Mannigfaltige bolivianische Action hat unsere letzten Tage gepraegt, so dass ich erst jetzt wieder dazu komme, Euch darueber kundzutun, abgesehen davon, dass man im Urwald sowieso schlecht Internetcafes findet. Wir haben jetzt fast alle Vegetationszonen Boliviens kennengelernt: "Bolivia has it all", wie der Lonely Planet sagt, ausser Meereskontakt natuerlich. Von der Alti Plano, der kargen Hochebene hier in La Paz und Umgebung, bis zum Dschungel im Osten, dazwischen diverse andere Vegetationszonen wie Salzwuesten oder Yunga, der Uebergangszone zwischen trockenem Hochland und feuchten Tiefgebieten. Bis auf die Salzwueste haben wir in den letzten Tagen von allem einen Eindruck erhalten. Doch eins nach dem anderen.
In La Paz (Fotos) haben wir noch einen Tag verbracht, um uns von diversen Miradors an der einmaligen Kessellage der Stadt zu ergoetzen und Evo Morales´ Wirkungsstaetten anzuschauen (Evo ist der lustige Coca-Bauer, der zum Praesidenten gewaehlt wurde und zur Freude nicht nur deutscher Touristen trotzdem seinen Alti-Plano-Oldschool-Kleidungsstil bewahrt hat). Danach radelten wir die gefaehrlichste Strasse der Welt runter, mutig wie wir sind. Dazu wurden wir mit einem Bus auf eine karge, steinige Passhoehe auf 4800 Metern gefahren (mein neuer Hoehenrekord). Von dort schlaengelt sich die Strasse 3600 Hoehenmeter runter in atemberaubender Landschaft ins spriessende bolvianische Tiefland. Die Strasse bruestet sich mit ihrem Namen zurecht, denn jaehrlich sterben hier 100 Menschen. Die Strasse ist eigentlich auch eher ein unplanierter Weg, an schmalen Stellen nicht breiter als 3 Meter, so dass grad so ein kleinerer LKW durchpasst. Dafuer geht es an der Seite bisweilen bis zu 600 Meter direkt runter. Vor einem halben Jahr haben sie eine neue Umgehung eroeffnet, bis dahin war diese Strasse tatsaechlich aber der Hauptverbindungsweg in den Nordosten. Dass dort ernsthaft der Verkehr langfuhr, mag man sich gar nicht vorstellen, wenn man mit dem Rad hoechstkonzentriert hinunterfaehrt. Die zahlreichen Autowracks in den Schluchten sind aber beeindruckende Zeugen. Anfangs ist man trotz allem noch zum Scherzen aufgelegt, etwa wenn man die zahlreichen Bierdosen, die Ladung des da unten liegenden LKWs, bedauert. Wenn aber die ersten Kreuze oder, im Falle israelischer Backpacker, Grabsteine am Strassenrand auftauchen, faehrt man nur noch mit groesstem Respekt um die Kurven. Die Landschaft aber, die ist echt grossartig - steile Schluchten mit schon fast dschungelartiger Vegetation, weiter Blick ins bolivianische Tiefland, geil. Wir kamen in dem huebschen Staedtchen Coroico auf 1200 Metern Hoehe an. Dort uebernachteten wir, um an naechsten Morgen nach Rurrenabaque weiterzufahren, dem Stuetzpunkt fuer Dschungel und Pampa. Und das wurde eine spassige Reise!
Um 12 Uhr trafen wir an der Kreuzung mit drei Haeuslein eine halbe Stunde unterhalb von Coroico ein, wo wir in den Bus nach Rurrenabaque einsteigen wollten. Diese Lehmbarrackenansammlung hatte einen klangvollen indianischen Namen, der auf Deutsch vermutlich "Wo es in jeder Ecke derb nach Urin stinkt" hiess. Leider kam unser Bus erst um vier, was ein kleiner Diss fuer uns war, da zahlreiche andere Backpacker an der Kreuzung eintrafen, ein bisschen warteten und dann in ihren Bus einsteigen konnten. Selbstverstaendlich gehoert Warten etc. zur Reiseerfahrung, weswegen wir dann doch noch halbwegs gut gelaunt die Ankunft unseres Busses feierten. Dann ging die Reise aber erst los, und es sei an dieser Stelle nur angemerkt, dass bolivianische Busse mit den Entwicklungen der letzten Jahrzehnte nicht mithalten koennen. Wir fuhren eine Stunde lang, und zu unserer freudigen Ueberraschung war die Fahrt aeusserst kurzweilig, denn die Strasse schlaengelte sich da auf Stein und Schotter entlang wie tags zuvor die "Strasse des Todes". Links ging es steil runter, bei Kurven muss der Bus direkt auf den Abgrund zusteuern, um im letzten Moment rumzureissen und die Kurve zu kriegen. Es war nicht beruhigend, dass auch die Bolivianer saemtlich nervoes ihre Koepfe aus dem Fenster hielten und schauten. Irgendwann fing der Bus zu rumpeln an. Nachdem wir das eine Viertelstunde ignoriert hatten, entschied sich die Buscrew doch, mal nen Blick drauf zu werfen. Das endete in einem viereinhalbstuendigen Aufenthalt auf enger Strasse an dunklem Abend. Die Jungs hatten nicht allzu viel Durchblick und haben lustig Reifen drauf und runter genommen. Noch weniger hatten sie gescheite Werkzeuge, Gottseidank waren Backpacker mit Taschenlampen dabei. So kamen wir erst am naechsten Tag nach 24 Stunden leicht erschoepft in Rurrenabaque an.
In Rurrenabaque ist es sehr sonnig und warm, wie es sich fuer eine Dschungelgegend gehoert. Am See, an dem die Stadt liegt, konnten wir uns nachmittags von den Strapazen erholen. Abends gingen wir auf ne Israeliparty. Die naechsten drei Tage verbrachten wir in der Pampa (Fotos), nicht zu vergleichen mit etwa der rheinhessischen Pampa. Pampa heisst einfach nur laendliche Gegend und bezeichnet nicht einen bestimmten Landschaftstyp. Unsere Pampa war eine von vielen Flusslaeufen durchzogene Wiesenregion, wo sich Krokodile, Delphine, Affen, Anacondas und Auslaender tummeln. Wir bewunderten Reptilien mit grossen Zaehnen bei Tag und Nacht, angelten und assen Piranhas (zu meinem Stolz wurde ich sogar von einem gebissen, dummerweise war er nur 5cm gross und es gab keine bleibenden Wunden), interagierten mit ferneren Verwandten auf Baeumen und suchten, leider unerfolgreich, stundenlang Anacondas. Wir hatten in La Paz uebrigens Stunden damit verbacht, eine oekologisch orientierte Agentur zu finden, denn wir sind ja liebe Deutsche und wollen vorbildliche Reisende sein. Bis auf eine Oberoekovereinigung, die nicht bezahlbar war, entpuppten sich alle anderen Agenturen, die auf ihren Plakaten mit dem Etikett der Oekovertraeglichkeit warben, als reine Schaumacher, was sie unumwunden zugaben. Genauer gesagt, auf unsere vorsichtigen Anfragen, was denn das "oekologisch" bedeute, wurde uns mehrmals sofort geantwortet, wir sollen uns deswegen nicht den Kopf zerbrechen, das heisse eigentlich nix, man mache einfach das Zeugs wie alle anderen auch. Grosse Verkaeufer. Naja, das Highlight in der Pampa war, mit Flussdelphinen zu schwimmen. Die sind so mindestens so gross wie Flipper und vertreiben (angeblich) Alligatoren und Piranhas, aber es erfordert doch eine gewisse Ueberwindung, in die braune Bruehe zu springen, nachdem man im Flussabschnitt zuvor Krokodile und Kaymane im Halbminutentakt gesehen hat. Auf der Pampatour trafen wir neben sympathischen Tieren auch auf sehr viele nette Menschen, Buenos Aireserinnen, austro-bolivianische Paerchen und Franzosen. Mit letzteren gingen wir darauf zwei Tage in den Dschungel, wo wir uns an Wuermen mit Kokosnussgeschmack, nach Knoblauch riechenden Rinden und Termiten labten. So kam dann nun auch das erste Immodium-akut zum Einsatz. Die Vielfalt an Geruechen und Geschmaeckern, die so ein Urwald hergibt, beeindruckt auch einen ueberzeugten Nichtoeko. Fast alles ist gut gegen Rueckenschmerzen und Bauchweh, es sei denn es ist so giftig, dass man gleich tot umfaellt. Gestern flogen wir dann von Rurrenabaque zurueck nach La Paz. Auf das 20stundige Geschlaengel mit einem schlechten Bus fuer 250 Kilometer Luftlinie hatten wir dieses Mal verzichtet. Jetzt planen wir unsere Reise zur Salzwueste in den Sueden.
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1 Kommentar:
Cool,wir findens toll!Und sagen es allen weiter.
Mama
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