Dienstag, 25. September 2007

Ecuador

Gerade sind wir aus Puyo am Rande des ecuadorianischen Dschungels zurueckgekommen. Dorthin sind wir von hier aus, das heisst von Baños, einem schoenen Erholungsstaedtchen in den ecuadorianischen Bergen, 60 km runtergeradelt. Anstatt mit den Radkumpanen "Pilsener", das ecuadorianische Einheitsbier, trinken zu gehen, bin ich verschwitzt ins Internetcafe geeilt, um endlich mal wieder ein paar Zeilen von mir zu geben. In den letzten Tagen hatte ich dafuer keine Zeit, denn teils sind wir von einer ecuadorianischen Attraktion zur naechsten geeilt, teils war in kleinen Orten die Werbung "Internet" aussen an den Cafes eine Luege und man konnte keine Seite laden, und dann litt mein Blogesprit auch ab und an unter vorhergehenden Naechten. Aber jetzt endlich ein Bericht der letzten Tage, bevor sie mich hier aus dem Cafe rauswerfen (Fotos).

Lima

Von der Cordillera Blanca fuhren wir zurueck nach Lima. Lima ist sehr gross und alt und war daeinst die fuehrende Stadt Suedamerikas, da der Hauptsitz der Spanier. Doch vom alten Ruhm ist nicht viel uebrig geblieben und die Stadt keine Schoenheit. Es war bewoelkt und recht kalt (komischerweise war es in Peru tagsueber in den Bergen ueber 3000m immer deutlich waermer), aber auch in der Sonne mag die Stadt wahrscheinlich nicht verzaubern. Wir blieben drei Tage, um uns von den Strapazen der vergangenen Wochen in der Provinz zu erholen, aufs Laenderspiel gegen Bolivien zu gehen und Tillmann zu verabschieden. Tillmann flog naemlich mit mehrtaegigem Zwischenstopp in Santiago zurueck nach Frankfurt, und nur eine Unzahl an Pisco Sours, diesem geilen Getraenk, und Pisco Purs ermoeglichte es mir, mich um 5 Uhr morgens guter Laune von ihm zu verabschieden, nachdem ich in den letzten zwei Monaten die Zeit so intensiv mit ihm verbracht hatte wie seit 15 Jahren nicht mehr. Mit Teresa verbringe ich nun noch zwei weitere Wochen, bevor es fuer mich alleine weitergeht. In Lima haben wir am letzten Tag noch Teresas Bruder getroffen, der mit zwei Kumpels umhergereist ist, und von einer recht verschiedenen Art zu reisen gehoert.

Nordperu

Ueber Nacht sind Teresa und ich weiter nach Trujillo gereist, der drittgroessten Stadt Perus im Norden gelegen. An sich keine spannende Stadt, waere sie nicht am Meer gelegen und haetten nicht ein paar Praeinkaindianer eine wirklich riesige Matschstadt gebaut, "Chan Chan" haben sie die genannt. In Schlammziegeltempeln und anderen -gebaeuden sollen dort im 14. und 15. Jahrhundert 60.000 Menschen gewohnt haben, was durchaus hinkommen koennte, denn die Ruinen erstrecken sich in der Tat ueber viele, viele Quadratkilometer. Nachdem wir uns die angeschaut hatten, wie es sich gehoert, verbrachten wir endlich, endlich den Nachmittag am Strand. Erst assen wir die Nationalspeise "Ceviche", das ist roher Fisch oder sonstiger Meerkrams, der mehrere Stunden in Zitronensaft eingelegt wird und danach auch dem Touristen aus dem europaeischen Binnenland sehr mundet. Fuer Baden war es leider zu frisch, und obwohl es bewoelkt war, schaffte es die mit uns fuer ein paar Tage reisende helle, blonde Clare aus Manchester, sich einen derben Sonnenbrand zuzulegen (ich liebe es, wenn ein Klischee funktioniert). Ueber Nacht ging´s weiter nach Piura noch weiter im Norden, einem sympatischen, aber langweiligen Provinzkaff, das wir uns morgens fuer zwei Stunden anschauten. Dann ging´s endlich nach Ecuador!

Ecuador

Von Piura aus haben wir den ganzen Tag gebraucht, um nach Loja zu kommen, das im ecuadorianischen Sueden in gruenen, nicht besonders hohen Bergen liegt. Diese Gegend ist wunderschoen, und so hat die Busreise trotz der unbequemen Sitze sehr viel Spass gemacht. Zudem kam mit der Grenze auch die Waerme und endlich war es einmal so schwuel-warm, wie man sich Suedamerika vorstellt. Der ganze Kuestenstreifen Perus hingegen ist naemlich aeusserst karg, grossenteils Wueste, trotzdem auch tagsueber nicht waermeverwoehnt, zumindest zu dieser Jahreszeit. Das liegt alles am kalten Humboldtstrom und an den Anden (fuer die Details in den meteorologischen Erklaerungen hab ich jetzt keine Zeit). Von Lojas sind wir gleich weitergereist eine Stunde suedlich nach Vilcabamba, weithin bekannt als Gringorelaxort oder eher -dorf. Und in der Tat erholt man sich dort bestens, denn was anderes kann man gar nicht machen. Aber deswegen waren wir ja auch dort gewesen, denn nach all den Busfahrten ueber Nacht und am Tage in nicht gerade der neusten Mercedeskollektion brauchten wir das dringendst. Nach zwei Naechten dort fuhren wir ins fuenf Stunden noerdlich gelegene Cuenca, wieder durch eine aeusserst schoene gruene Berglandschaft.

Kolonialstadt Cuenca

Cuenca ist die drittgroesste Stadt Ecuadors, eine alte Kolonialstadt und meines Erachtens die schoenste Stadt, in der wir bisher waren. Die gesamte Innenstadt besteht grossenteils aus schoenen alten Kolonialstilhaeusern, die Strassen sind gepflegt und sauber und so sicher haben wir uns in einer grossen Stadt schon lange nicht mehr gefuehlt. Insgesamt macht der gesamte Sueden Ecuadors einen recht wohlhabenden Eindruck, obgleich Ecuador noch aermer sein soll als sein suedlicher Nachbar. (Das muessen wir demnaechst nochmal genauer recherchieren!) Einen Eindruck von Armut bekamen wir, als wir weiter nach Guayaquil fuhren, der groessten Stadt Ecuadors. Die Reise dorthin, von 2.500 Metern sich auf Seehoehe schlaengelnd und in ein Wolkenmeer eintauchend, wieder ein Augenschmaus, ganz im Gegensatz zu "Hellboy", der schlechteste Film aller Zeiten, dem wir im Bus ausgeliefert waren (die Nazis kreiieren in Schottland 1944 einen Halbteufel, und so bescheuert geht´s weiter). Guayaquil haben wir zwar nicht ernsthaft betreten, doch drumherum gibt es zahlreiche Reichenfestungen, in denen die Haeuser der Reichen mauer- und wachturmumringt stehen.

Meer

Wir fuhren gleich weiter nach Montañita, dem Surfer- und Strandpartyort Ecuadors. Dort ist derzeit Nebensaison, und das Wetter leider nicht der Hit, sondern bewoelkt, und es nieselte auch gerne mal eine Runde, aber es war trotzdem warm. Endlich habe ich den Pazifik auf der Suedhalbkugel richtig kennengelernt, er war schoen mild und seine Wellen sehr geil. Trotz Nebensaison war abends gut was los im Ort, am Samstag war sogar krass was los und es war laut und schoen. Auf der Strasse gab´s leckere Cocktails, bei denen man den Alkoholanteil selber bestimmen konnte, und im Strandclub konnte man grossartig zeigen, dass man keinen Salsa kann.

Und wieder Berge, aber auch Dschungel

Von Montañita ging´s in einer ganztaegigen Reise zurueck in die Berge in den Osten Ecuadors nach Baños. Und von dort sind wir eben heute mit dem Rad runtergefahren an den Rand des ecuadorianischen Dschungels. Morgen fahren wir weiter nach Norden in die Hauptstadt Quito. Chao!

Keine Kommentare: