Nach den feuchten Tagen im chilenischen Sueden haben wir uns nun im Norden waehrend der letzten vier Tage Sonnenbraende geholt (aber nur leichte dank Kokosnusssonnencreme): Wir waren in San Pedro de Atacama, einer Oasensiedlung am Rande einer Salzwueste nahe der bolivischen Grenze auf 2500 Metern Hoehe. Dort gibt es die groessten Lithiumvorraete der Welt, womit man sehr viel Geld machen kann, besonders wenn man schlauer nordamerikanischer Unternehmer ist. Bis vor 500 Jahren haben hier die Atacamenos Lamas gezuechtet, dann wurden sie erst von den Inkas erobert und schliesslich von den Jungs suedlich der Pyrenaeen. Die Berge in der Umgebung (knapp 6000 Meter hoch) haben indianische Namen, was einem auf den ersten Blick politisch sehr fair erscheint. Allerdings sind dies die Inka-Namen, also der Unterdruecker fuer 90 Jahre, und nicht die der urspruenglichen Bevoelkerung - politische Korrektheit also nur auf den ersten Blick. Die Inkas haben als spanische Soeldner sogar massgeblich zur Unterwerfung der Atacamenas beigetragen. Die diversen Indianervoelker waren also auch nicht netter zueinander als etwa die Europaer untereinander.
Bis vor zehn Jahren war San Pedro noch ein vereinsamtes Wuestenkaff, bis vor drei Jahren gab´s nur abends Strom. Inzwischen haben sie es aber geschafft, aus ein paar Lehmbuden in einer riesigen Geroell-, Busch- und Salzlandschaft ein Lonely-Planet-Highlight und somit eine absolute Touristenattraktion zu zaubern... und es ist echt saugeil. Man faehrt 22 Stunden von Santiago aus mit dem Bus (1700 Kilometer), was aber kein Problem, da die Busse hier sehr edel sind und sich super zum Schlafen eignen (an Letzterem haben auch die gezeigten Hollywoodfilme ihren Anteil). Unser Hostalhombre Roberto war diesmal ein sehr lockerer indianischer Metaller mit langen schwarzen Haaren (allerdings erfuhren wir nie seine Reaktion darauf, dass Tillmann kurz vor unserer Abreise sein Sandboard zerstoerte, s. unten). Nach ein paar Indioruinen an Tag 1 ging´s um 4 Uhr morgens der ersten Nacht auf 4500 Meter Hoehe, um Geysire zu bewundern. Es war derbstens kalt, -15 Grad, so dass ich mit allem glaenzen konnte, was mein Rucksack zu bieten hatte (Unterhemd, langes Skiunterhemd, Polohemd (wenn schon, denn schon), Multifunktionshemd, Pullover, Fleecepullover, Fleecejacke und Wanderjacke, die ging dann aber dummerweise nicht mehr zu). So hoch war ich noch nie gewesen (zumindest mit Boeden unter den Fuessen), was mich in einen Zustand grossen Glueckes versetzte (waehrend es Teresa in einen Zustand grosser Uebelkeit versetzte). Danach sind wir ein bisschen durch die aeusserst holprige Landschaft gekurvt (man macht hier alles mit gefuehrten Touren), haben uns Kakteenoasen an den "Fluessen" und ein Langweilerpueblo angeschaut. Zurueck in San Pedro hab ich mich fuer 3 Euro gegen Tollwut impfen lassen, inklusive Impfstoff und alles in insgesamt 10 Minuten ohne Termin - das nenn ich Service! Nachmittags sind wir ins Marstal ("Valle de Marca") gefahren, in der Tat stellt man sich genauso den Mars vor (hier koennten die AISler unter Euch super rumslammen, eignet sich auch Spitze zur Terrainmodellierung), mal abgesehen davon, dass es groesstenteils aus Salz besteht. Bis zu 2000 Meter weit unter den Boden geht die Salzmasse. Nach diversem Bodenablecken und einem Salzstueck in der Groesse eines halben Lebkuchens kann einem jedoch sehr schlecht werden.
Am naechsten Tag waren wir Sandboarden: Man reibt ein Holzbrett mit zwei Fusschlaufen mit Kerzenwachs ein, klettert auf eine Duene und duest runter, bis man abfratzt und dabei einen herrlichen aufmerksamkeitheischenden Ueberschlag vollfuehrt, da sich die Fuesse zunaechst nicht aus der Schlaufe loesen. Der Fahrstil soll uebrigens nicht viel gemein haben mit Snowboarden, wie mir Experten versicherten. Nachmittags erlebten wir dann mein persoenliches Highlight, eine Lagune in der Salzwueste, ein totes Meerlein: ein kleiner See mit so hohem Salzgehalt, dass man nicht untergehen kann. Das allein fand ich schon total geil, wie immer isses ja am schoensten, wenn man´s selber erlebt und nicht nur in Israelreportagen sieht. Das geilste war aber, dass einem in diesem See die Fuesse verbrannten, waehrend einem die Haende abfroren. Die oberen 30cm sind krass kalt, so dass man den toten Mann nur 10 Sekunden schafft. Dann ist´s etwa 50cm lauwarm, bevor es weiter unten unglaublich heiss wird (liegt an irgendwelchen chemischen Reaktionen in der Tiefe). Ein ziemlich unangenehmer, aber sehr beeindruckender Kontrast. Abends haben wir uns schliesslich Sternscher angeschaut in einem kleinen Observatorium in der Wueste, was einem mal wieder die eigene Nichtigkeit vor Augen fuehrte, fuer mich eine Rechtfertigung fuer weiteren Hedonismus.
Gestern besserten wir unsere Bildungsbilanz auf und suchten das oertliche Indianermuseum auf, um danach aber gleich wieder durch die Marslandschaft zu mountainbiken und auch nochmal die Duene zu besteigen. Bei dieser Gelegenheit zerbrach Robertos Sandboard unter Tillmanns Fahrkuensten ("Ich hab echt gar nix gemacht").
In der letzten Nacht haben wir uns von San Pedro verabschiedet und sind 600km nach Nordwesten gefahren nach Iquique. Hier haben sie frueher den grossen Reibach mit Salpeter gemacht. Dummerweise hat dann mal einer entdeckt, wie man das Zeug kuenstlich herstellt, und seitdem geht´s hier eher den Bach runter, auch wenn es noch immer eine der groessten Staedte Chiles ist. Iquique hat einen grossen Strand, dafuer ist es hier allerdings wiederum zu kalt. Ausserdem liegt es eingeengt zwischen Meer und Bergen, so dass es ein Paraglidingmekka ist, was wir morgen zu bestaetigen versuchen.
Hab ich oben was von tollem Service geschrieben? Jetzt schmeisst der Internetcafemann uns um 18 Uhr aus dem Laden. Fotos gibt´s demnaechst.
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