich wie der Karneval in Salvador sein soll (letzterer uebrigens der groesste Straßenkarneval der Welt, die groesste Strassenfassenacht der Welt ist selbstverstaendlich am fuffzischsten Breitengrad). Carnatal (und anscheinend auch Karneval in Salvador) funktioniert sehr lustig: Um zwei grosse Stadien fahren Riesentrucks im Kreis, beladen mit Saengern und bombastischen Lautsprechern. In durch Ordner und Seile fest abgegrenzten Bereichen vor und nach den Trucks tanzen die jeweilige Partycrews, deren Mitglieder klar durch ihre uniformen T-Shirts zu erkennen sind. (Verkleidet ist sonst keiner.) Solche T-Shirts sind unglaublich teuer und schwanken nach Angaben meiner inkonsisten Quellen pro Abend zwischen 40 und 100 Euro. Auf einem Riesengebiet drumherum ist aber auch bestes Remmidemmi, und man kommt so nah an die Trucks heran, dass ich mich frage, weshalb die Leute soviel Kohle dafuer ausgeben. Der ganze Rest hingegen, Skol und Caipirinha und derlei, ist unglaublich guenstig, so dass man auch als Mann des Nordens leicht in die Sambaklaenge findet und den ein oder anderen Brasilianer alt aussehen laesst (zumindest in der eigenen Wahrnehmung zu diesem Zeitpunkt). Nur mein Aeusseres mit Thrice-Shirt (dieser subtile Kommentar zu den Sambaklaengen, den ich persoenlich unglaublich witzig fand, ist natuerlich untergegangen) und Jeans und Frisur haben mich als Gringo identifiziert. (So aehnlich, wie mich auch in Argentinien das mangelnde HiLa zum Auslaender gemacht hat. Floripa war der einzige Ort der Reise, wo ich wirklich nicht aufgefallen bin.) Als einer von einer Handvoll Gringos insgesamt uebrigens, sehr geil! Vier Naechte habe ich da also mein Tanzbein geschwungen, und nun erhole ich Koerper und Geist mit zwei Tagen Strand und vor allem Taking Back Sunday und was die YouFM-Typen noch in ihren Rockwebkanal gestellt haben. Den Strand hatte ich ja noch gar nicht erwaehnt: er und Wetter und Wasser und Waerme passen genauso in die deutschen Brasilienvorstellungen wie die letzten Naechte. Adventsstimmung kommt da schwerlich auf, auch wenn die Brasilianer hinsichtlich Lichterketten und Plastiktannen keinerlei Nachholbedarf haben. Den zweiten Advent feiere ich, hoffentlich aehnlich demuetig und in mich gekehrt, im grossen Finalort meiner kleinen Suedamerikasause, in Sao Luis.
Freitag, 23. November 2007
Jaennerfluss
Bevor ich vollends zum Carioca werde, ueber eine Woche bin ich ja nun schon in Rio de Janeiro, fahre ich heute Nacht weiter in die alte Minenstadt Ouro Preto. Nach Sao Luis sind es noch einige Tausend Kilometer, und ich will puenktlich mit Leandro in keinen zwei Wochen mehr dort ankommen! Bevor es gleich zum Rodoviaria (Busbahnhof) geht, erzaehle ich Euch beim wunderschoenen Klang von Escapado (obrigado, Serge) (mein MP3-Spieler hat seinen Geist schon in Buenos Aires aufgegeben, und so sind Internetcafes auch immer schoene Alternative-Inseln) von Sambaschulen und Zuckerhueten (die Fotos zeigen obendrein, dass ich groessere Fuesse als der Kaiser habe).
Sambanaechte
Die brasilianische Klischeemusik habe ich in ihrem Heimatland zum ersten Mal am letzten Wochenende kennengelernt. Mit drei Jungs aus Sao Paolo aus dem Hostal war ich im Szenestadtteil Lapa in einem der bekanntesten Sambaclubs der Stadt, im "Democraticus". Obwohl ich mich nicht gerade Latino-Tobe ob meiner Vorliebe fuer suedlaendische Musik getauft habe, hat mir die Musik der Live-Band bestens gefallen. Nachts drauf war ich mit Luciana, einer Freundin von Leandro, bei einer Sambaschule oder eher in den Strassenzuegen davor. Die Sambaschulen liegen an den Raendern der Favelas oder in Favelas (Favelas sind die Slums, wie in Cidade de Deus, was in Rio spielt, gesehen; Rio hat die groesste Favela Suedamerikas) und proben das Jahr ueber fuer die grossen Paraden an Karneval. Das war eine grossartige Nacht abseits der Gringoautobahn, chaotisch-rhythmisch, tatsaechlich so, wie man es sich vorstellt. Anfangs war ich etwas nervoes, wie ich zugeben muss, aber Luciana ist auch Weisse und ich habe ihr zurecht voll vertrauen koennen. Sonntag schliesslich war ich auf einer Favela-Funk-Party, ebenso eine nicht wirklich legale Veranstaltung. Unsere Party war aber eine Soft-Variante, der Besuch dort war vom Hostal veranstaltet, und sie fand auch nicht direkt in einer Favela statt; insgesamt handelte es sich eher um eine Riesenproletenveranstaltung, wenn auch mit unterhaltsamerer Klientel als in den deutschen Landen.
Ein unvergesslicher Nachmittag
Das Wochenende war also schoen kraefteraubend. Montags habe ich mit einem Brasilianer einen schoen langen Spaziergang ueber die Straende von Ipanema und Copacabana gemacht. Die Straende sind so dichtbevoelkert, wie man es sich vorstellt, mit Schoenen und Fetten, Weissen und Schwarzen (und allem dazwischen), Einheimischen und Touristen, kleinen Maedchen und alten Opas, Gaffern und Schwulen. Sehr unterhaltsamer Kontrast nach den herrlichen, aber einsamen Naturstraenden auf der Ilha Grande. Der Spaziergang war wie gesagt schoen und lange, und auf halbem Weg zurueck in Ipanema haben wir uns an einem Strandkiosk niedergelassen, um den Nachmittag mit ein paar Skols abzurunden. Und dann wurde eben der Italiener direkt vor mir auf die Strasse geschubst, und der Bus fuhr nacheinander mit seinen beiden rechten Raedern ueber seinen Hals und Kopf, und Vater und Bruder schauten auch zu und rannten zum leblosen Leib und schrien. So unwahrscheinlich es war in so einer grossen Stadt, ich habe alles en detail gesehen. Und auch wenn es nur ein tragischer Unfall war, auch wenn fast alle schlimmen Verbrechen hier in den Favelas geschehen und sowas auch in Europa geschehen kann, auch wenn ich jetzt nicht veraengstigt durch die Strassen schleiche undsoweiterundsofort, haben mich diese Szenen schon sehr beruehrt.
Touritage
Die naechsten Tage habe ich etwas lockerer angehen lassen und war dann schliesslich auch wieder in der Lage, Rio zu geniessen. Mittwoch war wieder sehr schoen, Luciana hat mir das Zentrum der Stadt gezeigt: ein komischer Mix aus kleinen und sehr schoenen alten Haeusern und grossen und sehr haesslichen Buerogebaeuden, ein tolles Zentrum, da voller Leute. Fast ohne Touristen, denn die tummeln sich alle in Copacabana oder dort, wo ich gestern war, bei den unverzichtbaren, dennoch obergeilen weltbekannten Highlights der Stadt: die Christusstatue und der Zuckerhut. So fehlt auf der Karte links jetzt nur noch einer der hervorgehobenen Orte, und dort reise ich nun ueber ein paar Zwischenstationen hin. Tudo bem!
Sambanaechte
Die brasilianische Klischeemusik habe ich in ihrem Heimatland zum ersten Mal am letzten Wochenende kennengelernt. Mit drei Jungs aus Sao Paolo aus dem Hostal war ich im Szenestadtteil Lapa in einem der bekanntesten Sambaclubs der Stadt, im "Democraticus". Obwohl ich mich nicht gerade Latino-Tobe ob meiner Vorliebe fuer suedlaendische Musik getauft habe, hat mir die Musik der Live-Band bestens gefallen. Nachts drauf war ich mit Luciana, einer Freundin von Leandro, bei einer Sambaschule oder eher in den Strassenzuegen davor. Die Sambaschulen liegen an den Raendern der Favelas oder in Favelas (Favelas sind die Slums, wie in Cidade de Deus, was in Rio spielt, gesehen; Rio hat die groesste Favela Suedamerikas) und proben das Jahr ueber fuer die grossen Paraden an Karneval. Das war eine grossartige Nacht abseits der Gringoautobahn, chaotisch-rhythmisch, tatsaechlich so, wie man es sich vorstellt. Anfangs war ich etwas nervoes, wie ich zugeben muss, aber Luciana ist auch Weisse und ich habe ihr zurecht voll vertrauen koennen. Sonntag schliesslich war ich auf einer Favela-Funk-Party, ebenso eine nicht wirklich legale Veranstaltung. Unsere Party war aber eine Soft-Variante, der Besuch dort war vom Hostal veranstaltet, und sie fand auch nicht direkt in einer Favela statt; insgesamt handelte es sich eher um eine Riesenproletenveranstaltung, wenn auch mit unterhaltsamerer Klientel als in den deutschen Landen.
Ein unvergesslicher Nachmittag
Das Wochenende war also schoen kraefteraubend. Montags habe ich mit einem Brasilianer einen schoen langen Spaziergang ueber die Straende von Ipanema und Copacabana gemacht. Die Straende sind so dichtbevoelkert, wie man es sich vorstellt, mit Schoenen und Fetten, Weissen und Schwarzen (und allem dazwischen), Einheimischen und Touristen, kleinen Maedchen und alten Opas, Gaffern und Schwulen. Sehr unterhaltsamer Kontrast nach den herrlichen, aber einsamen Naturstraenden auf der Ilha Grande. Der Spaziergang war wie gesagt schoen und lange, und auf halbem Weg zurueck in Ipanema haben wir uns an einem Strandkiosk niedergelassen, um den Nachmittag mit ein paar Skols abzurunden. Und dann wurde eben der Italiener direkt vor mir auf die Strasse geschubst, und der Bus fuhr nacheinander mit seinen beiden rechten Raedern ueber seinen Hals und Kopf, und Vater und Bruder schauten auch zu und rannten zum leblosen Leib und schrien. So unwahrscheinlich es war in so einer grossen Stadt, ich habe alles en detail gesehen. Und auch wenn es nur ein tragischer Unfall war, auch wenn fast alle schlimmen Verbrechen hier in den Favelas geschehen und sowas auch in Europa geschehen kann, auch wenn ich jetzt nicht veraengstigt durch die Strassen schleiche undsoweiterundsofort, haben mich diese Szenen schon sehr beruehrt.
Touritage
Die naechsten Tage habe ich etwas lockerer angehen lassen und war dann schliesslich auch wieder in der Lage, Rio zu geniessen. Mittwoch war wieder sehr schoen, Luciana hat mir das Zentrum der Stadt gezeigt: ein komischer Mix aus kleinen und sehr schoenen alten Haeusern und grossen und sehr haesslichen Buerogebaeuden, ein tolles Zentrum, da voller Leute. Fast ohne Touristen, denn die tummeln sich alle in Copacabana oder dort, wo ich gestern war, bei den unverzichtbaren, dennoch obergeilen weltbekannten Highlights der Stadt: die Christusstatue und der Zuckerhut. So fehlt auf der Karte links jetzt nur noch einer der hervorgehobenen Orte, und dort reise ich nun ueber ein paar Zwischenstationen hin. Tudo bem!
Dienstag, 20. November 2007
Gestern
Zum ersten Mal ist was Schreckliches passiert, zwar nicht mir, aber ich war 10 Meter davon entfernt und hab alles genau gesehen: http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,518405,00.html. Bin immer noch geschockt.
Donnerstag, 15. November 2007
Brasilien
Seit zwei Stunden bin ich in Ipanema, dem angeblich schoensten Stadtteil von Rio de Janeiro. Ich habe ins Hostel eingecheckt, einen Riesensack Waesche abgegeben (trage nun das Allerletzte, was mein Rucksack noch hergab) und, da es in Stroemen regnet, gebe ich nun erst mal wieder die neuesten Latinotobeabenteuer zum Besten (ein paar Fotos).
Florianopolis
In Stroemen regnet es erstaunlich viel in Brasilien, zumindest hier in der Gegend. In Florianopolis hingegen im Sueden war das Wetter so, wie man es sich in Deutschland von Brasilien vorstellt. Dort habe ich nach den Iguazu-Wasserfaellen meine ersten paar Tage in Brasilien verbracht. Florianopolis wirkt wohlhabend, sicher und sauber, wie eine europaeische Stadt. Die Leute waren grossenteils Weisse, die Hauptfussgaengerzone ist die Schmidt-Avenida. Ich bin nicht aufgefallen und wurde sogar zweimal nach dem Weg gefragt. Glaube ich zumindest, denn ich verstand nix. Waehrend ich Portugiesisch einigermassen lesen kann, habe ich mich bisher nicht an die Aussprache gewoehnen koennen - Portugiesisch ist da echt alles anderes als leicht - und bin nach wie vor aufgeschmissen, wenn mein Gegenueber weder Spanisch noch Englisch spricht. Wobei das viele Gegenueber eigentlich nicht nennenswert stoert; sie reden einfach freudig weiter. Ich entgegne dann ab und zu irgendwas auf Spanisch, wobei ich an beliebigen Stellen "sch" und Nasallaute einstreue. Das hilft zwar auch nicht viel, aber es ist zumindest kurzweilig. In Floripa war ansonsten nicht viel los, kaum Backpacker vorort, und da ich am Wochenanfang an dort war, war auch die Stadt aeusserst ruhig. Von wegen alle Brasilianer tanzen permanent Samba und feiern... Ich besuchte noch eine deutsch-brasilianische Familie, Bekannte von Leandro, und dann fuhr ich weiter nach Norden.
Grosse Insel
Ueber Sao Paulo bin ich letztes Wochenende nach Paraty gekommen, ein nettes kleines Kolonialstaedtchen. Leider war es auch dort zwar sehr schoen, aber nicht besonders aufregend. Wenn kaum andere Backpacker im Hostal sind und sich die brasilianische Jugend versteckt haelt, kann es einem Alleinreisenden schon mal langweilig werden. Daher bin ich Sonntag bereits weiter auf die Ilha Grande gereist. Die Ilha Grande ist die drittgroesste brasilianische Insel, autofrei mit 106 Straenden. Dort war dann endlich mal wieder Reisevolk. Die Schoenheit der Insel wird landesweit geruehmt und zieht daher viele Touristen an. Wie hier gerade in Rio passt auch dort das Wetter nicht ganz zu den brasilianischen Klischeevorstellungen. Am Montag etwa konnte man kaum das andere Ende der Bucht erkennen, so stark war der Regen. Dafuer hat sich gestern das halbe Hostal einen Sonnenbrand zugezogen auf einem absoluten Traumstrand. Etwas angeschlagen von der gestrigen Caipirinha-Promoçao bin ich heute morgen aufgebrochen in die wohl bekannteste Stadt des Kontinents. Und dort sitze ich nun, gespannt auf Zuckerhut, Copacabana und den grossen Christus in den naechsten Tagen.
Florianopolis
In Stroemen regnet es erstaunlich viel in Brasilien, zumindest hier in der Gegend. In Florianopolis hingegen im Sueden war das Wetter so, wie man es sich in Deutschland von Brasilien vorstellt. Dort habe ich nach den Iguazu-Wasserfaellen meine ersten paar Tage in Brasilien verbracht. Florianopolis wirkt wohlhabend, sicher und sauber, wie eine europaeische Stadt. Die Leute waren grossenteils Weisse, die Hauptfussgaengerzone ist die Schmidt-Avenida. Ich bin nicht aufgefallen und wurde sogar zweimal nach dem Weg gefragt. Glaube ich zumindest, denn ich verstand nix. Waehrend ich Portugiesisch einigermassen lesen kann, habe ich mich bisher nicht an die Aussprache gewoehnen koennen - Portugiesisch ist da echt alles anderes als leicht - und bin nach wie vor aufgeschmissen, wenn mein Gegenueber weder Spanisch noch Englisch spricht. Wobei das viele Gegenueber eigentlich nicht nennenswert stoert; sie reden einfach freudig weiter. Ich entgegne dann ab und zu irgendwas auf Spanisch, wobei ich an beliebigen Stellen "sch" und Nasallaute einstreue. Das hilft zwar auch nicht viel, aber es ist zumindest kurzweilig. In Floripa war ansonsten nicht viel los, kaum Backpacker vorort, und da ich am Wochenanfang an dort war, war auch die Stadt aeusserst ruhig. Von wegen alle Brasilianer tanzen permanent Samba und feiern... Ich besuchte noch eine deutsch-brasilianische Familie, Bekannte von Leandro, und dann fuhr ich weiter nach Norden.
Grosse Insel
Ueber Sao Paulo bin ich letztes Wochenende nach Paraty gekommen, ein nettes kleines Kolonialstaedtchen. Leider war es auch dort zwar sehr schoen, aber nicht besonders aufregend. Wenn kaum andere Backpacker im Hostal sind und sich die brasilianische Jugend versteckt haelt, kann es einem Alleinreisenden schon mal langweilig werden. Daher bin ich Sonntag bereits weiter auf die Ilha Grande gereist. Die Ilha Grande ist die drittgroesste brasilianische Insel, autofrei mit 106 Straenden. Dort war dann endlich mal wieder Reisevolk. Die Schoenheit der Insel wird landesweit geruehmt und zieht daher viele Touristen an. Wie hier gerade in Rio passt auch dort das Wetter nicht ganz zu den brasilianischen Klischeevorstellungen. Am Montag etwa konnte man kaum das andere Ende der Bucht erkennen, so stark war der Regen. Dafuer hat sich gestern das halbe Hostal einen Sonnenbrand zugezogen auf einem absoluten Traumstrand. Etwas angeschlagen von der gestrigen Caipirinha-Promoçao bin ich heute morgen aufgebrochen in die wohl bekannteste Stadt des Kontinents. Und dort sitze ich nun, gespannt auf Zuckerhut, Copacabana und den grossen Christus in den naechsten Tagen.
Samstag, 3. November 2007
Fallendes Wasser en masse
Seit drei Stunden bin ich richtig in Brasilien. In Foz do Iguaco sitze ich am Busbahnhof und warte auf meinen Bus, der mich ueber Nacht nach Florianopolis bringt. Obwohl wir hier gleich hinter der Grenze zu Argentinien sind, habe ich gerade mit Haenden und Fuessen einen Hamburger bestellen muessen, denn Spanisch oder Englisch sprach mein Wirt nicht, und auch ich habe keinen blassen Schimmer vom Portugiesischen. Portugiesisch ist zwar so aehnlich zum Spanischen, dass man vieles lesen kann; aber einige grundlegende Woerter sind dann doch verschieden und ausgesprochen kann ich das Meiste nicht mehr zum verwandten Spanisch zurueckverfolgen. Die naechsten Wochen duerften also etwas anspruchsvoller werden, doch fuers anspruchsvolle Reisen ist der Latinotobe ja hier.
Cataratas del Iguazú
Drei Stunden war ich bereits gestern in Brasilien: bei den Cataratas do Iguacu (Fotos). Tags zuvor hatte ich mir die argentinische Haelfte der Cataratas del Iguazú angeschaut. Der Iguazu fliesst entlang der argentinisch-brasilianischen Grenze im Landesinneren ganz in der Naehe von Paraguay. Ein maechtiges Wasserfallnetzwerk aus 275 einzelnen Faellen trennt ihn in den oberen Iguazu und den unteren Iguazu entlang einer Strecke von 2,7 Kilometern. Die Faelle sind bis zu 82 Meter hoch. Die Garganta del Diablo (Teufelsrachen) dominiert die Faelle: ein U-foermiges 150m breites und 700m langes Kliff, ueber das sich die tosenden Wassermassen in eine schaeumende Schlucht stuerzen. Ruhiger, aber eleganter und schoener ist die Kette vereinzelter Wasserfaelle auf der argentischen Seite. Ich koennte hier alle Attribute von oberstderb bis paradiesisch auflisten; diese Wasserfaelle gehoeren zum Tollsten, was ich je gesehen habe.
Bom dia, Brasil
Wasserfallbeschwingt fahre ich nun gleich an die Atlantikkueste, um die Wassermassen, die ich gestern habe sich hinabstuerzen sehen, wiederzutreffen. Florianopolis liegt in Brasiliens Sueden und wird mein erster richtiger Stopp hier. Ich bin sehr gespannt auf dieses Land, das ja so verschieden von allen meinen vorher Bereisten sein soll. Vor allem, nachdem mir Hannes letzte Woche auf seiner Terrasse nochmal das Beste seiner gesammelten Anekdoten von seinen Reisen dort dargeboten hatte... Até mais tarde!
Cataratas del Iguazú
Drei Stunden war ich bereits gestern in Brasilien: bei den Cataratas do Iguacu (Fotos). Tags zuvor hatte ich mir die argentinische Haelfte der Cataratas del Iguazú angeschaut. Der Iguazu fliesst entlang der argentinisch-brasilianischen Grenze im Landesinneren ganz in der Naehe von Paraguay. Ein maechtiges Wasserfallnetzwerk aus 275 einzelnen Faellen trennt ihn in den oberen Iguazu und den unteren Iguazu entlang einer Strecke von 2,7 Kilometern. Die Faelle sind bis zu 82 Meter hoch. Die Garganta del Diablo (Teufelsrachen) dominiert die Faelle: ein U-foermiges 150m breites und 700m langes Kliff, ueber das sich die tosenden Wassermassen in eine schaeumende Schlucht stuerzen. Ruhiger, aber eleganter und schoener ist die Kette vereinzelter Wasserfaelle auf der argentischen Seite. Ich koennte hier alle Attribute von oberstderb bis paradiesisch auflisten; diese Wasserfaelle gehoeren zum Tollsten, was ich je gesehen habe.
Bom dia, Brasil
Wasserfallbeschwingt fahre ich nun gleich an die Atlantikkueste, um die Wassermassen, die ich gestern habe sich hinabstuerzen sehen, wiederzutreffen. Florianopolis liegt in Brasiliens Sueden und wird mein erster richtiger Stopp hier. Ich bin sehr gespannt auf dieses Land, das ja so verschieden von allen meinen vorher Bereisten sein soll. Vor allem, nachdem mir Hannes letzte Woche auf seiner Terrasse nochmal das Beste seiner gesammelten Anekdoten von seinen Reisen dort dargeboten hatte... Até mais tarde!
Montag, 29. Oktober 2007
Buenos Aires
Zweieinhalb Wochen Buenos Aires habe ich erfolgreich hinter mich gebracht (Fotos). Nach der steten Rumreiserei war meine Lust gross gewesen, mal wieder fuer laengere Zeit an einem netten Ort zu verweilen. Nach ein paar Tagen bei Hannes und seiner Familie bin ich fuer 8 Naechte in ein Hostal in die Innenstadt gezogen.
Partyhostal
Das Hostal war voller Iren und Englaender, ich war zu meiner Ueberraschung die meiste Zeit der einzige Deutsche. Das Hostal duerfte wohl das Beispiel schlechthin fuer ein Partyhostal sein. Lustig zu sehen, wie die Vorstellung von einer gelungenen Suedamerikareise der Leute dort von der Vorstellung etwa der Backpacker in der peruanischen Cordillera Blanca abweicht. Und schoen war´s, wie die ganzen Einsprachigen alle mein Spanisch bewundert haben (unter Stummen ist der Halbzuengige der Rey). Trotz aller geselligen Abendrunden kam ich zum ein oder anderen kulturellen Highlight: abgesehen von der Vielzahl besuchter Museen (2 in 3h) war ich auf einem Boca-Juniors-Spiel. Die Gegner waren beliebige Provinzflaschen, so dass die Stimmung trotz beinahe ausverkauftem Haus nicht schlecht, aber auch nicht bewegend war. (Ist natuerlich auch nachteilhaft, wenn man die europaeische Liga mit der mit Abstand besten Stadionstimmung gewohnt ist.) Dafuer habe ich Maradona gesehen, zumindest prinzipiell. Der stand auf seinem VIP-Balkon und alle haben zu ihm gezeigt, gluecklicherweise, denn sonst haette ich ihn mit einem seiner fuenf Kumpanen um ihn herum noch verwechselt.
Argentinischer Muessiggang
Nachdem ich schliesslich alle Discotheken und Allyoucaneatgrillrestaurants von Buenos Aires kennengelernt hatte, zog ich zurueck zum Hannes. Nach einer Nacht Ausgehen mit ihm, so unterhaltsam wie daeinst, habe ich die letzten Tage gefaulenzt, um neue Energien zu sammeln fuer die Weiterreise. Wir haben gegrillt, auf Spielplaetzen uns unserer Jugend erfreut und allseits bekannte Klischees bestaetigt (Fussball ist, wenn 22 Leute..., s. G. Lineker): in einem Kleinfeld-Fussballspiel gegen einen Haufen Argentinier wurden wir zunaechst vorgefuehrt, ehe wir uns auf unsere deutschen Tugenden besannen (und unsere argentinischen Mitspieler sich auf ihre Technik) und das Spiel drehen konnten - was auch deshalb sehr wichtig war, da es um Geld ging und ich bereits zuvor diverse Peso bei anderen Gluecksspielen an Hannes verloren hatte. Heute Abend verlasse ich das schoene Buenos Aires und fahre in den Nordosten zu den weltbekannten Iguazu-Wasserfaellen an der brasilianischen Grenze. (Die ich nicht kannte, bevor Leandro mir von ihnen erzaehlt hatte. Sowieso erschreckend, wie simpel und uninformiert mein Suedamerikabild vorher war und noch ist. Die bekanntesten Bands, die bekanntesten Maler, nix kenne ich. Immerhin kann ich jetzt einigermassen die suedamerikanische Landkarte malen.) Bin schon ganz gespannt, ob ich ueberhaupt noch Busfahren kann... Chao!
Partyhostal
Das Hostal war voller Iren und Englaender, ich war zu meiner Ueberraschung die meiste Zeit der einzige Deutsche. Das Hostal duerfte wohl das Beispiel schlechthin fuer ein Partyhostal sein. Lustig zu sehen, wie die Vorstellung von einer gelungenen Suedamerikareise der Leute dort von der Vorstellung etwa der Backpacker in der peruanischen Cordillera Blanca abweicht. Und schoen war´s, wie die ganzen Einsprachigen alle mein Spanisch bewundert haben (unter Stummen ist der Halbzuengige der Rey). Trotz aller geselligen Abendrunden kam ich zum ein oder anderen kulturellen Highlight: abgesehen von der Vielzahl besuchter Museen (2 in 3h) war ich auf einem Boca-Juniors-Spiel. Die Gegner waren beliebige Provinzflaschen, so dass die Stimmung trotz beinahe ausverkauftem Haus nicht schlecht, aber auch nicht bewegend war. (Ist natuerlich auch nachteilhaft, wenn man die europaeische Liga mit der mit Abstand besten Stadionstimmung gewohnt ist.) Dafuer habe ich Maradona gesehen, zumindest prinzipiell. Der stand auf seinem VIP-Balkon und alle haben zu ihm gezeigt, gluecklicherweise, denn sonst haette ich ihn mit einem seiner fuenf Kumpanen um ihn herum noch verwechselt.
Argentinischer Muessiggang
Nachdem ich schliesslich alle Discotheken und Allyoucaneatgrillrestaurants von Buenos Aires kennengelernt hatte, zog ich zurueck zum Hannes. Nach einer Nacht Ausgehen mit ihm, so unterhaltsam wie daeinst, habe ich die letzten Tage gefaulenzt, um neue Energien zu sammeln fuer die Weiterreise. Wir haben gegrillt, auf Spielplaetzen uns unserer Jugend erfreut und allseits bekannte Klischees bestaetigt (Fussball ist, wenn 22 Leute..., s. G. Lineker): in einem Kleinfeld-Fussballspiel gegen einen Haufen Argentinier wurden wir zunaechst vorgefuehrt, ehe wir uns auf unsere deutschen Tugenden besannen (und unsere argentinischen Mitspieler sich auf ihre Technik) und das Spiel drehen konnten - was auch deshalb sehr wichtig war, da es um Geld ging und ich bereits zuvor diverse Peso bei anderen Gluecksspielen an Hannes verloren hatte. Heute Abend verlasse ich das schoene Buenos Aires und fahre in den Nordosten zu den weltbekannten Iguazu-Wasserfaellen an der brasilianischen Grenze. (Die ich nicht kannte, bevor Leandro mir von ihnen erzaehlt hatte. Sowieso erschreckend, wie simpel und uninformiert mein Suedamerikabild vorher war und noch ist. Die bekanntesten Bands, die bekanntesten Maler, nix kenne ich. Immerhin kann ich jetzt einigermassen die suedamerikanische Landkarte malen.) Bin schon ganz gespannt, ob ich ueberhaupt noch Busfahren kann... Chao!
Dienstag, 16. Oktober 2007
Hannes
Donnerstagabend stieg ich in Mendoza in den Bus ein und schlief bis Buenos Aires am naechsten Mittag durch. (Uebrigens klar der beste Bus bisher, Tillmann und Teresa, obwohl auch nur Semi Cama.) Genau richtig vorbereit fuer Hannes und seine Familie (Fotos)! Hannes hat mit mir daeinst Abi gemacht, in derselben grandiosen (wenn auch selten erfolgreichen) Mainzer Stadtteilmannschaft Fussball gespielt und sich die Naechte der Oberstufe mit mir um die Ohren geschlagen. Er lebt seit ein paar Jahren in Buenos Aires, und wenn er seitdem mal in Deutschland gewesen war, hatten wir uns verpasst.
Emily
So war es fuer mich ein grosser Moment, von ihm am Busterminal in Buenos Aires willkommen geheissen zu werden. Von ihm und seinem Toechterchen Emily, 14 Monate. Emily hat erstmal geweint, als sie mich gesehen hat. Ich vermute, es waren Freudentraenen. Und sie ist tatsaechlich so schoen geraten wie ihr Vater (wie es ihr Vater mir zuvor geschrieben hatte). Hannes lebt mit seiner Familie, das sind Emily, seine Freundin Rosana und deren zwei aeltere Kinder, in Palermo, einem Szeneviertel von Buenos Aires. Als vorzueglicher Gastgeber verwoehnte er mich freitags mit vielzaehligen vermissten oder nie gekannten kulinarischen Highlights, vom Willkommenserdinger ueber das Nachmittagsnutellabrot bis hin zu Unmengen Carne am Abend.
Cultura
Samstag tauchten wir so richtig ein in die argentinische Kultur, das heisst, wir waren beim WM-Qualispiel Argentinien gegen Chile im River-Plate-Stadion (2:0, sehr schmeichelhaft fuer die Gaeste) und danach bis 9 Uhr am naechsten Morgen in der Boliche (Disse). Der Sonntag gestaltete sich dementsprechend ruhiger. Montag war Feiertag in Argentinien und fuer uns Familientag im Park. Heute zeigt mir Hannes seine Guia-Kuenste im Zentrum von Buenos Aires.
Emily
So war es fuer mich ein grosser Moment, von ihm am Busterminal in Buenos Aires willkommen geheissen zu werden. Von ihm und seinem Toechterchen Emily, 14 Monate. Emily hat erstmal geweint, als sie mich gesehen hat. Ich vermute, es waren Freudentraenen. Und sie ist tatsaechlich so schoen geraten wie ihr Vater (wie es ihr Vater mir zuvor geschrieben hatte). Hannes lebt mit seiner Familie, das sind Emily, seine Freundin Rosana und deren zwei aeltere Kinder, in Palermo, einem Szeneviertel von Buenos Aires. Als vorzueglicher Gastgeber verwoehnte er mich freitags mit vielzaehligen vermissten oder nie gekannten kulinarischen Highlights, vom Willkommenserdinger ueber das Nachmittagsnutellabrot bis hin zu Unmengen Carne am Abend.
Cultura
Samstag tauchten wir so richtig ein in die argentinische Kultur, das heisst, wir waren beim WM-Qualispiel Argentinien gegen Chile im River-Plate-Stadion (2:0, sehr schmeichelhaft fuer die Gaeste) und danach bis 9 Uhr am naechsten Morgen in der Boliche (Disse). Der Sonntag gestaltete sich dementsprechend ruhiger. Montag war Feiertag in Argentinien und fuer uns Familientag im Park. Heute zeigt mir Hannes seine Guia-Kuenste im Zentrum von Buenos Aires.
Donnerstag, 11. Oktober 2007
Argentinien
Hundemuede, aber gluecklich sitze ich im Internetcafe im argentinischen Mendoza und freue mich darueber zu lesen, wie toll doch der Wissenschaftsstandort Deutschland ist. Bald trage ich meinen Teil dazu bei. In meinem derzeitigen Zustand waere ich allerdings keine grosse Hilfe, denn die letzten drei Naechte habe ich jeweils nie mehr als fuenf Stunden geschlafen. Ich bin naemlich in einem absolut geilen Partyhostal gelandet. Und schon an meinem dritten Tag in Argentinien meine ich verstehen zu koennen, wieso Hannes hier geblieben ist. Doch mal wieder schoen chronologisch der Reihe nach (Fotos).
Moskau
Zuvor jedoch noch ein nettes Geschichtchen naechtraeglich, das ich ganz vergessen hatte: Mitten im ecuadorianischen Niemandsland sassen wir im Bus, mit mir nur Teresa und Clare aus Manchester, ansonsten alles Ecuadorianer, und was hoerten wir inmitten suedamerikanischer Musikkunst aufeinmal? "Moskau, Moskau... Russland ist ein schoenes Land. Ho-ho-ho-ho-ho, hey!" Das ist natuerlich eines der grossartigsten deutschen Lieder, wie ich mir gerade eben ueber Internet mal wieder vor die Ohren fuehre. Ich war kurz davor aufzuspringen und ein dreifach donnerndes Helau auf die Meenzer Fassenacht loszulassen - haette mich nicht das ausladende Hinterteil einer der zahlreichen im Busflur stehenden Señoras in den Sitz gedrueckt.
Buskreuzfahrt
Die Odysee von Quito nach Santiago zurueck war zwar 5.000 km lang, aber entspannt und angenehm. 9 Stunden ueber Nacht nach Guayaquil, 28 Stunden nach Lima, 20 Stunden nach Tacna, 1 Stunde ueber die Grenze nach Arica in Nordchile, Beinedurchbluten mittels Joggen am schoenen Strand, Avocadohotdogs und Uebernachtung im Hostal dort, 30 Stunden nach Santiago. Busreisen kann ich jetzt. In Santiago blieb ich fuer vier schoene Tage bei Juan, einem sehr korrekten Kumpel von Tillmann. Montag dann ging´s richtig offiziell los mit Teil 2 der Reise, die blaue Route auf der Karte oben links, und auf zu neuen Weiten.
Argentinien
Sechs Stunden faehrt man von Santiago aus ueber einen Andenpass nach Mendoza in Argentinien. Dabei passiert man den hoechsten Berg der Welt ausserhalb des Himalayas, den Aconcagua mit 6.962m. Der sieht allerdings gar nicht so spektakulaer aus, wie er es seiner Hoehe wegen verdient haette. Weil es zudem noch bewoelkt war, hab ich ihn gar nicht erkannt, obwohl ich die komplette Fahrt auf der richtigen Seite aus dem Fenster geguckt habe. Auf meine verwunderte Frage, wann er denn nun endlich kaeme, der Riesenberg, habe ich nur ein "Ya pasamos" zur Antwort bekommen. So bin ich am Tag drauf von Mendoza aus nochmal zu ihm hingefahren, um ihm bei schoenstem Sonnenschein meinen Respekt zu zollen und ihm zu versprechen, ihn bis 2031 zu bezwingen. Mendoza hat 120.000 Einwohner und ist die schoene Hauptstadt der groessten Weinregion Argentiniens. Die Gegend ist sehr heiss und trocken, eine Halbwueste. Mit frischem Andenwasser laesst sich aber allerhand kultivieren, und so saeumen alle Strassen Mendozas grosse, gruene Baeume. 1861 wurde die komplette Stadt in Schutt und Asche gelegt von einem Erdbeben. Infolgedessen bauten die Mendozaner ihre Strassen breit und legten groessflaechige Plaetze an, auf denen heute munterst hin- und herflaniert wird. Die Leute in der Stadt sehen, wie bekannt, grossenteils wie Suedeuropaer aus, kein Vergleich zu allen vorherigen Laendern. Ein komisches Gefuehl, jetzt nur noch ein bisschen aufzufallen. In den Doerfern ringsum sind die Leute dunkler, etwa wie in Chile. Wirklich unfair ist, wie Gott die Schoenheit in Suedamerika verteilt hat. Ueber die Anden zu fahren hat eine nicht geringere Wirkung, als in Dover eine Faehre zu besteigen und nach Kontinentaleuropa zu kommen! Ich wollte jedenfalls grade in keinem anderen Land der Welt sein. Gestern bin ich mit diversen anderen Rucksackreisenden von Winzerei zu Winzerei geradelt und habe Weine probiert. War allerdings nicht gerade der spannendste Teil der Reise. Dafuer war die Hostalparty gestern Nacht grandios. Jetzt habe ich heute Vormittag mein Bett geraeumt, mir fuer heute Abend ein Ticket nach Buenos Aires gekauft (nur 15 Stuendchen, laecherlich) und bin nun voller allerderbst krasser Vorfreude und aufgeregt wie ein kleines Kind auf ein absolutes Reisehighlight: Hannes.
Moskau
Zuvor jedoch noch ein nettes Geschichtchen naechtraeglich, das ich ganz vergessen hatte: Mitten im ecuadorianischen Niemandsland sassen wir im Bus, mit mir nur Teresa und Clare aus Manchester, ansonsten alles Ecuadorianer, und was hoerten wir inmitten suedamerikanischer Musikkunst aufeinmal? "Moskau, Moskau... Russland ist ein schoenes Land. Ho-ho-ho-ho-ho, hey!" Das ist natuerlich eines der grossartigsten deutschen Lieder, wie ich mir gerade eben ueber Internet mal wieder vor die Ohren fuehre. Ich war kurz davor aufzuspringen und ein dreifach donnerndes Helau auf die Meenzer Fassenacht loszulassen - haette mich nicht das ausladende Hinterteil einer der zahlreichen im Busflur stehenden Señoras in den Sitz gedrueckt.
Buskreuzfahrt
Die Odysee von Quito nach Santiago zurueck war zwar 5.000 km lang, aber entspannt und angenehm. 9 Stunden ueber Nacht nach Guayaquil, 28 Stunden nach Lima, 20 Stunden nach Tacna, 1 Stunde ueber die Grenze nach Arica in Nordchile, Beinedurchbluten mittels Joggen am schoenen Strand, Avocadohotdogs und Uebernachtung im Hostal dort, 30 Stunden nach Santiago. Busreisen kann ich jetzt. In Santiago blieb ich fuer vier schoene Tage bei Juan, einem sehr korrekten Kumpel von Tillmann. Montag dann ging´s richtig offiziell los mit Teil 2 der Reise, die blaue Route auf der Karte oben links, und auf zu neuen Weiten.
Argentinien
Sechs Stunden faehrt man von Santiago aus ueber einen Andenpass nach Mendoza in Argentinien. Dabei passiert man den hoechsten Berg der Welt ausserhalb des Himalayas, den Aconcagua mit 6.962m. Der sieht allerdings gar nicht so spektakulaer aus, wie er es seiner Hoehe wegen verdient haette. Weil es zudem noch bewoelkt war, hab ich ihn gar nicht erkannt, obwohl ich die komplette Fahrt auf der richtigen Seite aus dem Fenster geguckt habe. Auf meine verwunderte Frage, wann er denn nun endlich kaeme, der Riesenberg, habe ich nur ein "Ya pasamos" zur Antwort bekommen. So bin ich am Tag drauf von Mendoza aus nochmal zu ihm hingefahren, um ihm bei schoenstem Sonnenschein meinen Respekt zu zollen und ihm zu versprechen, ihn bis 2031 zu bezwingen. Mendoza hat 120.000 Einwohner und ist die schoene Hauptstadt der groessten Weinregion Argentiniens. Die Gegend ist sehr heiss und trocken, eine Halbwueste. Mit frischem Andenwasser laesst sich aber allerhand kultivieren, und so saeumen alle Strassen Mendozas grosse, gruene Baeume. 1861 wurde die komplette Stadt in Schutt und Asche gelegt von einem Erdbeben. Infolgedessen bauten die Mendozaner ihre Strassen breit und legten groessflaechige Plaetze an, auf denen heute munterst hin- und herflaniert wird. Die Leute in der Stadt sehen, wie bekannt, grossenteils wie Suedeuropaer aus, kein Vergleich zu allen vorherigen Laendern. Ein komisches Gefuehl, jetzt nur noch ein bisschen aufzufallen. In den Doerfern ringsum sind die Leute dunkler, etwa wie in Chile. Wirklich unfair ist, wie Gott die Schoenheit in Suedamerika verteilt hat. Ueber die Anden zu fahren hat eine nicht geringere Wirkung, als in Dover eine Faehre zu besteigen und nach Kontinentaleuropa zu kommen! Ich wollte jedenfalls grade in keinem anderen Land der Welt sein. Gestern bin ich mit diversen anderen Rucksackreisenden von Winzerei zu Winzerei geradelt und habe Weine probiert. War allerdings nicht gerade der spannendste Teil der Reise. Dafuer war die Hostalparty gestern Nacht grandios. Jetzt habe ich heute Vormittag mein Bett geraeumt, mir fuer heute Abend ein Ticket nach Buenos Aires gekauft (nur 15 Stuendchen, laecherlich) und bin nun voller allerderbst krasser Vorfreude und aufgeregt wie ein kleines Kind auf ein absolutes Reisehighlight: Hannes.
Freitag, 28. September 2007
Aequator
Am Dienstagmittag sind wir in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito angekommen (Fotos). Quito hat knapp anderthalb Millionen Einwohner und liegt im Landesinneren auf 2800m Hoehe. Quito hat zwei Zentren, die schoene historische Altstadt im Kolonialstil, und die Neustadt mit Hochhaeusern, Geschaeften und Parks. Trotz seiner Groesse macht Quito einen angenehmen, gar nicht so grossstaedtischen Eindruck. Es erinnert insofern ein bisschen an Muenchen, nur eben leider mit mehr Ghettos und wesentlich mehr Kriminalitaet des Nachts, andererseits dafuer ohne Bayern. In Quito wohnen wir bei vier deutschen Jungs, die hier in einer Sozialeinrichtung ihren Zivildienst ableisten, die wir ueber zwei, drei Ecken kennen und die uns gerne ihre Couchmatrazen zur Verfuegung stellen.
Eine kleine Ethnologie Ecuadors
Die Ecuadorianer sehen fuer meine Augen den Peruanern uebrigens sehr aehnlich, abgesehen davon, dass die Ecuadorianerinnen deutlich huebscher sind. In den Staedten sind fast alle Mestizen, vereinzelt gibt es Weisse, waehrend in den laendlichen Gegenden die Bevoelkerung sehr indigen ist. Nur dort werden noch traditionelle Kleider getragen. Diese Kleidung ist prinzipiell die gleiche wie in Peru und Bolivien, d.h., Frauen tragen lange Roecke und zylinderartige Huete. Aber Farben und Formen unterscheiden sich dabei bereits von Landstrich zu Landstrich. Die Ecuadorianer machen auch einen entspannteren und offeneren Eindruck als die Peruaner. Ich muss deutlich haeufiger mein Spanischsmalltalkkoennen unter Beweis stellen. Trotzdem wuerde ich sie keineswegs als extrovertierter als Mitteleuropaeer bezeichnen. Die Klischees ueber Suedamerikaner, die lauthals exzessiv den ganzen Tag und die ganze Nacht rhythmisch tanzen undsoweiter, die sind wohl eher in Kolumbien, Venezuela oder Brasilien entstanden.
Mitad del Mundo
Quito liegt kurz unterhalb des Aequators. Nachdem wir Mittwoch einen "typischen" Indiomarkt voller Plunder fuer Gringos in einer zwei Stunden entfernten Stadt besucht hatten, fuhren wir zur "Weltenmitte" ("Mitad del Mundo"), wie die Ecuadorianer den Ort genannt haben, an dem sie den Aequator vermarkten. Dort haben sie eine Linie fuer den Aequator gezogen. Trotz ihrer nur symbolischen Natur begeisterte sie uns (noch faszinierender als der 50. Breitengrad auf dem Mainzer Gutenbergplatz), schon toll zwischen Nord- und Suedhalbkugel hin- und herzuhuepfen.
Latino-Tobe Teil II
Gestern haben wir uns in der Neustadt Quitos umgeguckt. Abends schliesslich flog Teresa zurueck nach Santiago, von wo sie Montag, so ich mich recht erinnere, weiter nach Frankfurt fliegt. So beginnt jetzt fuer mich der zweite Teil der Reise, in dem ich allein unterwegs bin. Ich moechte noch eins, zwei Tage in Quito bleiben, bevor auch ich mich auf den Weg zurueck nach Santiago und von dort aus weiter nach Argentinien mache. Allerdings nehme ich den Bus, und so werde ich wohl fuer die 5000 Kilometer fuenf Tage brauchen. Busfahren ist naemlich wesentlich guenstiger und macht (bei akzeptablen Bussen) sogar Spass, denn so sieht man sehr viel vom Land. Aber schon lustig, wenn ich bedenke, dass ich in Deutschland eine dreieinhalbstuendige Autofahrt etwa von Mainz nach Osnabrueck als laengere Reise ansehe. Nach ueberstandener Odysee melde ich mich wieder!
Eine kleine Ethnologie Ecuadors
Die Ecuadorianer sehen fuer meine Augen den Peruanern uebrigens sehr aehnlich, abgesehen davon, dass die Ecuadorianerinnen deutlich huebscher sind. In den Staedten sind fast alle Mestizen, vereinzelt gibt es Weisse, waehrend in den laendlichen Gegenden die Bevoelkerung sehr indigen ist. Nur dort werden noch traditionelle Kleider getragen. Diese Kleidung ist prinzipiell die gleiche wie in Peru und Bolivien, d.h., Frauen tragen lange Roecke und zylinderartige Huete. Aber Farben und Formen unterscheiden sich dabei bereits von Landstrich zu Landstrich. Die Ecuadorianer machen auch einen entspannteren und offeneren Eindruck als die Peruaner. Ich muss deutlich haeufiger mein Spanischsmalltalkkoennen unter Beweis stellen. Trotzdem wuerde ich sie keineswegs als extrovertierter als Mitteleuropaeer bezeichnen. Die Klischees ueber Suedamerikaner, die lauthals exzessiv den ganzen Tag und die ganze Nacht rhythmisch tanzen undsoweiter, die sind wohl eher in Kolumbien, Venezuela oder Brasilien entstanden.
Mitad del Mundo
Quito liegt kurz unterhalb des Aequators. Nachdem wir Mittwoch einen "typischen" Indiomarkt voller Plunder fuer Gringos in einer zwei Stunden entfernten Stadt besucht hatten, fuhren wir zur "Weltenmitte" ("Mitad del Mundo"), wie die Ecuadorianer den Ort genannt haben, an dem sie den Aequator vermarkten. Dort haben sie eine Linie fuer den Aequator gezogen. Trotz ihrer nur symbolischen Natur begeisterte sie uns (noch faszinierender als der 50. Breitengrad auf dem Mainzer Gutenbergplatz), schon toll zwischen Nord- und Suedhalbkugel hin- und herzuhuepfen.
Latino-Tobe Teil II
Gestern haben wir uns in der Neustadt Quitos umgeguckt. Abends schliesslich flog Teresa zurueck nach Santiago, von wo sie Montag, so ich mich recht erinnere, weiter nach Frankfurt fliegt. So beginnt jetzt fuer mich der zweite Teil der Reise, in dem ich allein unterwegs bin. Ich moechte noch eins, zwei Tage in Quito bleiben, bevor auch ich mich auf den Weg zurueck nach Santiago und von dort aus weiter nach Argentinien mache. Allerdings nehme ich den Bus, und so werde ich wohl fuer die 5000 Kilometer fuenf Tage brauchen. Busfahren ist naemlich wesentlich guenstiger und macht (bei akzeptablen Bussen) sogar Spass, denn so sieht man sehr viel vom Land. Aber schon lustig, wenn ich bedenke, dass ich in Deutschland eine dreieinhalbstuendige Autofahrt etwa von Mainz nach Osnabrueck als laengere Reise ansehe. Nach ueberstandener Odysee melde ich mich wieder!
Dienstag, 25. September 2007
Ecuador
Gerade sind wir aus Puyo am Rande des ecuadorianischen Dschungels zurueckgekommen. Dorthin sind wir von hier aus, das heisst von Baños, einem schoenen Erholungsstaedtchen in den ecuadorianischen Bergen, 60 km runtergeradelt. Anstatt mit den Radkumpanen "Pilsener", das ecuadorianische Einheitsbier, trinken zu gehen, bin ich verschwitzt ins Internetcafe geeilt, um endlich mal wieder ein paar Zeilen von mir zu geben. In den letzten Tagen hatte ich dafuer keine Zeit, denn teils sind wir von einer ecuadorianischen Attraktion zur naechsten geeilt, teils war in kleinen Orten die Werbung "Internet" aussen an den Cafes eine Luege und man konnte keine Seite laden, und dann litt mein Blogesprit auch ab und an unter vorhergehenden Naechten. Aber jetzt endlich ein Bericht der letzten Tage, bevor sie mich hier aus dem Cafe rauswerfen (Fotos).
Lima
Von der Cordillera Blanca fuhren wir zurueck nach Lima. Lima ist sehr gross und alt und war daeinst die fuehrende Stadt Suedamerikas, da der Hauptsitz der Spanier. Doch vom alten Ruhm ist nicht viel uebrig geblieben und die Stadt keine Schoenheit. Es war bewoelkt und recht kalt (komischerweise war es in Peru tagsueber in den Bergen ueber 3000m immer deutlich waermer), aber auch in der Sonne mag die Stadt wahrscheinlich nicht verzaubern. Wir blieben drei Tage, um uns von den Strapazen der vergangenen Wochen in der Provinz zu erholen, aufs Laenderspiel gegen Bolivien zu gehen und Tillmann zu verabschieden. Tillmann flog naemlich mit mehrtaegigem Zwischenstopp in Santiago zurueck nach Frankfurt, und nur eine Unzahl an Pisco Sours, diesem geilen Getraenk, und Pisco Purs ermoeglichte es mir, mich um 5 Uhr morgens guter Laune von ihm zu verabschieden, nachdem ich in den letzten zwei Monaten die Zeit so intensiv mit ihm verbracht hatte wie seit 15 Jahren nicht mehr. Mit Teresa verbringe ich nun noch zwei weitere Wochen, bevor es fuer mich alleine weitergeht. In Lima haben wir am letzten Tag noch Teresas Bruder getroffen, der mit zwei Kumpels umhergereist ist, und von einer recht verschiedenen Art zu reisen gehoert.
Nordperu
Ueber Nacht sind Teresa und ich weiter nach Trujillo gereist, der drittgroessten Stadt Perus im Norden gelegen. An sich keine spannende Stadt, waere sie nicht am Meer gelegen und haetten nicht ein paar Praeinkaindianer eine wirklich riesige Matschstadt gebaut, "Chan Chan" haben sie die genannt. In Schlammziegeltempeln und anderen -gebaeuden sollen dort im 14. und 15. Jahrhundert 60.000 Menschen gewohnt haben, was durchaus hinkommen koennte, denn die Ruinen erstrecken sich in der Tat ueber viele, viele Quadratkilometer. Nachdem wir uns die angeschaut hatten, wie es sich gehoert, verbrachten wir endlich, endlich den Nachmittag am Strand. Erst assen wir die Nationalspeise "Ceviche", das ist roher Fisch oder sonstiger Meerkrams, der mehrere Stunden in Zitronensaft eingelegt wird und danach auch dem Touristen aus dem europaeischen Binnenland sehr mundet. Fuer Baden war es leider zu frisch, und obwohl es bewoelkt war, schaffte es die mit uns fuer ein paar Tage reisende helle, blonde Clare aus Manchester, sich einen derben Sonnenbrand zuzulegen (ich liebe es, wenn ein Klischee funktioniert). Ueber Nacht ging´s weiter nach Piura noch weiter im Norden, einem sympatischen, aber langweiligen Provinzkaff, das wir uns morgens fuer zwei Stunden anschauten. Dann ging´s endlich nach Ecuador!
Ecuador
Von Piura aus haben wir den ganzen Tag gebraucht, um nach Loja zu kommen, das im ecuadorianischen Sueden in gruenen, nicht besonders hohen Bergen liegt. Diese Gegend ist wunderschoen, und so hat die Busreise trotz der unbequemen Sitze sehr viel Spass gemacht. Zudem kam mit der Grenze auch die Waerme und endlich war es einmal so schwuel-warm, wie man sich Suedamerika vorstellt. Der ganze Kuestenstreifen Perus hingegen ist naemlich aeusserst karg, grossenteils Wueste, trotzdem auch tagsueber nicht waermeverwoehnt, zumindest zu dieser Jahreszeit. Das liegt alles am kalten Humboldtstrom und an den Anden (fuer die Details in den meteorologischen Erklaerungen hab ich jetzt keine Zeit). Von Lojas sind wir gleich weitergereist eine Stunde suedlich nach Vilcabamba, weithin bekannt als Gringorelaxort oder eher -dorf. Und in der Tat erholt man sich dort bestens, denn was anderes kann man gar nicht machen. Aber deswegen waren wir ja auch dort gewesen, denn nach all den Busfahrten ueber Nacht und am Tage in nicht gerade der neusten Mercedeskollektion brauchten wir das dringendst. Nach zwei Naechten dort fuhren wir ins fuenf Stunden noerdlich gelegene Cuenca, wieder durch eine aeusserst schoene gruene Berglandschaft.
Kolonialstadt Cuenca
Cuenca ist die drittgroesste Stadt Ecuadors, eine alte Kolonialstadt und meines Erachtens die schoenste Stadt, in der wir bisher waren. Die gesamte Innenstadt besteht grossenteils aus schoenen alten Kolonialstilhaeusern, die Strassen sind gepflegt und sauber und so sicher haben wir uns in einer grossen Stadt schon lange nicht mehr gefuehlt. Insgesamt macht der gesamte Sueden Ecuadors einen recht wohlhabenden Eindruck, obgleich Ecuador noch aermer sein soll als sein suedlicher Nachbar. (Das muessen wir demnaechst nochmal genauer recherchieren!) Einen Eindruck von Armut bekamen wir, als wir weiter nach Guayaquil fuhren, der groessten Stadt Ecuadors. Die Reise dorthin, von 2.500 Metern sich auf Seehoehe schlaengelnd und in ein Wolkenmeer eintauchend, wieder ein Augenschmaus, ganz im Gegensatz zu "Hellboy", der schlechteste Film aller Zeiten, dem wir im Bus ausgeliefert waren (die Nazis kreiieren in Schottland 1944 einen Halbteufel, und so bescheuert geht´s weiter). Guayaquil haben wir zwar nicht ernsthaft betreten, doch drumherum gibt es zahlreiche Reichenfestungen, in denen die Haeuser der Reichen mauer- und wachturmumringt stehen.
Meer
Wir fuhren gleich weiter nach Montañita, dem Surfer- und Strandpartyort Ecuadors. Dort ist derzeit Nebensaison, und das Wetter leider nicht der Hit, sondern bewoelkt, und es nieselte auch gerne mal eine Runde, aber es war trotzdem warm. Endlich habe ich den Pazifik auf der Suedhalbkugel richtig kennengelernt, er war schoen mild und seine Wellen sehr geil. Trotz Nebensaison war abends gut was los im Ort, am Samstag war sogar krass was los und es war laut und schoen. Auf der Strasse gab´s leckere Cocktails, bei denen man den Alkoholanteil selber bestimmen konnte, und im Strandclub konnte man grossartig zeigen, dass man keinen Salsa kann.
Und wieder Berge, aber auch Dschungel
Von Montañita ging´s in einer ganztaegigen Reise zurueck in die Berge in den Osten Ecuadors nach Baños. Und von dort sind wir eben heute mit dem Rad runtergefahren an den Rand des ecuadorianischen Dschungels. Morgen fahren wir weiter nach Norden in die Hauptstadt Quito. Chao!
Lima
Von der Cordillera Blanca fuhren wir zurueck nach Lima. Lima ist sehr gross und alt und war daeinst die fuehrende Stadt Suedamerikas, da der Hauptsitz der Spanier. Doch vom alten Ruhm ist nicht viel uebrig geblieben und die Stadt keine Schoenheit. Es war bewoelkt und recht kalt (komischerweise war es in Peru tagsueber in den Bergen ueber 3000m immer deutlich waermer), aber auch in der Sonne mag die Stadt wahrscheinlich nicht verzaubern. Wir blieben drei Tage, um uns von den Strapazen der vergangenen Wochen in der Provinz zu erholen, aufs Laenderspiel gegen Bolivien zu gehen und Tillmann zu verabschieden. Tillmann flog naemlich mit mehrtaegigem Zwischenstopp in Santiago zurueck nach Frankfurt, und nur eine Unzahl an Pisco Sours, diesem geilen Getraenk, und Pisco Purs ermoeglichte es mir, mich um 5 Uhr morgens guter Laune von ihm zu verabschieden, nachdem ich in den letzten zwei Monaten die Zeit so intensiv mit ihm verbracht hatte wie seit 15 Jahren nicht mehr. Mit Teresa verbringe ich nun noch zwei weitere Wochen, bevor es fuer mich alleine weitergeht. In Lima haben wir am letzten Tag noch Teresas Bruder getroffen, der mit zwei Kumpels umhergereist ist, und von einer recht verschiedenen Art zu reisen gehoert.
Nordperu
Ueber Nacht sind Teresa und ich weiter nach Trujillo gereist, der drittgroessten Stadt Perus im Norden gelegen. An sich keine spannende Stadt, waere sie nicht am Meer gelegen und haetten nicht ein paar Praeinkaindianer eine wirklich riesige Matschstadt gebaut, "Chan Chan" haben sie die genannt. In Schlammziegeltempeln und anderen -gebaeuden sollen dort im 14. und 15. Jahrhundert 60.000 Menschen gewohnt haben, was durchaus hinkommen koennte, denn die Ruinen erstrecken sich in der Tat ueber viele, viele Quadratkilometer. Nachdem wir uns die angeschaut hatten, wie es sich gehoert, verbrachten wir endlich, endlich den Nachmittag am Strand. Erst assen wir die Nationalspeise "Ceviche", das ist roher Fisch oder sonstiger Meerkrams, der mehrere Stunden in Zitronensaft eingelegt wird und danach auch dem Touristen aus dem europaeischen Binnenland sehr mundet. Fuer Baden war es leider zu frisch, und obwohl es bewoelkt war, schaffte es die mit uns fuer ein paar Tage reisende helle, blonde Clare aus Manchester, sich einen derben Sonnenbrand zuzulegen (ich liebe es, wenn ein Klischee funktioniert). Ueber Nacht ging´s weiter nach Piura noch weiter im Norden, einem sympatischen, aber langweiligen Provinzkaff, das wir uns morgens fuer zwei Stunden anschauten. Dann ging´s endlich nach Ecuador!
Ecuador
Von Piura aus haben wir den ganzen Tag gebraucht, um nach Loja zu kommen, das im ecuadorianischen Sueden in gruenen, nicht besonders hohen Bergen liegt. Diese Gegend ist wunderschoen, und so hat die Busreise trotz der unbequemen Sitze sehr viel Spass gemacht. Zudem kam mit der Grenze auch die Waerme und endlich war es einmal so schwuel-warm, wie man sich Suedamerika vorstellt. Der ganze Kuestenstreifen Perus hingegen ist naemlich aeusserst karg, grossenteils Wueste, trotzdem auch tagsueber nicht waermeverwoehnt, zumindest zu dieser Jahreszeit. Das liegt alles am kalten Humboldtstrom und an den Anden (fuer die Details in den meteorologischen Erklaerungen hab ich jetzt keine Zeit). Von Lojas sind wir gleich weitergereist eine Stunde suedlich nach Vilcabamba, weithin bekannt als Gringorelaxort oder eher -dorf. Und in der Tat erholt man sich dort bestens, denn was anderes kann man gar nicht machen. Aber deswegen waren wir ja auch dort gewesen, denn nach all den Busfahrten ueber Nacht und am Tage in nicht gerade der neusten Mercedeskollektion brauchten wir das dringendst. Nach zwei Naechten dort fuhren wir ins fuenf Stunden noerdlich gelegene Cuenca, wieder durch eine aeusserst schoene gruene Berglandschaft.
Kolonialstadt Cuenca
Cuenca ist die drittgroesste Stadt Ecuadors, eine alte Kolonialstadt und meines Erachtens die schoenste Stadt, in der wir bisher waren. Die gesamte Innenstadt besteht grossenteils aus schoenen alten Kolonialstilhaeusern, die Strassen sind gepflegt und sauber und so sicher haben wir uns in einer grossen Stadt schon lange nicht mehr gefuehlt. Insgesamt macht der gesamte Sueden Ecuadors einen recht wohlhabenden Eindruck, obgleich Ecuador noch aermer sein soll als sein suedlicher Nachbar. (Das muessen wir demnaechst nochmal genauer recherchieren!) Einen Eindruck von Armut bekamen wir, als wir weiter nach Guayaquil fuhren, der groessten Stadt Ecuadors. Die Reise dorthin, von 2.500 Metern sich auf Seehoehe schlaengelnd und in ein Wolkenmeer eintauchend, wieder ein Augenschmaus, ganz im Gegensatz zu "Hellboy", der schlechteste Film aller Zeiten, dem wir im Bus ausgeliefert waren (die Nazis kreiieren in Schottland 1944 einen Halbteufel, und so bescheuert geht´s weiter). Guayaquil haben wir zwar nicht ernsthaft betreten, doch drumherum gibt es zahlreiche Reichenfestungen, in denen die Haeuser der Reichen mauer- und wachturmumringt stehen.
Meer
Wir fuhren gleich weiter nach Montañita, dem Surfer- und Strandpartyort Ecuadors. Dort ist derzeit Nebensaison, und das Wetter leider nicht der Hit, sondern bewoelkt, und es nieselte auch gerne mal eine Runde, aber es war trotzdem warm. Endlich habe ich den Pazifik auf der Suedhalbkugel richtig kennengelernt, er war schoen mild und seine Wellen sehr geil. Trotz Nebensaison war abends gut was los im Ort, am Samstag war sogar krass was los und es war laut und schoen. Auf der Strasse gab´s leckere Cocktails, bei denen man den Alkoholanteil selber bestimmen konnte, und im Strandclub konnte man grossartig zeigen, dass man keinen Salsa kann.
Und wieder Berge, aber auch Dschungel
Von Montañita ging´s in einer ganztaegigen Reise zurueck in die Berge in den Osten Ecuadors nach Baños. Und von dort sind wir eben heute mit dem Rad runtergefahren an den Rand des ecuadorianischen Dschungels. Morgen fahren wir weiter nach Norden in die Hauptstadt Quito. Chao!
Dienstag, 11. September 2007
Hoch zwei
Keine zwei Wochen ist es her, dass ich mir geschworen hatte, nie mehr ueber 5000 Meter zu klettern. Da hatte ich auf einem suedperuanischen Vulkan gelegen und mir die Lunge aus dem Leib gekeucht. Aber was hat mich mein Selbstgeschwaetz von gestern interessiert, und jetzt haben wir es schon wieder getan (Fotos)! Aber der Reihe nach.
Nadie como ella
Von Arequipa im Sueden Perus sind wir ueber Nacht nach Lima gefahren. Wie jede Busreise wartete auch diese mit unvergesslichen Eindruecken auf, dieses Mal wurden wir um halb sechs morgens mit ohrenbetaeubenden Marc-Anthony-Videoclips aus dem Schlaf geschreckt. Aber wenn man (wie ich) auf kitschigste Latinomusik steht (mit Liedern ueber einzigartige Frauen), ist das natuerlich die schoenstmoegliche Weise, einen neuen Reisetag zu beginnen (von wegen Emocore).
Lima
Tagsueber haben wir uns die peruanische Hauptstadt angeschaut. Lima ist ein 8-Millionen-Moloch am Meer. Wir hatten Zeit fuer das Regierungsviertel mit Praesidentenpalast und Plaza de Armas. Zu unserem Glueck war Sonntag, und wir konnten der Show der grossen Wachabloesung beiwohnen, bei der sich die Soldaten als wahre Artisten entpuppten und ihre Gewehre durch die Luft jonglierten, wie es kein Strassenkuenstler haette besser machen koennen. Besonders schoen, weil so menschlich, war es auch deshalb, weil sie ihre Kunststueckchen nicht wirklich synchron konnten. Anschliessend haben wir uns ein riesiges Kloster angeschaut, das Zehntausende Skelette huebsch aufbereitet in seinen Katakomben beherbergt, und schliesslich noch das Folter- und Parlamentmuseum (thematisch ja offensichtlich eine Einheit bildend). Nach soviel Kultur gingen wir essen, und da besteht in Peru Gottseidank nicht die Qual der Wahl, denn beinahe jedes Restaurant ist eine Polleria, das mit einer Tafel "1 Pollo, 1/2 Pollo, 1/4 Pollo" wirbt. Gluecklicherweise moegen wir Pommes mit Huehnchen. Viel lieber etwa als den sonst ueblichen trockenen weissen Reis, der erst durch unverhaeltnismaessig viel Aji (gruengelbes scharfes Zeug) die Reizsehnsucht des Geschmackssinns zu befriedigen weiss. Es ist uebrigens ungemein schwer, in einem Nichtpolleriarestaurant den Reis gegen Kartoffeln einzutauschen, so schwer, dass Teresa unsere Diskussionen mit den Bedienungseñoritas schon auesserst peinlich sind.
Weisse Bergkette
Abends ging die Reise weiter nach Huaraz in die Cordillera Blanca, eine der bekanntesten und schoensten Andengebirgszuege mit lauter malerischen Fuenf- und Sechstausendern, u.a. dem Huascarán (6768 m), dem vierthoechsten Berg ausserhalb des Himalayas, und dem Alpamayo (5947 m), der als einer der schoensten Berge der Welt gilt (nicht nur im peruanischen Weltbild). Fuer vier Tage sind wir zunaechst durch das idyllische Santa-Cruz-Tal gewandert, mit drei Maedels aus dem Hostal und zwei Eseln und deren Treiber. Letztere kosten naemlich unwiderstehliche Appel und Ei, so dass wir uns den Luxus goennten. Leider beginnt hier gerade die Regenzeit, die Wandersaison ist nahezu vorbei, und wir hatten zum ersten Mal seit zwei Monaten wieder Regen, dummerweise an den Tagen mit den angeblich besten Aussichten. Nett war´s trotzdem, so dass wir, kaum zurueckgekommen nach Huaraz, uns um die naechste Tour kuemmerten. Die Kletterambitionen von Tillmann und Teresa waren groesser denn je, und so vergass ich bereitwillig meinen Arequipanischen Schwur, in den naechsten Jahren nicht mehr in grosse Hoehen zu klettern.
Auf dem Gletscher
Und so ging es auf den Gletscher Pisco (5752m). Der Legende nach tranken die Erstbesteiger (Deutsche, olé) ziemlich viel Pisco, das Nationalgetraenk Perus, das vornehmlich aus der gleichnamigen Stadt stammt, die vor kurzem durch das Erdbeben zerstoert wurde. (Das nenne ich Informationsdichte.) Vom Basiscamp ging es um halb zwei nachts los. Gegen kurz nach drei erreichten wir auf 4900m Hoehe den Gletscher, wo wir uns Steigeisen und Seile anschnallten und mit dem Eispickel den Gipfel "attackierten" (so sagt man im Spanischen). Im Lichte der Milchstrasse stapften wir die Eishaenge hoch. Eine seltsame romantische und unwirkliche Stimmung. Als wir 200 Meter unterhalb der Spitze waren, ging die Sonne auf und mit ihr der Blick auf die 6000er um uns herum. Bis dorthin war der Aufstieg kaum anstrengender als die Stuebenwasenrunde vom Notschrei zum Feldberg, insbesondere kein Vergleich zum El Misti, mit Steigeisen laeuft es sich meines Erachtens im Schnee leichter als auf Felsen und Sand, und die Hoehe sind wir wohl so langsam gewohnt (ausserdem macht es einfach unglaublich viel Spass, was alles viel ertraeglicher macht). Doch dann kamen in kuerzester Zeit Wolken auf, und es wurde richtig unangenehm. Als Schmankerl war eine Gletscherspalte, tiefer als dreissig, vierzig Meter, kurz unterhalb des Gipfels in den letzten zehn Tagen deutlich auseinandergegangen. Wir mussten zwanzig Meter seitlich absteigen, um weiter unten ueber sie zu springen, wobei die andere Seite erhoeht lag (in die andere Richtung war´s daher kein Problem). War der Aufstieg technisch sehr leicht gewesen, bereitete die Spalte ein, im Nachhinein betrachtet, spektakulaeres Hindernis. Als man vor ihr stand, soll man sogar richtig nervoes gewesen sein (hab ich gehoert). Aber nicht umsonst hatten wir einen teuren, aber faehigen Guía, und er hielt mich schoen am Seil fest, als ich im Gegensatz zu vorherspringender Teresa bei meinem Sprung keinen Halt fand und ueber die eisblaue Tiefe abrutschte. Tillmann zerstoerte mit seinem Sprung die Landezone schliesslich vollkommen, so dass unser Guìa bei unserer Rueckkehr nach Huaraz vor seinen Kollegen prahlte, wir waeren dieses Jahr die letzten gewesen, denn nun waere der Gipfel unerreichbar. Nach diesem Sprung kletterten wir zehn Minuten recht steil nach oben, und der Pisco war erklommen. Eine Minute feierten wir wolkenumringt unseren Erfolg. Dann trieb uns der eiskalte Schneewind wieder hinab.
Genug Berge
12 Stunden spaeter waren wir wieder in Huaraz, wo wir todmuede in unsere Hostalbettchen fielen. Heute ruhen wir uns aus und verbringen den Tag im Netz der Netze und in Cafés, bevor wir nachher zurueck nach Lima fahren. Von dort wird Tillmann uebermorgen nach Santiago fliegen, um mit der Familie seines besten chilenischen Kumpels den lokalen Nationalfeiertag zu feiern, und anschliessend weiter in die schoene Rhein-Main-Heimat reisen. Fuer Teresa und mich hingegen geht es noch zwei Wochen zusammen weiter. Wir wollen, nach all den Tagen Kaelte und Schnee und Schweiss, nach Lima erstmal an den Strand. Nos vemos!
Nadie como ella
Von Arequipa im Sueden Perus sind wir ueber Nacht nach Lima gefahren. Wie jede Busreise wartete auch diese mit unvergesslichen Eindruecken auf, dieses Mal wurden wir um halb sechs morgens mit ohrenbetaeubenden Marc-Anthony-Videoclips aus dem Schlaf geschreckt. Aber wenn man (wie ich) auf kitschigste Latinomusik steht (mit Liedern ueber einzigartige Frauen), ist das natuerlich die schoenstmoegliche Weise, einen neuen Reisetag zu beginnen (von wegen Emocore).
Lima
Tagsueber haben wir uns die peruanische Hauptstadt angeschaut. Lima ist ein 8-Millionen-Moloch am Meer. Wir hatten Zeit fuer das Regierungsviertel mit Praesidentenpalast und Plaza de Armas. Zu unserem Glueck war Sonntag, und wir konnten der Show der grossen Wachabloesung beiwohnen, bei der sich die Soldaten als wahre Artisten entpuppten und ihre Gewehre durch die Luft jonglierten, wie es kein Strassenkuenstler haette besser machen koennen. Besonders schoen, weil so menschlich, war es auch deshalb, weil sie ihre Kunststueckchen nicht wirklich synchron konnten. Anschliessend haben wir uns ein riesiges Kloster angeschaut, das Zehntausende Skelette huebsch aufbereitet in seinen Katakomben beherbergt, und schliesslich noch das Folter- und Parlamentmuseum (thematisch ja offensichtlich eine Einheit bildend). Nach soviel Kultur gingen wir essen, und da besteht in Peru Gottseidank nicht die Qual der Wahl, denn beinahe jedes Restaurant ist eine Polleria, das mit einer Tafel "1 Pollo, 1/2 Pollo, 1/4 Pollo" wirbt. Gluecklicherweise moegen wir Pommes mit Huehnchen. Viel lieber etwa als den sonst ueblichen trockenen weissen Reis, der erst durch unverhaeltnismaessig viel Aji (gruengelbes scharfes Zeug) die Reizsehnsucht des Geschmackssinns zu befriedigen weiss. Es ist uebrigens ungemein schwer, in einem Nichtpolleriarestaurant den Reis gegen Kartoffeln einzutauschen, so schwer, dass Teresa unsere Diskussionen mit den Bedienungseñoritas schon auesserst peinlich sind.
Weisse Bergkette
Abends ging die Reise weiter nach Huaraz in die Cordillera Blanca, eine der bekanntesten und schoensten Andengebirgszuege mit lauter malerischen Fuenf- und Sechstausendern, u.a. dem Huascarán (6768 m), dem vierthoechsten Berg ausserhalb des Himalayas, und dem Alpamayo (5947 m), der als einer der schoensten Berge der Welt gilt (nicht nur im peruanischen Weltbild). Fuer vier Tage sind wir zunaechst durch das idyllische Santa-Cruz-Tal gewandert, mit drei Maedels aus dem Hostal und zwei Eseln und deren Treiber. Letztere kosten naemlich unwiderstehliche Appel und Ei, so dass wir uns den Luxus goennten. Leider beginnt hier gerade die Regenzeit, die Wandersaison ist nahezu vorbei, und wir hatten zum ersten Mal seit zwei Monaten wieder Regen, dummerweise an den Tagen mit den angeblich besten Aussichten. Nett war´s trotzdem, so dass wir, kaum zurueckgekommen nach Huaraz, uns um die naechste Tour kuemmerten. Die Kletterambitionen von Tillmann und Teresa waren groesser denn je, und so vergass ich bereitwillig meinen Arequipanischen Schwur, in den naechsten Jahren nicht mehr in grosse Hoehen zu klettern.
Auf dem Gletscher
Und so ging es auf den Gletscher Pisco (5752m). Der Legende nach tranken die Erstbesteiger (Deutsche, olé) ziemlich viel Pisco, das Nationalgetraenk Perus, das vornehmlich aus der gleichnamigen Stadt stammt, die vor kurzem durch das Erdbeben zerstoert wurde. (Das nenne ich Informationsdichte.) Vom Basiscamp ging es um halb zwei nachts los. Gegen kurz nach drei erreichten wir auf 4900m Hoehe den Gletscher, wo wir uns Steigeisen und Seile anschnallten und mit dem Eispickel den Gipfel "attackierten" (so sagt man im Spanischen). Im Lichte der Milchstrasse stapften wir die Eishaenge hoch. Eine seltsame romantische und unwirkliche Stimmung. Als wir 200 Meter unterhalb der Spitze waren, ging die Sonne auf und mit ihr der Blick auf die 6000er um uns herum. Bis dorthin war der Aufstieg kaum anstrengender als die Stuebenwasenrunde vom Notschrei zum Feldberg, insbesondere kein Vergleich zum El Misti, mit Steigeisen laeuft es sich meines Erachtens im Schnee leichter als auf Felsen und Sand, und die Hoehe sind wir wohl so langsam gewohnt (ausserdem macht es einfach unglaublich viel Spass, was alles viel ertraeglicher macht). Doch dann kamen in kuerzester Zeit Wolken auf, und es wurde richtig unangenehm. Als Schmankerl war eine Gletscherspalte, tiefer als dreissig, vierzig Meter, kurz unterhalb des Gipfels in den letzten zehn Tagen deutlich auseinandergegangen. Wir mussten zwanzig Meter seitlich absteigen, um weiter unten ueber sie zu springen, wobei die andere Seite erhoeht lag (in die andere Richtung war´s daher kein Problem). War der Aufstieg technisch sehr leicht gewesen, bereitete die Spalte ein, im Nachhinein betrachtet, spektakulaeres Hindernis. Als man vor ihr stand, soll man sogar richtig nervoes gewesen sein (hab ich gehoert). Aber nicht umsonst hatten wir einen teuren, aber faehigen Guía, und er hielt mich schoen am Seil fest, als ich im Gegensatz zu vorherspringender Teresa bei meinem Sprung keinen Halt fand und ueber die eisblaue Tiefe abrutschte. Tillmann zerstoerte mit seinem Sprung die Landezone schliesslich vollkommen, so dass unser Guìa bei unserer Rueckkehr nach Huaraz vor seinen Kollegen prahlte, wir waeren dieses Jahr die letzten gewesen, denn nun waere der Gipfel unerreichbar. Nach diesem Sprung kletterten wir zehn Minuten recht steil nach oben, und der Pisco war erklommen. Eine Minute feierten wir wolkenumringt unseren Erfolg. Dann trieb uns der eiskalte Schneewind wieder hinab.
Genug Berge
12 Stunden spaeter waren wir wieder in Huaraz, wo wir todmuede in unsere Hostalbettchen fielen. Heute ruhen wir uns aus und verbringen den Tag im Netz der Netze und in Cafés, bevor wir nachher zurueck nach Lima fahren. Von dort wird Tillmann uebermorgen nach Santiago fliegen, um mit der Familie seines besten chilenischen Kumpels den lokalen Nationalfeiertag zu feiern, und anschliessend weiter in die schoene Rhein-Main-Heimat reisen. Fuer Teresa und mich hingegen geht es noch zwei Wochen zusammen weiter. Wir wollen, nach all den Tagen Kaelte und Schnee und Schweiss, nach Lima erstmal an den Strand. Nos vemos!
Samstag, 1. September 2007
Ruhm duennluft´ger Hoehn
Nach zehn Tagen Cusco und Umgebung packte uns das Reisefieber wieder, und wir fuhren ueber Nacht in den peruanischen Sueden nach Arequipa, der zweitgroessten Stadt des Landes. Auf dieser Fahrt hatten wir die Panoramasitze ganz vorne im Bus (das Untergeschoss besteht aus Laderaum und Fahrerzelle, im oberen Stock sitzen die Passagiere, ganz vorne eben hinter einer grossen Frontscheibe). Direkt unterhalb der Frontscheibe schaute uns die Heilige Maria huldvoll-segensreich an, und das tat sie zurecht, denn unserem Fahrer konnte man die Angst vor dem Jenseits absprechen, so wie er fuhr. Die zwei durchgezogenen gelben Striche in der Strassenmitte beeindruckten ihn keineswegs, insbesondere nicht vor nichteinsehbaren Kurven. Sogar das beleuchtete Marienbildnis flackerte schliesslich, wenn wir mal wieder ein Auto ueberholten. Schon irgendwie befremdend, wenn ein grosser Bus mit Abstand der schnellste Verkehrsteilnehmer ist.
Auf dem peruanischen Mond
Aber Maria war uns hold, und wir kamen unversehrt in Arequipa an (Fotos). Arequipa hat knapp 800.000 Einwohner und liegt im Sueden Perus in einer wahren Mondlandschaft. Die Arequipeñas sagen, Gott haette ihre Region vergessen, als er den Mond zusammengebastelt habe. Arequipa liegt auf 2300 Metern zu Fuss eines grossen Vulkans, des El Misti, 5822m. In der Naehe ragen zudem zwei weitere Bergzuege aus der flachen Mondlandschaft. Beeindruckend, wie sich an der suedamerikanischen Westkueste ueber Tausende Kilometer hinweg stets Berge jenseits der 6000 Meter tummeln. Hier stehen sie aber einsam in der Gegend, ohne weitere grosse Gebirgszuege. Unseren Nachmittag verbrachten wir in einem ganz netten grossflaechigen Kloster innerhalb der Stadt, das es aufgrund seiner architektonischen Reize zu internationalem Ruhm gebracht haben soll... wir hatten sowieso nix Besseres zu tun.
Der Berg
Am naechsten Tag aber, da brachen wir auf zu ganz Grossem: Zur Besteigung des El Misti. Frueh morgens wurden wir von unserem Guia abgeholt und auf 3400 Metern zu unserem Startpunkt gefahren. Dieses Mal hatten wir dummerweise keine Traeger, und mussten unser Trink- und Kochwasser, Zelt und Klamotten selber tragen. Das zwar nur bis auf 4400 Meter, aber mit 15-20 Kilogramm auf dem Ruecken ist das bereits eine enorme Herausforderung in dieser Hoehe. Mit leichten Kopfweh und Uebelkeitsgefuehlen eben wegen letzterer kamen wir nachmittags erschoepft in unserem Basiscamp an, bauten Zelt auf, assen, tranken Aspirin und gingen vor Sonnenuntergang zu Bette. Um 2 Uhr morgens brachen wir auf, um diesen herrlichen Vulkan zu erklimmen, neben dem der Mont Blanc als kleines Huegelchen verblassen wuerde, wuerde er sich nicht verschaemt in Frankreich verstecken. Die Besteigung war technisch aeusserst leicht und kam ohne Klettern aus. Doch es war das Anstrengendste, was ich in meinem Leben gemacht habe!
Kampf gegen die Hoehe
Eigentlich war es hoechst romantisch, bei Vollmond im hellen Schwarzweiss zwischen Felsen und Vulkansand dem Sternenhimmel entgegenzusteigen... waere man nicht in einer Art Fieberdelirium gewesen. Die Auswirkungen der Hoehe mit Mangel an Sauerstoff sind kaum zu unterschaetzen! Die ersten Stunden waren bereits unglaublich anstrengend. Irgendwann auf dem Weg trauten wir uns schliesslich, doch mal nachzufragen, wie weit es denn nun noch sei. Und da bekamen wir "tres horas y media" als Antwort, und an den weiteren Aufstieg kann ich mich nur noch insoweit erinnern, als dass ich mir stets einen Stein zehn Meter weiter oben als Ziel ausguckte, mich dort hinschleppte, um dort erschoepft hinzufallen und zu hecheln und zu stoehnen, bis sich der Herzschlag wieder einigermassen beruhigt hatte. Nur um dann wieder aufzustehen und den naechsten Stein anzupeilen.
Sieg!
Die letzten zwei Wochen hatten wir zwar permanent auf ueber 3000 Meter verbracht, doch trotz dieser Vorbereitung meinte man zu ersticken, wenn man nicht gerade an sein Kopfweh oder den leichten Brechreiz denken wollte. Unser Guia stand derweil ein paar Meter weiter oben und liess uns gewaehren. Ich weiss zwar nicht mehr wie, aber schliesslich kamen wir gegen halb neun auf dem Gipfel an und fuehlten uns - nach zehn Minuten Toter Mann am Boden - wie Reinhold Messner bei der Erstbesteigung des Mount Everest ohne Sauerstoffflaschen. Der Gipfelblick war herrlich genau wie das Gipfelbier, das trotzdem grossenteils Pacha Mama, der Mutter Erde, geopfert wurde.
Noch mehr Berge
Und in keiner Dreiviertelstunde ging´s dann wieder runter zum Basiscamp! Denn waehrend man sich fuer den Aufstieg ueber einigermassen trittfestes Gestein quaelen muss, kann man hinab eine Vulkansandpiste rennen / fahren. Vom Basiscamp war es dann auch nur noch ein gefuehlter Katzensprung bis zum Startpunkt, und bereits kurz nach Mittag konnten wir wieder nach Lust und Laune sauerstoffdichteste Stadtluft in Arequipa atmen. Heute haben wir uns grossenteils von den Strapazen erholt und uns im Ruhm gebadet. Morgen geht die muntere Reise weiter ueber Lima in irgendeine nordperuanische Cordillera, deren Name mir gerade entfallen ist. Dort soll´s auch wunderschoen sein, vor allem zum Wandern... Chao!
Auf dem peruanischen Mond
Aber Maria war uns hold, und wir kamen unversehrt in Arequipa an (Fotos). Arequipa hat knapp 800.000 Einwohner und liegt im Sueden Perus in einer wahren Mondlandschaft. Die Arequipeñas sagen, Gott haette ihre Region vergessen, als er den Mond zusammengebastelt habe. Arequipa liegt auf 2300 Metern zu Fuss eines grossen Vulkans, des El Misti, 5822m. In der Naehe ragen zudem zwei weitere Bergzuege aus der flachen Mondlandschaft. Beeindruckend, wie sich an der suedamerikanischen Westkueste ueber Tausende Kilometer hinweg stets Berge jenseits der 6000 Meter tummeln. Hier stehen sie aber einsam in der Gegend, ohne weitere grosse Gebirgszuege. Unseren Nachmittag verbrachten wir in einem ganz netten grossflaechigen Kloster innerhalb der Stadt, das es aufgrund seiner architektonischen Reize zu internationalem Ruhm gebracht haben soll... wir hatten sowieso nix Besseres zu tun.
Der Berg
Am naechsten Tag aber, da brachen wir auf zu ganz Grossem: Zur Besteigung des El Misti. Frueh morgens wurden wir von unserem Guia abgeholt und auf 3400 Metern zu unserem Startpunkt gefahren. Dieses Mal hatten wir dummerweise keine Traeger, und mussten unser Trink- und Kochwasser, Zelt und Klamotten selber tragen. Das zwar nur bis auf 4400 Meter, aber mit 15-20 Kilogramm auf dem Ruecken ist das bereits eine enorme Herausforderung in dieser Hoehe. Mit leichten Kopfweh und Uebelkeitsgefuehlen eben wegen letzterer kamen wir nachmittags erschoepft in unserem Basiscamp an, bauten Zelt auf, assen, tranken Aspirin und gingen vor Sonnenuntergang zu Bette. Um 2 Uhr morgens brachen wir auf, um diesen herrlichen Vulkan zu erklimmen, neben dem der Mont Blanc als kleines Huegelchen verblassen wuerde, wuerde er sich nicht verschaemt in Frankreich verstecken. Die Besteigung war technisch aeusserst leicht und kam ohne Klettern aus. Doch es war das Anstrengendste, was ich in meinem Leben gemacht habe!
Kampf gegen die Hoehe
Eigentlich war es hoechst romantisch, bei Vollmond im hellen Schwarzweiss zwischen Felsen und Vulkansand dem Sternenhimmel entgegenzusteigen... waere man nicht in einer Art Fieberdelirium gewesen. Die Auswirkungen der Hoehe mit Mangel an Sauerstoff sind kaum zu unterschaetzen! Die ersten Stunden waren bereits unglaublich anstrengend. Irgendwann auf dem Weg trauten wir uns schliesslich, doch mal nachzufragen, wie weit es denn nun noch sei. Und da bekamen wir "tres horas y media" als Antwort, und an den weiteren Aufstieg kann ich mich nur noch insoweit erinnern, als dass ich mir stets einen Stein zehn Meter weiter oben als Ziel ausguckte, mich dort hinschleppte, um dort erschoepft hinzufallen und zu hecheln und zu stoehnen, bis sich der Herzschlag wieder einigermassen beruhigt hatte. Nur um dann wieder aufzustehen und den naechsten Stein anzupeilen.
Sieg!
Die letzten zwei Wochen hatten wir zwar permanent auf ueber 3000 Meter verbracht, doch trotz dieser Vorbereitung meinte man zu ersticken, wenn man nicht gerade an sein Kopfweh oder den leichten Brechreiz denken wollte. Unser Guia stand derweil ein paar Meter weiter oben und liess uns gewaehren. Ich weiss zwar nicht mehr wie, aber schliesslich kamen wir gegen halb neun auf dem Gipfel an und fuehlten uns - nach zehn Minuten Toter Mann am Boden - wie Reinhold Messner bei der Erstbesteigung des Mount Everest ohne Sauerstoffflaschen. Der Gipfelblick war herrlich genau wie das Gipfelbier, das trotzdem grossenteils Pacha Mama, der Mutter Erde, geopfert wurde.
Noch mehr Berge
Und in keiner Dreiviertelstunde ging´s dann wieder runter zum Basiscamp! Denn waehrend man sich fuer den Aufstieg ueber einigermassen trittfestes Gestein quaelen muss, kann man hinab eine Vulkansandpiste rennen / fahren. Vom Basiscamp war es dann auch nur noch ein gefuehlter Katzensprung bis zum Startpunkt, und bereits kurz nach Mittag konnten wir wieder nach Lust und Laune sauerstoffdichteste Stadtluft in Arequipa atmen. Heute haben wir uns grossenteils von den Strapazen erholt und uns im Ruhm gebadet. Morgen geht die muntere Reise weiter ueber Lima in irgendeine nordperuanische Cordillera, deren Name mir gerade entfallen ist. Dort soll´s auch wunderschoen sein, vor allem zum Wandern... Chao!
Sonntag, 26. August 2007
Machu Picchu 26 - II
So langsam hat sich mein Koerper von der letzten Nacht und mein Gewissen vom vorhergehenden gekochten Meerschweinchen erholt, und ich bin in der Lage, einen Blogbericht zu verfassen. Vorgestern waren wir in Machu Picchu (Fotos), einer alten Inkastadt, zu der wir drei Tage auf dem Inka-Trail gewandert sind. Der Inka-Trail folgt grossenteils dem alten Weg von Cusco, der Inkahauptstadt, nach Machu Picchu. Dabei passiert man diverse Inkaruinen und Andenpaesse und laeuft ueber die Alti plano in den Wolkenwald (das ist der Regenwald in den Bergen). Der Inka-Trail ist eine der Hauptattraktionen des Kontinents und hat nur eine sehr begrenzte Anzahl von Wanderplaetzen. Wir hatten Glueck, dass Tillmann vor drei Monaten noch drei Plaetze gekriegt hat. Unsere Agentur erweckte allerdings nicht gerade einen professionellen Eindruck, aenderte z.B. zweimal das Anfangsdatum und meinte auf einmal, den Preis nachtraeglich erhoehen zu duerfen, da Machu Picchu ja jetzt Neues Weltwunder sei. So fuerchteten wir bis zum Schluss, einer Scheinfirma auf den Leim gegangen zu sein, derer es nach Berichten anderer Rucksackreisender nicht gerade wenige hat. Schliesslich war unsere Wanderung dann aber wunderbar organisiert, der Guia kompetent und korrekt und das Essen mundend (unglaublich wichtig fuer die Stimmung in unserer Gruppe). Unsere Wanderung dauerte vier Tage. Der Startpunkt lag anderthalb Autostunden von Cusco entfernt. Nach einem lockeren ersten Tag war die Besteigung eines 4215 Meter-Passes an Tag zwei ein richtig nettes Touerchen. An Tag drei kamen wir in den Wolkenwald, ein Dschungel in den Bergen mit unvergesslichen Eindruecken. Am letzten Tag, zufaelligerweise mein Geburtstag, landeten wir schliesslich in Machu Picchu.
Samstag, 25. August 2007
Machu Picchu 26
Heyho, der Inkatrail war derbst geil, den Geburtstagssekt in Machu Picchu werd ich wohl schlecht toppen koennen in den naechsten Jahren. Jetzt hab ich zudem noch meine Freiburger Abschlussnote erfahren und gelesen, dass wir auch das erste Spiel im neuen Wembley gewonnen haben. Bei soviel Glueck fehlt mir die Muse zu weiterem Schreiben und ich gehe jetzt lieber in die Cuscoer Nacht mit Tillmann, Teresa und zwei Australiern. Den gewohnten ausufernden Blogbericht gibt´s morgen oder so. Yesyesyaa!
Montag, 20. August 2007
Mit dem Schmugglerbus nach Peru
Seit zwei Tagen sind wir nun in Peru, genauer gesagt in Cusco, der alten Inkahauptstadt. Zuvor hatten wir uns, wie angekuendigt, auf der Isla de Sol am Titicacasee, wo die Sonne geboren wurde (der Mond kam auf der kleineren Isla de Luna nebendran auf die Welt), umgeschaut (Fotos). Der Titicacasee ist, wie koennte es anders sein, wunderschoen. Besonders beeindruckt der Blick auf die Andengletscher jenseits des Sees. Auf der Insel gibt es diverse ganz nette Ruinen, die den Rucksackreisenden aber nur vom Hocker reissen, wenn er sich moeglichst blutig vorstellt, dass hier vor 500 Jahren Herzen rausgerissen wurden. Obwohl man 10 Bolivianer ("Bolivianos") Inseleintritt zahlt, was auf deutsche Verhaeltnisse umgerechnet etwa 5-10 Euro sind, gibt es keinerlei erklaerende Schilder oder aehnliches, und einen persoenlichen Fuehrer will man sich als Rucksackreisender aus ideologischen Gruenden nicht leisten. So war der paedagogische Nutzen eher gering (dass die Treppen auf der Suedseite ueberhaupt eine geile Inkaattraktion seien, ging mir erst auf, nachdem ich mich drei Stunden zuvor dort hochgekaempft hatte), die Natur dafuer umso schoener. Wir haben eine Nacht auf der Insel verbracht. Der Titicacasee ("See des Pumafelsens") lud morgens fuer ein erquickendes einminutiges Bad ein, bevor´s mit gefuehltem einem Knoten zurueck nach Copacabana ging. Und schliesslich weiter nach Peru!
Peru, Aushaengeschild Suedamerikas mit Inkas, Indios, Dschungel, Anden, Kaelte, bunter Mode, Chaos, liegt nur 20 Minuten von Copacabana entfernt und teilt sich den Titicacasee mit Bolivien. Wir fuhren nach Cusco, der alten Inkastadt bei Maccu Picchu. Wie gewohnt, kamen wir mit 4 Stunden Verspaetung an. Dieses Mal lag es jedoch nicht an einem technischen Defekt, den gab es diesmal komischerweise gar nicht, sondern an der "Policia Fiscal". Bolivien ist etwas guenstiger als Peru, daher schmuggeln die Peruanerinnen haufenweise Socken, Shampoos und was der Peruaner alles so begehrt, nach Peru. Das findet der peruanische Staat etwas unpassend, so dass uns auf dem Weg mehrmals der peruanische Zoll anhielt. Komischerweise wird naemlich nicht an der Grenze kontrolliert. Die Kontrolle war ein tolles Spektakel, ein Tohuwabohu aus aufgeschreckten Indiomuddis und Polizisten. Erstere sind wie verrueckt durch den engen Bus hin und her gerannt und haben versucht, Sachen zu verstecken. Passte man nicht auf, hatte man sogleich eine Tasche unter den Beinen. Die Damen haben ja auch an sich selbst unglaubliche Versteckmoeglichkeiten: In der Regel haben sie Hueften, deren letzter Entsprungener wohl zehn Geschwisterlein antraf, und darueber tragen sie ausladende Roecke (und ausserdem auf dem Kopf eine Art Melone, bei der man sich stets wundert, dass sie nicht runterfaellt). Die einkassierte Schmuggelware fuellte die gesamte Ladeflaeche eines Pick-Ups. Irgendwann nachts kamen wir dann aber doch mal wieder an, und vor dem Bus gab es, je nach Sichtweise, total lustige oder eher bedrueckende Szenen, wenn zwei gestandene Frauen schrill schreiend an einer Tasche um die Wette zerren. Die krasse Armut hier bekommen wir insgesamt eher auf solch indirekte Weisen mit. Inzwischen habe ich uebrigens gelesen, dass die lokalen Busse, wie wir sie bisher genommen haben, in Peru beruechtigt fuer ihre Unfaelle sind. Aber das Risiko ist das tolle Unterhaltungsprogramm allemal wert (die Alternative waeren teure und langweilige Touristenbusse). Apropos Sorgenmachen: Von dem Erdbeben in Pisco haben wir nix mitgekriegt. Wir waren zu der Zeit noch in Bolivien, mir hat erst ein Spanier auf der Isla de Sol davon erzaehlt.
Seit zwei Tagen sind wir nun in Cusco, was geradezu wie ein suedfranzoesisches Touristenstaedtchen anmutet: addrett gepflegt, schoene alter Haeuser und Gemaeuer erbaut von Inkas sowie von deren Eroberern, voller Touristen, nette Laeden, Taschendiebe (ein Nordfranzose hat gleich mal seinen Fotoapparat eingebuesst). Wird auch mal wieder Zeit fuer eine historische Lehrstunde des verhinderten Geschichtsstudenten (notfalls beim naechsten Absatz weiterlesen): Die Bluetezeit der Inkas, in der ihr Reich von Kolumbien bis Mittelchile reichte, umfasste gerade mal 100 Jahre (okay, das ein oder andere bekannte Reich hatte noch kuerzeren Bestand). Und dann genuegten 160 Spanier, um dieses Riesenreich zu erobern, Gewehren, Pferden, Stahlschwertern, Ruestung, Pocken, Buergerkriegen der Inkas und miesester Hinterlist sei dank (Pizarros Sicht). In der entscheidenden "Schlacht", die eigentlich nichts als ein Hinterhalt war, toeteten die paar Spanier 6000 Inka-Elitekrieger, die chancenlos waren mit ihren Beilen und ohne Ruestung.
Zurueck zur Reise: Gerade hatten wir die Besprechung mit unserem Guia fuer die naechsten Tage, wir starten naemlich morgen unsere Tour auf dem bekannten Inkaweg nach Maccu Picchu, wohl das touristische Highlight Suedamerikas, eine alte Inkastadt, ueber deren Rolle die Historikermeinungen auseinandergehen und die vor 100 Jahren erst wiedergefunden wurde. Und der Guia wollte mir doch allen Ernstes so Nordic-Walking-Stoecke andrehen, hah! Ob mein Hochmut gerechtfertigt war, lest Ihr in ein paar Tagen, chao!
Peru, Aushaengeschild Suedamerikas mit Inkas, Indios, Dschungel, Anden, Kaelte, bunter Mode, Chaos, liegt nur 20 Minuten von Copacabana entfernt und teilt sich den Titicacasee mit Bolivien. Wir fuhren nach Cusco, der alten Inkastadt bei Maccu Picchu. Wie gewohnt, kamen wir mit 4 Stunden Verspaetung an. Dieses Mal lag es jedoch nicht an einem technischen Defekt, den gab es diesmal komischerweise gar nicht, sondern an der "Policia Fiscal". Bolivien ist etwas guenstiger als Peru, daher schmuggeln die Peruanerinnen haufenweise Socken, Shampoos und was der Peruaner alles so begehrt, nach Peru. Das findet der peruanische Staat etwas unpassend, so dass uns auf dem Weg mehrmals der peruanische Zoll anhielt. Komischerweise wird naemlich nicht an der Grenze kontrolliert. Die Kontrolle war ein tolles Spektakel, ein Tohuwabohu aus aufgeschreckten Indiomuddis und Polizisten. Erstere sind wie verrueckt durch den engen Bus hin und her gerannt und haben versucht, Sachen zu verstecken. Passte man nicht auf, hatte man sogleich eine Tasche unter den Beinen. Die Damen haben ja auch an sich selbst unglaubliche Versteckmoeglichkeiten: In der Regel haben sie Hueften, deren letzter Entsprungener wohl zehn Geschwisterlein antraf, und darueber tragen sie ausladende Roecke (und ausserdem auf dem Kopf eine Art Melone, bei der man sich stets wundert, dass sie nicht runterfaellt). Die einkassierte Schmuggelware fuellte die gesamte Ladeflaeche eines Pick-Ups. Irgendwann nachts kamen wir dann aber doch mal wieder an, und vor dem Bus gab es, je nach Sichtweise, total lustige oder eher bedrueckende Szenen, wenn zwei gestandene Frauen schrill schreiend an einer Tasche um die Wette zerren. Die krasse Armut hier bekommen wir insgesamt eher auf solch indirekte Weisen mit. Inzwischen habe ich uebrigens gelesen, dass die lokalen Busse, wie wir sie bisher genommen haben, in Peru beruechtigt fuer ihre Unfaelle sind. Aber das Risiko ist das tolle Unterhaltungsprogramm allemal wert (die Alternative waeren teure und langweilige Touristenbusse). Apropos Sorgenmachen: Von dem Erdbeben in Pisco haben wir nix mitgekriegt. Wir waren zu der Zeit noch in Bolivien, mir hat erst ein Spanier auf der Isla de Sol davon erzaehlt.
Seit zwei Tagen sind wir nun in Cusco, was geradezu wie ein suedfranzoesisches Touristenstaedtchen anmutet: addrett gepflegt, schoene alter Haeuser und Gemaeuer erbaut von Inkas sowie von deren Eroberern, voller Touristen, nette Laeden, Taschendiebe (ein Nordfranzose hat gleich mal seinen Fotoapparat eingebuesst). Wird auch mal wieder Zeit fuer eine historische Lehrstunde des verhinderten Geschichtsstudenten (notfalls beim naechsten Absatz weiterlesen): Die Bluetezeit der Inkas, in der ihr Reich von Kolumbien bis Mittelchile reichte, umfasste gerade mal 100 Jahre (okay, das ein oder andere bekannte Reich hatte noch kuerzeren Bestand). Und dann genuegten 160 Spanier, um dieses Riesenreich zu erobern, Gewehren, Pferden, Stahlschwertern, Ruestung, Pocken, Buergerkriegen der Inkas und miesester Hinterlist sei dank (Pizarros Sicht). In der entscheidenden "Schlacht", die eigentlich nichts als ein Hinterhalt war, toeteten die paar Spanier 6000 Inka-Elitekrieger, die chancenlos waren mit ihren Beilen und ohne Ruestung.
Zurueck zur Reise: Gerade hatten wir die Besprechung mit unserem Guia fuer die naechsten Tage, wir starten naemlich morgen unsere Tour auf dem bekannten Inkaweg nach Maccu Picchu, wohl das touristische Highlight Suedamerikas, eine alte Inkastadt, ueber deren Rolle die Historikermeinungen auseinandergehen und die vor 100 Jahren erst wiedergefunden wurde. Und der Guia wollte mir doch allen Ernstes so Nordic-Walking-Stoecke andrehen, hah! Ob mein Hochmut gerechtfertigt war, lest Ihr in ein paar Tagen, chao!
Donnerstag, 16. August 2007
Salz und Schlagloecher
Nach Dschungel und Pampa in der bolivianischen Tiefebene und einem Tag Pause in La Paz lockten uns wieder die Anden: Wir fuhren in den bolivianischen Sueden nach Uyuni zur groessten Salzwueste der Welt auf 3800 Metern Hoehe (Fotos). An sich eine 12-stuendige Busreise, wir haben es aber mal wieder auf 24 Stunden gebracht. Abends um 20 Uhr stiegen wir in La Paz ein in guter Hoffnung, am naechsten Morgen unsere gebuchte dreitaegige Tour beginnen zu koennen. Wir hatten nur 4 Stunden Zeitpuffer eingeplant, im Rueckblick unglaublich naiv, besonders wenn man unsere vorhergehenden Busreisen beruecksichtigt. Dieses Mal verlief es wie folgt: Bis um 7 Uhr des naechsten Morgens hatte unser Bus gerade ein Drittel der Strecke geschafft, und das auf dem asphaltierten Teil des Weges. Die Nacht hatte aus ein bisschen Fahren, langem Bus-"Reparieren", ein weiteres kleines Stueckchen Fahrt, eine Stunde "Reparatur", Motoranlassen, wieder "Reparieren" und so weiter bestanden. Lustigerweise meinte einer des Buspersonals, der Bus haette bereits am Vortag vor der Abreise nicht richtig funktioniert, aber das hatte ihnen anscheinend keine unnoetigen Sorgen bereitet. Nach 11 Stunden meinte es schliesslich das Reiseunternehmen, das nicht umsonst und allen Ernstes mit "Mit uns wird Reisen ein Erlebnis" wirbt, so gut mit uns und stellte einen Ersatzbus zur Verfuegung, der vor schaetzungsweise 40 Jahren in Schweden zusammengebaut worden war. Damals war Federung noch nicht so in, mal davon abgesehen dass Busse mit der Zeit nicht erfahrener werden im Umgang mit Schlagloechern. Und derer gab es reichlich, denn der Rest der Strecke war eine Schottersteinpiste oder eher eine Schlaglochpiste mit zufaelligen ebenen Stuecken. Muessig zu erwaehnen, dass auch dieser Bus mehr als einmal ausfiel und es mehrfach Gelegenheit zu geselligen Yatzeerunden im Wuestensand gab. Aber das gehoert wohl alles zum Reiseflair... Schliesslich kamen wir dann doch abends in Uyuni an, und da die Tourveranstalter die hiesigen Busunternehmen kennen, war es kein Problem, unsere Tour einen Tag spaeter zu starten.
Uyuni ist ein Kaff direkt am Rand der Salar, dem Rest eines grossen Salzsees in grauer Vorzeit, und verdient gutes Geld mit den Rucksackreisenden Boliviens, die hier frueher oder spaeter alle vorbeikommen. Wir sind fuer drei Tage mit einem Jeep durch die Salzwueste und einen angrenzenden Nationalpark gefahren, haben uns an der Illusion der Perspektivlosigkeit der weissen Flaeche ergoetzt und zudem noch den irischen Akzent im Englischen zu verstehen gelernt. Obwohl wir die drei Tage grossenteils im Jeep verbracht haben, um von Naturwunder zu Naturwunder zu eilen, waren die Tage dank um die 2000 Kilometer Schlagloecher und Steine der bisher anstrengendste Teil der Reise. Unser Fahrer hatte es anscheinend leider nicht zum Tourenwagenpilot gebracht und ist darum auf den Strecken, die es zuliessen, erst recht wie ein Henker gefahren, mal zu unserer Freude, mal zu unserer Uebelkeit, mal zu unserer Angst. Das Ganze fand auf 3700 bis 5060 Metern statt, letzteres ein neuer Rekord. Neben der Salzwueste besuchten wir wunderschoene blaue Gebirgsseen, bunte Berge und Horden rosafarbener Flamigos. (Wieso die sowohl hier auf 4500 Metern Hoehe wie auch im Mainzer Volkspark so gut zurechtkommen, hab ich nicht kapiert.) Krass waren die Temperaturunterschiede: Waehrend man vor Angst vorm Kaeltetod fast weint, wenn einen die Biers des Abends mitten in der Nacht zwingen, Bett und Lehmhuette zu verlassen, kann man trotz Winter in den "tieferen" Regionen bei Windstille beinahe ins Schwitzen kommen.
Gestern Abend bestiegen wir schliesslich wieder den Bus Richtung La Paz, und - tataaa - zu unserer grossen Verwunderung hatten wir zum ersten Mal in Bolivien keine Panne. So konnten wir heute Vormittag gleich zum Titicacasee weiterfahren und sind jetzt in Copacabana (nicht zu verwechseln mit dem bekannteren Namensvetter, von dem´s erst in zehn Wochen Berichte gibt). Ich habe den Nachmittag erst mal im Bett verbracht, denn inzwischen bin ich wieder dran in der Immodium-akut-Staffel. Insgesamt geht es uns aber sehr gut, und wir freuen uns darauf, morgen frueh die Geburtstaette (oder sowas aehnliches) des Inkasonnenkoenigs auf der Isla de Sol zu besichtigen. Copacabana ist recht huebsch, sein Hafen und der Aussichtshuegel nebenan waeren sogar sehr huebsch, wenn die Bolivianer nicht die Unsitte haetten, alles und insbesondere die schoensten Teile ihres Landes mit Unmengen Muell zu verzieren (im Gegensatz zu Chile uebrigens). Sogar im Niemandsland der Anden liegen an den einschlaegigen Stellen die Verpackungen der Gueter der Weltwirtschaft. Teilweise hat der Muell religioese Gruende. Die Bolivianer opfern Pacha Mama, der Mutter Erde, indem sie an entlegene Orte fahren und fuer sie ein paar Biere trinken. An sich ja ein sinnvoller und auch einen Mitteleuropaeer ueberzeugender Brauch, wenn sie die leeren Flaschen nicht danach als Geste des Teilens und Einseins mit der Natur in die Gegend werfen wuerden. Aber wie Unpuenktlichkeit, Unzuverlaessigkeit jeglicher Art und der Notwendigkeit, einer Information erst Glauben schenken zu koennen, nachdem sie von drei Quellen unabhaengig bestaetigt wurde, sowie ekliger Suppen ist das wohl alles eine Frage der kulturellen Perspektive, und dadefier simmer ja hier. Bis bald mit Neues vom Sonnengott!
Uyuni ist ein Kaff direkt am Rand der Salar, dem Rest eines grossen Salzsees in grauer Vorzeit, und verdient gutes Geld mit den Rucksackreisenden Boliviens, die hier frueher oder spaeter alle vorbeikommen. Wir sind fuer drei Tage mit einem Jeep durch die Salzwueste und einen angrenzenden Nationalpark gefahren, haben uns an der Illusion der Perspektivlosigkeit der weissen Flaeche ergoetzt und zudem noch den irischen Akzent im Englischen zu verstehen gelernt. Obwohl wir die drei Tage grossenteils im Jeep verbracht haben, um von Naturwunder zu Naturwunder zu eilen, waren die Tage dank um die 2000 Kilometer Schlagloecher und Steine der bisher anstrengendste Teil der Reise. Unser Fahrer hatte es anscheinend leider nicht zum Tourenwagenpilot gebracht und ist darum auf den Strecken, die es zuliessen, erst recht wie ein Henker gefahren, mal zu unserer Freude, mal zu unserer Uebelkeit, mal zu unserer Angst. Das Ganze fand auf 3700 bis 5060 Metern statt, letzteres ein neuer Rekord. Neben der Salzwueste besuchten wir wunderschoene blaue Gebirgsseen, bunte Berge und Horden rosafarbener Flamigos. (Wieso die sowohl hier auf 4500 Metern Hoehe wie auch im Mainzer Volkspark so gut zurechtkommen, hab ich nicht kapiert.) Krass waren die Temperaturunterschiede: Waehrend man vor Angst vorm Kaeltetod fast weint, wenn einen die Biers des Abends mitten in der Nacht zwingen, Bett und Lehmhuette zu verlassen, kann man trotz Winter in den "tieferen" Regionen bei Windstille beinahe ins Schwitzen kommen.
Gestern Abend bestiegen wir schliesslich wieder den Bus Richtung La Paz, und - tataaa - zu unserer grossen Verwunderung hatten wir zum ersten Mal in Bolivien keine Panne. So konnten wir heute Vormittag gleich zum Titicacasee weiterfahren und sind jetzt in Copacabana (nicht zu verwechseln mit dem bekannteren Namensvetter, von dem´s erst in zehn Wochen Berichte gibt). Ich habe den Nachmittag erst mal im Bett verbracht, denn inzwischen bin ich wieder dran in der Immodium-akut-Staffel. Insgesamt geht es uns aber sehr gut, und wir freuen uns darauf, morgen frueh die Geburtstaette (oder sowas aehnliches) des Inkasonnenkoenigs auf der Isla de Sol zu besichtigen. Copacabana ist recht huebsch, sein Hafen und der Aussichtshuegel nebenan waeren sogar sehr huebsch, wenn die Bolivianer nicht die Unsitte haetten, alles und insbesondere die schoensten Teile ihres Landes mit Unmengen Muell zu verzieren (im Gegensatz zu Chile uebrigens). Sogar im Niemandsland der Anden liegen an den einschlaegigen Stellen die Verpackungen der Gueter der Weltwirtschaft. Teilweise hat der Muell religioese Gruende. Die Bolivianer opfern Pacha Mama, der Mutter Erde, indem sie an entlegene Orte fahren und fuer sie ein paar Biere trinken. An sich ja ein sinnvoller und auch einen Mitteleuropaeer ueberzeugender Brauch, wenn sie die leeren Flaschen nicht danach als Geste des Teilens und Einseins mit der Natur in die Gegend werfen wuerden. Aber wie Unpuenktlichkeit, Unzuverlaessigkeit jeglicher Art und der Notwendigkeit, einer Information erst Glauben schenken zu koennen, nachdem sie von drei Quellen unabhaengig bestaetigt wurde, sowie ekliger Suppen ist das wohl alles eine Frage der kulturellen Perspektive, und dadefier simmer ja hier. Bis bald mit Neues vom Sonnengott!
Freitag, 10. August 2007
Von der Hochebene in den Dschungel und zurueck
Mannigfaltige bolivianische Action hat unsere letzten Tage gepraegt, so dass ich erst jetzt wieder dazu komme, Euch darueber kundzutun, abgesehen davon, dass man im Urwald sowieso schlecht Internetcafes findet. Wir haben jetzt fast alle Vegetationszonen Boliviens kennengelernt: "Bolivia has it all", wie der Lonely Planet sagt, ausser Meereskontakt natuerlich. Von der Alti Plano, der kargen Hochebene hier in La Paz und Umgebung, bis zum Dschungel im Osten, dazwischen diverse andere Vegetationszonen wie Salzwuesten oder Yunga, der Uebergangszone zwischen trockenem Hochland und feuchten Tiefgebieten. Bis auf die Salzwueste haben wir in den letzten Tagen von allem einen Eindruck erhalten. Doch eins nach dem anderen.
In La Paz (Fotos) haben wir noch einen Tag verbracht, um uns von diversen Miradors an der einmaligen Kessellage der Stadt zu ergoetzen und Evo Morales´ Wirkungsstaetten anzuschauen (Evo ist der lustige Coca-Bauer, der zum Praesidenten gewaehlt wurde und zur Freude nicht nur deutscher Touristen trotzdem seinen Alti-Plano-Oldschool-Kleidungsstil bewahrt hat). Danach radelten wir die gefaehrlichste Strasse der Welt runter, mutig wie wir sind. Dazu wurden wir mit einem Bus auf eine karge, steinige Passhoehe auf 4800 Metern gefahren (mein neuer Hoehenrekord). Von dort schlaengelt sich die Strasse 3600 Hoehenmeter runter in atemberaubender Landschaft ins spriessende bolvianische Tiefland. Die Strasse bruestet sich mit ihrem Namen zurecht, denn jaehrlich sterben hier 100 Menschen. Die Strasse ist eigentlich auch eher ein unplanierter Weg, an schmalen Stellen nicht breiter als 3 Meter, so dass grad so ein kleinerer LKW durchpasst. Dafuer geht es an der Seite bisweilen bis zu 600 Meter direkt runter. Vor einem halben Jahr haben sie eine neue Umgehung eroeffnet, bis dahin war diese Strasse tatsaechlich aber der Hauptverbindungsweg in den Nordosten. Dass dort ernsthaft der Verkehr langfuhr, mag man sich gar nicht vorstellen, wenn man mit dem Rad hoechstkonzentriert hinunterfaehrt. Die zahlreichen Autowracks in den Schluchten sind aber beeindruckende Zeugen. Anfangs ist man trotz allem noch zum Scherzen aufgelegt, etwa wenn man die zahlreichen Bierdosen, die Ladung des da unten liegenden LKWs, bedauert. Wenn aber die ersten Kreuze oder, im Falle israelischer Backpacker, Grabsteine am Strassenrand auftauchen, faehrt man nur noch mit groesstem Respekt um die Kurven. Die Landschaft aber, die ist echt grossartig - steile Schluchten mit schon fast dschungelartiger Vegetation, weiter Blick ins bolivianische Tiefland, geil. Wir kamen in dem huebschen Staedtchen Coroico auf 1200 Metern Hoehe an. Dort uebernachteten wir, um an naechsten Morgen nach Rurrenabaque weiterzufahren, dem Stuetzpunkt fuer Dschungel und Pampa. Und das wurde eine spassige Reise!
Um 12 Uhr trafen wir an der Kreuzung mit drei Haeuslein eine halbe Stunde unterhalb von Coroico ein, wo wir in den Bus nach Rurrenabaque einsteigen wollten. Diese Lehmbarrackenansammlung hatte einen klangvollen indianischen Namen, der auf Deutsch vermutlich "Wo es in jeder Ecke derb nach Urin stinkt" hiess. Leider kam unser Bus erst um vier, was ein kleiner Diss fuer uns war, da zahlreiche andere Backpacker an der Kreuzung eintrafen, ein bisschen warteten und dann in ihren Bus einsteigen konnten. Selbstverstaendlich gehoert Warten etc. zur Reiseerfahrung, weswegen wir dann doch noch halbwegs gut gelaunt die Ankunft unseres Busses feierten. Dann ging die Reise aber erst los, und es sei an dieser Stelle nur angemerkt, dass bolivianische Busse mit den Entwicklungen der letzten Jahrzehnte nicht mithalten koennen. Wir fuhren eine Stunde lang, und zu unserer freudigen Ueberraschung war die Fahrt aeusserst kurzweilig, denn die Strasse schlaengelte sich da auf Stein und Schotter entlang wie tags zuvor die "Strasse des Todes". Links ging es steil runter, bei Kurven muss der Bus direkt auf den Abgrund zusteuern, um im letzten Moment rumzureissen und die Kurve zu kriegen. Es war nicht beruhigend, dass auch die Bolivianer saemtlich nervoes ihre Koepfe aus dem Fenster hielten und schauten. Irgendwann fing der Bus zu rumpeln an. Nachdem wir das eine Viertelstunde ignoriert hatten, entschied sich die Buscrew doch, mal nen Blick drauf zu werfen. Das endete in einem viereinhalbstuendigen Aufenthalt auf enger Strasse an dunklem Abend. Die Jungs hatten nicht allzu viel Durchblick und haben lustig Reifen drauf und runter genommen. Noch weniger hatten sie gescheite Werkzeuge, Gottseidank waren Backpacker mit Taschenlampen dabei. So kamen wir erst am naechsten Tag nach 24 Stunden leicht erschoepft in Rurrenabaque an.
In Rurrenabaque ist es sehr sonnig und warm, wie es sich fuer eine Dschungelgegend gehoert. Am See, an dem die Stadt liegt, konnten wir uns nachmittags von den Strapazen erholen. Abends gingen wir auf ne Israeliparty. Die naechsten drei Tage verbrachten wir in der Pampa (Fotos), nicht zu vergleichen mit etwa der rheinhessischen Pampa. Pampa heisst einfach nur laendliche Gegend und bezeichnet nicht einen bestimmten Landschaftstyp. Unsere Pampa war eine von vielen Flusslaeufen durchzogene Wiesenregion, wo sich Krokodile, Delphine, Affen, Anacondas und Auslaender tummeln. Wir bewunderten Reptilien mit grossen Zaehnen bei Tag und Nacht, angelten und assen Piranhas (zu meinem Stolz wurde ich sogar von einem gebissen, dummerweise war er nur 5cm gross und es gab keine bleibenden Wunden), interagierten mit ferneren Verwandten auf Baeumen und suchten, leider unerfolgreich, stundenlang Anacondas. Wir hatten in La Paz uebrigens Stunden damit verbacht, eine oekologisch orientierte Agentur zu finden, denn wir sind ja liebe Deutsche und wollen vorbildliche Reisende sein. Bis auf eine Oberoekovereinigung, die nicht bezahlbar war, entpuppten sich alle anderen Agenturen, die auf ihren Plakaten mit dem Etikett der Oekovertraeglichkeit warben, als reine Schaumacher, was sie unumwunden zugaben. Genauer gesagt, auf unsere vorsichtigen Anfragen, was denn das "oekologisch" bedeute, wurde uns mehrmals sofort geantwortet, wir sollen uns deswegen nicht den Kopf zerbrechen, das heisse eigentlich nix, man mache einfach das Zeugs wie alle anderen auch. Grosse Verkaeufer. Naja, das Highlight in der Pampa war, mit Flussdelphinen zu schwimmen. Die sind so mindestens so gross wie Flipper und vertreiben (angeblich) Alligatoren und Piranhas, aber es erfordert doch eine gewisse Ueberwindung, in die braune Bruehe zu springen, nachdem man im Flussabschnitt zuvor Krokodile und Kaymane im Halbminutentakt gesehen hat. Auf der Pampatour trafen wir neben sympathischen Tieren auch auf sehr viele nette Menschen, Buenos Aireserinnen, austro-bolivianische Paerchen und Franzosen. Mit letzteren gingen wir darauf zwei Tage in den Dschungel, wo wir uns an Wuermen mit Kokosnussgeschmack, nach Knoblauch riechenden Rinden und Termiten labten. So kam dann nun auch das erste Immodium-akut zum Einsatz. Die Vielfalt an Geruechen und Geschmaeckern, die so ein Urwald hergibt, beeindruckt auch einen ueberzeugten Nichtoeko. Fast alles ist gut gegen Rueckenschmerzen und Bauchweh, es sei denn es ist so giftig, dass man gleich tot umfaellt. Gestern flogen wir dann von Rurrenabaque zurueck nach La Paz. Auf das 20stundige Geschlaengel mit einem schlechten Bus fuer 250 Kilometer Luftlinie hatten wir dieses Mal verzichtet. Jetzt planen wir unsere Reise zur Salzwueste in den Sueden.
In La Paz (Fotos) haben wir noch einen Tag verbracht, um uns von diversen Miradors an der einmaligen Kessellage der Stadt zu ergoetzen und Evo Morales´ Wirkungsstaetten anzuschauen (Evo ist der lustige Coca-Bauer, der zum Praesidenten gewaehlt wurde und zur Freude nicht nur deutscher Touristen trotzdem seinen Alti-Plano-Oldschool-Kleidungsstil bewahrt hat). Danach radelten wir die gefaehrlichste Strasse der Welt runter, mutig wie wir sind. Dazu wurden wir mit einem Bus auf eine karge, steinige Passhoehe auf 4800 Metern gefahren (mein neuer Hoehenrekord). Von dort schlaengelt sich die Strasse 3600 Hoehenmeter runter in atemberaubender Landschaft ins spriessende bolvianische Tiefland. Die Strasse bruestet sich mit ihrem Namen zurecht, denn jaehrlich sterben hier 100 Menschen. Die Strasse ist eigentlich auch eher ein unplanierter Weg, an schmalen Stellen nicht breiter als 3 Meter, so dass grad so ein kleinerer LKW durchpasst. Dafuer geht es an der Seite bisweilen bis zu 600 Meter direkt runter. Vor einem halben Jahr haben sie eine neue Umgehung eroeffnet, bis dahin war diese Strasse tatsaechlich aber der Hauptverbindungsweg in den Nordosten. Dass dort ernsthaft der Verkehr langfuhr, mag man sich gar nicht vorstellen, wenn man mit dem Rad hoechstkonzentriert hinunterfaehrt. Die zahlreichen Autowracks in den Schluchten sind aber beeindruckende Zeugen. Anfangs ist man trotz allem noch zum Scherzen aufgelegt, etwa wenn man die zahlreichen Bierdosen, die Ladung des da unten liegenden LKWs, bedauert. Wenn aber die ersten Kreuze oder, im Falle israelischer Backpacker, Grabsteine am Strassenrand auftauchen, faehrt man nur noch mit groesstem Respekt um die Kurven. Die Landschaft aber, die ist echt grossartig - steile Schluchten mit schon fast dschungelartiger Vegetation, weiter Blick ins bolivianische Tiefland, geil. Wir kamen in dem huebschen Staedtchen Coroico auf 1200 Metern Hoehe an. Dort uebernachteten wir, um an naechsten Morgen nach Rurrenabaque weiterzufahren, dem Stuetzpunkt fuer Dschungel und Pampa. Und das wurde eine spassige Reise!
Um 12 Uhr trafen wir an der Kreuzung mit drei Haeuslein eine halbe Stunde unterhalb von Coroico ein, wo wir in den Bus nach Rurrenabaque einsteigen wollten. Diese Lehmbarrackenansammlung hatte einen klangvollen indianischen Namen, der auf Deutsch vermutlich "Wo es in jeder Ecke derb nach Urin stinkt" hiess. Leider kam unser Bus erst um vier, was ein kleiner Diss fuer uns war, da zahlreiche andere Backpacker an der Kreuzung eintrafen, ein bisschen warteten und dann in ihren Bus einsteigen konnten. Selbstverstaendlich gehoert Warten etc. zur Reiseerfahrung, weswegen wir dann doch noch halbwegs gut gelaunt die Ankunft unseres Busses feierten. Dann ging die Reise aber erst los, und es sei an dieser Stelle nur angemerkt, dass bolivianische Busse mit den Entwicklungen der letzten Jahrzehnte nicht mithalten koennen. Wir fuhren eine Stunde lang, und zu unserer freudigen Ueberraschung war die Fahrt aeusserst kurzweilig, denn die Strasse schlaengelte sich da auf Stein und Schotter entlang wie tags zuvor die "Strasse des Todes". Links ging es steil runter, bei Kurven muss der Bus direkt auf den Abgrund zusteuern, um im letzten Moment rumzureissen und die Kurve zu kriegen. Es war nicht beruhigend, dass auch die Bolivianer saemtlich nervoes ihre Koepfe aus dem Fenster hielten und schauten. Irgendwann fing der Bus zu rumpeln an. Nachdem wir das eine Viertelstunde ignoriert hatten, entschied sich die Buscrew doch, mal nen Blick drauf zu werfen. Das endete in einem viereinhalbstuendigen Aufenthalt auf enger Strasse an dunklem Abend. Die Jungs hatten nicht allzu viel Durchblick und haben lustig Reifen drauf und runter genommen. Noch weniger hatten sie gescheite Werkzeuge, Gottseidank waren Backpacker mit Taschenlampen dabei. So kamen wir erst am naechsten Tag nach 24 Stunden leicht erschoepft in Rurrenabaque an.
In Rurrenabaque ist es sehr sonnig und warm, wie es sich fuer eine Dschungelgegend gehoert. Am See, an dem die Stadt liegt, konnten wir uns nachmittags von den Strapazen erholen. Abends gingen wir auf ne Israeliparty. Die naechsten drei Tage verbrachten wir in der Pampa (Fotos), nicht zu vergleichen mit etwa der rheinhessischen Pampa. Pampa heisst einfach nur laendliche Gegend und bezeichnet nicht einen bestimmten Landschaftstyp. Unsere Pampa war eine von vielen Flusslaeufen durchzogene Wiesenregion, wo sich Krokodile, Delphine, Affen, Anacondas und Auslaender tummeln. Wir bewunderten Reptilien mit grossen Zaehnen bei Tag und Nacht, angelten und assen Piranhas (zu meinem Stolz wurde ich sogar von einem gebissen, dummerweise war er nur 5cm gross und es gab keine bleibenden Wunden), interagierten mit ferneren Verwandten auf Baeumen und suchten, leider unerfolgreich, stundenlang Anacondas. Wir hatten in La Paz uebrigens Stunden damit verbacht, eine oekologisch orientierte Agentur zu finden, denn wir sind ja liebe Deutsche und wollen vorbildliche Reisende sein. Bis auf eine Oberoekovereinigung, die nicht bezahlbar war, entpuppten sich alle anderen Agenturen, die auf ihren Plakaten mit dem Etikett der Oekovertraeglichkeit warben, als reine Schaumacher, was sie unumwunden zugaben. Genauer gesagt, auf unsere vorsichtigen Anfragen, was denn das "oekologisch" bedeute, wurde uns mehrmals sofort geantwortet, wir sollen uns deswegen nicht den Kopf zerbrechen, das heisse eigentlich nix, man mache einfach das Zeugs wie alle anderen auch. Grosse Verkaeufer. Naja, das Highlight in der Pampa war, mit Flussdelphinen zu schwimmen. Die sind so mindestens so gross wie Flipper und vertreiben (angeblich) Alligatoren und Piranhas, aber es erfordert doch eine gewisse Ueberwindung, in die braune Bruehe zu springen, nachdem man im Flussabschnitt zuvor Krokodile und Kaymane im Halbminutentakt gesehen hat. Auf der Pampatour trafen wir neben sympathischen Tieren auch auf sehr viele nette Menschen, Buenos Aireserinnen, austro-bolivianische Paerchen und Franzosen. Mit letzteren gingen wir darauf zwei Tage in den Dschungel, wo wir uns an Wuermen mit Kokosnussgeschmack, nach Knoblauch riechenden Rinden und Termiten labten. So kam dann nun auch das erste Immodium-akut zum Einsatz. Die Vielfalt an Geruechen und Geschmaeckern, die so ein Urwald hergibt, beeindruckt auch einen ueberzeugten Nichtoeko. Fast alles ist gut gegen Rueckenschmerzen und Bauchweh, es sei denn es ist so giftig, dass man gleich tot umfaellt. Gestern flogen wir dann von Rurrenabaque zurueck nach La Paz. Auf das 20stundige Geschlaengel mit einem schlechten Bus fuer 250 Kilometer Luftlinie hatten wir dieses Mal verzichtet. Jetzt planen wir unsere Reise zur Salzwueste in den Sueden.
Dienstag, 31. Juli 2007
Bolivienstens
In Iquique (Nordchile) waren wir, wie unten bereits vermeldet, Gleitschirmfliegen (Fotos). Nachmittags und abends gingen wir auf ein Strassenfest, das die Virgen Maria feierte mit allerhand indigener und sonstiger Braeuche: grosse maskierte Tanzgruppierungen (von Teufeln bis Wildwestindianern) tanzten um Marienstatuen zu rhythmischen Trommelklaengen. Alles in allem wie Rosenmontag, nur ohne Schwellkoepp und ich war nuechtern. Lustigerweise entpuppte sich spaeter ein tanzender Teufel als mein Gleitschirmpilot (die hatten mich nicht allein fliegen lassen).
Am naechsten Tag fuhren wir nach Arrica, kurz vor der peruanischen Grenze. Dabei passierten wir den trockensten Ort der Welt, an dem noch nie Niederschlag gemessen wurde. Ziemlich beeindruckend, dass eine Horde Konquistadoren die Strecke sogar zu Fuss geschafft hat. Arrica ist ein kleines, unspektakulaeres Kaff am Meer, an dem wir unseren letzten chilenischen Avocadoburger (Churrasco) assen, um tags darauf die Reise nach La Paz anzutreten, der (de facto) Hauptstadt Boliviens. La Paz liegt auf 3500 Metern, und die Grenzstation liegt auf einem Pass auf etwa 4000 Metern. Die Reise dauert sieben Stunden, wenn nicht - wie in unserem Falle - der Bus aufgibt. So verbrachten wir den kompletten Nachmittag irgendwo in den chilenischen Anden auf 3500 Metern Hoehe. Ich bin ein bisschen wandern gegangen, aber nach ein paar Hoehenmetern Klettern faengt man an zu keuchen wie nach einem 1000-Meter-Lauf wegen des geringen Sauerstoffsgehalts (wir waren zudem morgens noch auf Meereshoehe gewesen). Mit einem Ersatzbus trafen wir abends schliesslich in La Paz ein. La Paz liegt in einem Kessel, nachts ein beeindruckendes Lichtermeer. Am Busbahnhof ausgestiegen wird einem ziemlich schnell klar, dass man jetzt im Klischeesuedamerika ist. Die Leute sind wesentlich indigener und dunkler als in Chile, und auf der Strasse herrscht ein grosses, aber sympathisches Chaos. Die naechsten Tage bleiben wir erstmal in dieser faszinierenden Stadt. Chao!
Am naechsten Tag fuhren wir nach Arrica, kurz vor der peruanischen Grenze. Dabei passierten wir den trockensten Ort der Welt, an dem noch nie Niederschlag gemessen wurde. Ziemlich beeindruckend, dass eine Horde Konquistadoren die Strecke sogar zu Fuss geschafft hat. Arrica ist ein kleines, unspektakulaeres Kaff am Meer, an dem wir unseren letzten chilenischen Avocadoburger (Churrasco) assen, um tags darauf die Reise nach La Paz anzutreten, der (de facto) Hauptstadt Boliviens. La Paz liegt auf 3500 Metern, und die Grenzstation liegt auf einem Pass auf etwa 4000 Metern. Die Reise dauert sieben Stunden, wenn nicht - wie in unserem Falle - der Bus aufgibt. So verbrachten wir den kompletten Nachmittag irgendwo in den chilenischen Anden auf 3500 Metern Hoehe. Ich bin ein bisschen wandern gegangen, aber nach ein paar Hoehenmetern Klettern faengt man an zu keuchen wie nach einem 1000-Meter-Lauf wegen des geringen Sauerstoffsgehalts (wir waren zudem morgens noch auf Meereshoehe gewesen). Mit einem Ersatzbus trafen wir abends schliesslich in La Paz ein. La Paz liegt in einem Kessel, nachts ein beeindruckendes Lichtermeer. Am Busbahnhof ausgestiegen wird einem ziemlich schnell klar, dass man jetzt im Klischeesuedamerika ist. Die Leute sind wesentlich indigener und dunkler als in Chile, und auf der Strasse herrscht ein grosses, aber sympathisches Chaos. Die naechsten Tage bleiben wir erstmal in dieser faszinierenden Stadt. Chao!
Sonntag, 29. Juli 2007
Fotos aus San Pedro
Wie versprochen, hier die Fotos aus San Pedro.
Heute Mittag waren wir Gleitschirmfliegen und danach auf einer indigenen Katholikenstrassenfiesta, doch davon ein andermal mehr.
Heute Mittag waren wir Gleitschirmfliegen und danach auf einer indigenen Katholikenstrassenfiesta, doch davon ein andermal mehr.
Freitag, 27. Juli 2007
Von hohen Geysiren in tote Seen
Nach den feuchten Tagen im chilenischen Sueden haben wir uns nun im Norden waehrend der letzten vier Tage Sonnenbraende geholt (aber nur leichte dank Kokosnusssonnencreme): Wir waren in San Pedro de Atacama, einer Oasensiedlung am Rande einer Salzwueste nahe der bolivischen Grenze auf 2500 Metern Hoehe. Dort gibt es die groessten Lithiumvorraete der Welt, womit man sehr viel Geld machen kann, besonders wenn man schlauer nordamerikanischer Unternehmer ist. Bis vor 500 Jahren haben hier die Atacamenos Lamas gezuechtet, dann wurden sie erst von den Inkas erobert und schliesslich von den Jungs suedlich der Pyrenaeen. Die Berge in der Umgebung (knapp 6000 Meter hoch) haben indianische Namen, was einem auf den ersten Blick politisch sehr fair erscheint. Allerdings sind dies die Inka-Namen, also der Unterdruecker fuer 90 Jahre, und nicht die der urspruenglichen Bevoelkerung - politische Korrektheit also nur auf den ersten Blick. Die Inkas haben als spanische Soeldner sogar massgeblich zur Unterwerfung der Atacamenas beigetragen. Die diversen Indianervoelker waren also auch nicht netter zueinander als etwa die Europaer untereinander.
Bis vor zehn Jahren war San Pedro noch ein vereinsamtes Wuestenkaff, bis vor drei Jahren gab´s nur abends Strom. Inzwischen haben sie es aber geschafft, aus ein paar Lehmbuden in einer riesigen Geroell-, Busch- und Salzlandschaft ein Lonely-Planet-Highlight und somit eine absolute Touristenattraktion zu zaubern... und es ist echt saugeil. Man faehrt 22 Stunden von Santiago aus mit dem Bus (1700 Kilometer), was aber kein Problem, da die Busse hier sehr edel sind und sich super zum Schlafen eignen (an Letzterem haben auch die gezeigten Hollywoodfilme ihren Anteil). Unser Hostalhombre Roberto war diesmal ein sehr lockerer indianischer Metaller mit langen schwarzen Haaren (allerdings erfuhren wir nie seine Reaktion darauf, dass Tillmann kurz vor unserer Abreise sein Sandboard zerstoerte, s. unten). Nach ein paar Indioruinen an Tag 1 ging´s um 4 Uhr morgens der ersten Nacht auf 4500 Meter Hoehe, um Geysire zu bewundern. Es war derbstens kalt, -15 Grad, so dass ich mit allem glaenzen konnte, was mein Rucksack zu bieten hatte (Unterhemd, langes Skiunterhemd, Polohemd (wenn schon, denn schon), Multifunktionshemd, Pullover, Fleecepullover, Fleecejacke und Wanderjacke, die ging dann aber dummerweise nicht mehr zu). So hoch war ich noch nie gewesen (zumindest mit Boeden unter den Fuessen), was mich in einen Zustand grossen Glueckes versetzte (waehrend es Teresa in einen Zustand grosser Uebelkeit versetzte). Danach sind wir ein bisschen durch die aeusserst holprige Landschaft gekurvt (man macht hier alles mit gefuehrten Touren), haben uns Kakteenoasen an den "Fluessen" und ein Langweilerpueblo angeschaut. Zurueck in San Pedro hab ich mich fuer 3 Euro gegen Tollwut impfen lassen, inklusive Impfstoff und alles in insgesamt 10 Minuten ohne Termin - das nenn ich Service! Nachmittags sind wir ins Marstal ("Valle de Marca") gefahren, in der Tat stellt man sich genauso den Mars vor (hier koennten die AISler unter Euch super rumslammen, eignet sich auch Spitze zur Terrainmodellierung), mal abgesehen davon, dass es groesstenteils aus Salz besteht. Bis zu 2000 Meter weit unter den Boden geht die Salzmasse. Nach diversem Bodenablecken und einem Salzstueck in der Groesse eines halben Lebkuchens kann einem jedoch sehr schlecht werden.
Am naechsten Tag waren wir Sandboarden: Man reibt ein Holzbrett mit zwei Fusschlaufen mit Kerzenwachs ein, klettert auf eine Duene und duest runter, bis man abfratzt und dabei einen herrlichen aufmerksamkeitheischenden Ueberschlag vollfuehrt, da sich die Fuesse zunaechst nicht aus der Schlaufe loesen. Der Fahrstil soll uebrigens nicht viel gemein haben mit Snowboarden, wie mir Experten versicherten. Nachmittags erlebten wir dann mein persoenliches Highlight, eine Lagune in der Salzwueste, ein totes Meerlein: ein kleiner See mit so hohem Salzgehalt, dass man nicht untergehen kann. Das allein fand ich schon total geil, wie immer isses ja am schoensten, wenn man´s selber erlebt und nicht nur in Israelreportagen sieht. Das geilste war aber, dass einem in diesem See die Fuesse verbrannten, waehrend einem die Haende abfroren. Die oberen 30cm sind krass kalt, so dass man den toten Mann nur 10 Sekunden schafft. Dann ist´s etwa 50cm lauwarm, bevor es weiter unten unglaublich heiss wird (liegt an irgendwelchen chemischen Reaktionen in der Tiefe). Ein ziemlich unangenehmer, aber sehr beeindruckender Kontrast. Abends haben wir uns schliesslich Sternscher angeschaut in einem kleinen Observatorium in der Wueste, was einem mal wieder die eigene Nichtigkeit vor Augen fuehrte, fuer mich eine Rechtfertigung fuer weiteren Hedonismus.
Gestern besserten wir unsere Bildungsbilanz auf und suchten das oertliche Indianermuseum auf, um danach aber gleich wieder durch die Marslandschaft zu mountainbiken und auch nochmal die Duene zu besteigen. Bei dieser Gelegenheit zerbrach Robertos Sandboard unter Tillmanns Fahrkuensten ("Ich hab echt gar nix gemacht").
In der letzten Nacht haben wir uns von San Pedro verabschiedet und sind 600km nach Nordwesten gefahren nach Iquique. Hier haben sie frueher den grossen Reibach mit Salpeter gemacht. Dummerweise hat dann mal einer entdeckt, wie man das Zeug kuenstlich herstellt, und seitdem geht´s hier eher den Bach runter, auch wenn es noch immer eine der groessten Staedte Chiles ist. Iquique hat einen grossen Strand, dafuer ist es hier allerdings wiederum zu kalt. Ausserdem liegt es eingeengt zwischen Meer und Bergen, so dass es ein Paraglidingmekka ist, was wir morgen zu bestaetigen versuchen.
Hab ich oben was von tollem Service geschrieben? Jetzt schmeisst der Internetcafemann uns um 18 Uhr aus dem Laden. Fotos gibt´s demnaechst.
Bis vor zehn Jahren war San Pedro noch ein vereinsamtes Wuestenkaff, bis vor drei Jahren gab´s nur abends Strom. Inzwischen haben sie es aber geschafft, aus ein paar Lehmbuden in einer riesigen Geroell-, Busch- und Salzlandschaft ein Lonely-Planet-Highlight und somit eine absolute Touristenattraktion zu zaubern... und es ist echt saugeil. Man faehrt 22 Stunden von Santiago aus mit dem Bus (1700 Kilometer), was aber kein Problem, da die Busse hier sehr edel sind und sich super zum Schlafen eignen (an Letzterem haben auch die gezeigten Hollywoodfilme ihren Anteil). Unser Hostalhombre Roberto war diesmal ein sehr lockerer indianischer Metaller mit langen schwarzen Haaren (allerdings erfuhren wir nie seine Reaktion darauf, dass Tillmann kurz vor unserer Abreise sein Sandboard zerstoerte, s. unten). Nach ein paar Indioruinen an Tag 1 ging´s um 4 Uhr morgens der ersten Nacht auf 4500 Meter Hoehe, um Geysire zu bewundern. Es war derbstens kalt, -15 Grad, so dass ich mit allem glaenzen konnte, was mein Rucksack zu bieten hatte (Unterhemd, langes Skiunterhemd, Polohemd (wenn schon, denn schon), Multifunktionshemd, Pullover, Fleecepullover, Fleecejacke und Wanderjacke, die ging dann aber dummerweise nicht mehr zu). So hoch war ich noch nie gewesen (zumindest mit Boeden unter den Fuessen), was mich in einen Zustand grossen Glueckes versetzte (waehrend es Teresa in einen Zustand grosser Uebelkeit versetzte). Danach sind wir ein bisschen durch die aeusserst holprige Landschaft gekurvt (man macht hier alles mit gefuehrten Touren), haben uns Kakteenoasen an den "Fluessen" und ein Langweilerpueblo angeschaut. Zurueck in San Pedro hab ich mich fuer 3 Euro gegen Tollwut impfen lassen, inklusive Impfstoff und alles in insgesamt 10 Minuten ohne Termin - das nenn ich Service! Nachmittags sind wir ins Marstal ("Valle de Marca") gefahren, in der Tat stellt man sich genauso den Mars vor (hier koennten die AISler unter Euch super rumslammen, eignet sich auch Spitze zur Terrainmodellierung), mal abgesehen davon, dass es groesstenteils aus Salz besteht. Bis zu 2000 Meter weit unter den Boden geht die Salzmasse. Nach diversem Bodenablecken und einem Salzstueck in der Groesse eines halben Lebkuchens kann einem jedoch sehr schlecht werden.
Am naechsten Tag waren wir Sandboarden: Man reibt ein Holzbrett mit zwei Fusschlaufen mit Kerzenwachs ein, klettert auf eine Duene und duest runter, bis man abfratzt und dabei einen herrlichen aufmerksamkeitheischenden Ueberschlag vollfuehrt, da sich die Fuesse zunaechst nicht aus der Schlaufe loesen. Der Fahrstil soll uebrigens nicht viel gemein haben mit Snowboarden, wie mir Experten versicherten. Nachmittags erlebten wir dann mein persoenliches Highlight, eine Lagune in der Salzwueste, ein totes Meerlein: ein kleiner See mit so hohem Salzgehalt, dass man nicht untergehen kann. Das allein fand ich schon total geil, wie immer isses ja am schoensten, wenn man´s selber erlebt und nicht nur in Israelreportagen sieht. Das geilste war aber, dass einem in diesem See die Fuesse verbrannten, waehrend einem die Haende abfroren. Die oberen 30cm sind krass kalt, so dass man den toten Mann nur 10 Sekunden schafft. Dann ist´s etwa 50cm lauwarm, bevor es weiter unten unglaublich heiss wird (liegt an irgendwelchen chemischen Reaktionen in der Tiefe). Ein ziemlich unangenehmer, aber sehr beeindruckender Kontrast. Abends haben wir uns schliesslich Sternscher angeschaut in einem kleinen Observatorium in der Wueste, was einem mal wieder die eigene Nichtigkeit vor Augen fuehrte, fuer mich eine Rechtfertigung fuer weiteren Hedonismus.
Gestern besserten wir unsere Bildungsbilanz auf und suchten das oertliche Indianermuseum auf, um danach aber gleich wieder durch die Marslandschaft zu mountainbiken und auch nochmal die Duene zu besteigen. Bei dieser Gelegenheit zerbrach Robertos Sandboard unter Tillmanns Fahrkuensten ("Ich hab echt gar nix gemacht").
In der letzten Nacht haben wir uns von San Pedro verabschiedet und sind 600km nach Nordwesten gefahren nach Iquique. Hier haben sie frueher den grossen Reibach mit Salpeter gemacht. Dummerweise hat dann mal einer entdeckt, wie man das Zeug kuenstlich herstellt, und seitdem geht´s hier eher den Bach runter, auch wenn es noch immer eine der groessten Staedte Chiles ist. Iquique hat einen grossen Strand, dafuer ist es hier allerdings wiederum zu kalt. Ausserdem liegt es eingeengt zwischen Meer und Bergen, so dass es ein Paraglidingmekka ist, was wir morgen zu bestaetigen versuchen.
Hab ich oben was von tollem Service geschrieben? Jetzt schmeisst der Internetcafemann uns um 18 Uhr aus dem Laden. Fotos gibt´s demnaechst.
Samstag, 21. Juli 2007
Vom Regen in die Therme
Die letzten Tage war es etwas nass in Chile, zumindest in den Teilen, in denen ich mich aufgehalten habe. Neider in Deutschland kann man mit dem aktuellen Wetter jedenfalls nicht erwecken. In Santiago regnet es heute den ganzen Tag volle Kanne, und das tat es auch in Pucon, 10 Busstunden suedlich, wo wir die letzten drei Tage verbracht haben. (A propos Hundswetter (duffdae): Wer Angst vor Hunden hat, sollte sich eine Chilereise gut ueberlegen. Die laufen en masse in jeder Farbe und Groesse wild durch alle Staedte, sind aber sehr friedlich.) Pucon ist einer der Urlaubsorte Chiles, dies anscheinend aber vor allem Sommer (Fotos). Es soll dort angeblich einen grossen und aeusserst beeindruckenden Vulkan geben... gesehen haben wir ihn aber nicht, da er und alle Berge drumrum immerzu wolkenverhangen waren. Statt ihn zu besteigen haben wir stattdessen eine Radtour durchs Umland gemacht, was sehr schoen war, aber insbesondere gegen Ende hin eher einer Bootstour glich. Abends waren in den Thermen, und die allein haben die Reise dorthin dann tatsaechlich gelohnt: Naturthermen mitten in einer einsamen Waldschlucht, fuenf halbnatuerliche Becken mit unterschiedlich warmen Wasser, und das des Nachts bei leichtem Regen und Nebel, schon sehr idyllisch und muy romantico. Und da wir ja ausserhalb der Saison waren, badeten wir jedesmal so gut wie allein. Die Zeit im Hostal wurde uns durch unseren Herbergsvater versuesst, ein lustiger Geselle und ein Anhaenger Pinochets, aber ansonsten eigentlich ein guter Mensch. Gottseidank hab ich ihm schnell klargemacht, dass ich kein Spanisch verstehe, und Ziel seiner Kalauer und seines politischen Schwachsinns wurden so vor allem Tillmann und Theresa. Ausserdem waren wir in einem Mapuche-Museum, so heissen die Indianer im Sueden Chiles. Details moechte ich an dieser Stelle ersparen, nur so viel, dass sie immer alle bekifft waren und echt ziemlich grosse Ohrringe getragen haben (nicht unchic). Ausserdem sind fast alle Chilenen Mestizen, aber jeder behauptet von sich, direkt von den Konquistadoren abzustammen. Allerdings gibt es inzwischen durchaus eine Art positiver Diskriminierung, d.h. sehr indigene Chilenen bekommen z.B. leichter Stipendien fuers Studium.
Letztes Wochenende, das heisst vor Pucon, haben wir in Valparaiso verbracht, der zweitgroessten Stadt Chiles mit vielen bunten Haeusern am Meer und Teil des Nationalstolzes. Jedem Chilenen, dem man danach begegnet, muss darauf versichern, wie unglaublich schoen Valparaiso sei.
Morgen frueh geht es in den Norden Chiles. Dort soll tatsaechlich die Sonne scheinen, wie eine Vorhut in Erfahrung gebracht hat.
Letztes Wochenende, das heisst vor Pucon, haben wir in Valparaiso verbracht, der zweitgroessten Stadt Chiles mit vielen bunten Haeusern am Meer und Teil des Nationalstolzes. Jedem Chilenen, dem man danach begegnet, muss darauf versichern, wie unglaublich schoen Valparaiso sei.
Morgen frueh geht es in den Norden Chiles. Dort soll tatsaechlich die Sonne scheinen, wie eine Vorhut in Erfahrung gebracht hat.
Montag, 16. Juli 2007
Sonntag, 15. Juli 2007
Santiago
Hola! Nach einer unproblematischen Reise bin ich in Santiago angekommen und habe mich erfolgreich eingelebt, in jeder Hinsicht, auch wenn mir heute sehr unwohl ist infolge des chilenischen Partygetraenks Nummer 1, Piscola, so eine Art Rum-Cola. Santiago gefaellt mir aeussert gut, eine grosse Stadt umgeben von den Anden. 5000er Berge permanent am Stadtrand zu sehen ist beeindruckend. Die Stadt selbst macht einen sehr europaeischen Eindruck, ist ordentlich, gepflegt und sicher (wobei es allerdings auch arme Stadtteile gibt). Chile ist das reichste Land Suedamerikas. Die Chilenen sind sehr sympathisch. Hab schon diverse kennengelernt, da Tillmann sich mit sechs Mitbewohnern ein Haus teilt. Die Chileninnen sind meistens etwas staemmiger am Start, aber es gibt auch viele nette Ausnahmen, zu sehen zum Beispiel in einem der vielen "Cafes mit Beinen", wo sparsamst bekleidete Damen Geschaeftsmaennern ihren Nachmittagskaffee servieren. Hier ist ja bekanntlich Winter, es sind tagsueber ungefaehr bis zu zehn Grad, nachts ist es aber deutlich kaelter. Allerdings sind die Chilenen ziemlich hart, denn sie verzichten auf Heizung und isolierte Haeuser, so dass man unter tausend Decken schlaeft. Eigentlich koennte man gleich draussen schlafen. In den letzten drei Tagen habe ich chilenische, deutsche und arabische Nationalspeisen gegessen, zumindest wurden sie als solche verkauft: es war jedes Mal ein Riesenhamburger mit Avocadocreme und Pommes Frites (bei dem "Tradicion Aleman"-Laden war ein allerdings noch ein Bier dabei, "Kuntzelmann", beworben mit "Ein gutes Bier" (auf deutsch), und im Falle des Shawermas waren die Pommes Frites im Burger drin). Die Chilenen gelten so ungefaehr als die Preussen Suedamerikas, alles ist genau geregelt. Wenn man beim Baecker ein Brot kaufen moechte, geht man zur Brottheke, sagt, was man will, kriegt dann erst mal nen Bon, mit dem man zur Kasse am anderen Ende des Ladens geht, dort bezahlt, einen neuen Bon kriegt, mit dem sich dann sein Broetchen abholen kann. Ausserdem sind sie sehr geschaeftstuechtig. Wenn man in sein parkendes Auto einsteigt, kommt gleich einer angerannt und winkt einen raus (auch wenn kein Hindernis die Sicht versperrt) und will dann ein Trinkgeld. Spanisch versteh ich zu meiner Ueberraschung gar nicht so schlecht, ungefaehr bei einem Drittel im Gespraech raffe ich, worueber wir eigentlich grad reden. Die naechsten Tage fahren wir irgendwo nach Sueden, da gibt´s nen schoenen Vulkan, und bei naechster Gelegenheit kommen auch Fotos. Das Hochladen ist hier leider grad nicht moeglich, da in diesem Internetcafe zehn Rechner an einem Modem haengen, jedenfalls ist die Geschwindigkeit so. Saludos nach Alemania oder wo Ihr das auch lest!
Sonntag, 8. Juli 2007
Start
Es ist soweit: Dienstagabend fliege ich nach Santiago de Chile. Ein halbes Jahr und länger habe ich mich drauf gefreut, zwei Wochen Spanisch gelernt, eine Nacht Abschied gefeiert, einen Tag lang auskuriert und jetzt sogar noch gepackt - ich bin bereit. In Santiago erwartet mich Tillmann, mein Brüderlein, der dort sein Auslandssemester verbringt. Gemeinsam mit ihm und seiner Freundin Teresa bereise ich in den nächsten zwei Monaten Nordchile, Bolivien und Peru (rote Route auf der Karte links). Falls ich danach weiterhin in Reiselaune bin, geht's nach Argentinien, insbesondere auch zu einem jungen Familienvater, mit dem ich daeinst die Schulbank teilte, und nach Brasilien zu Leandro, einem brasilianischen Freund, der in Deutschland promoviert (blaue Route).
Dieser bescheidene Blog soll Euch in den nächsten Wochen und Monaten kundtun über meine mannigfaltigen Erlebnisse. Und für die, die lieber schauen denn lesen, wird's auch viele Bilder geben. Hasta pronto!
Dieser bescheidene Blog soll Euch in den nächsten Wochen und Monaten kundtun über meine mannigfaltigen Erlebnisse. Und für die, die lieber schauen denn lesen, wird's auch viele Bilder geben. Hasta pronto!
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