Seit zwei Tagen sind wir nun in Peru, genauer gesagt in Cusco, der alten Inkahauptstadt. Zuvor hatten wir uns, wie angekuendigt, auf der Isla de Sol am Titicacasee, wo die Sonne geboren wurde (der Mond kam auf der kleineren Isla de Luna nebendran auf die Welt), umgeschaut (Fotos). Der Titicacasee ist, wie koennte es anders sein, wunderschoen. Besonders beeindruckt der Blick auf die Andengletscher jenseits des Sees. Auf der Insel gibt es diverse ganz nette Ruinen, die den Rucksackreisenden aber nur vom Hocker reissen, wenn er sich moeglichst blutig vorstellt, dass hier vor 500 Jahren Herzen rausgerissen wurden. Obwohl man 10 Bolivianer ("Bolivianos") Inseleintritt zahlt, was auf deutsche Verhaeltnisse umgerechnet etwa 5-10 Euro sind, gibt es keinerlei erklaerende Schilder oder aehnliches, und einen persoenlichen Fuehrer will man sich als Rucksackreisender aus ideologischen Gruenden nicht leisten. So war der paedagogische Nutzen eher gering (dass die Treppen auf der Suedseite ueberhaupt eine geile Inkaattraktion seien, ging mir erst auf, nachdem ich mich drei Stunden zuvor dort hochgekaempft hatte), die Natur dafuer umso schoener. Wir haben eine Nacht auf der Insel verbracht. Der Titicacasee ("See des Pumafelsens") lud morgens fuer ein erquickendes einminutiges Bad ein, bevor´s mit gefuehltem einem Knoten zurueck nach Copacabana ging. Und schliesslich weiter nach Peru!
Peru, Aushaengeschild Suedamerikas mit Inkas, Indios, Dschungel, Anden, Kaelte, bunter Mode, Chaos, liegt nur 20 Minuten von Copacabana entfernt und teilt sich den Titicacasee mit Bolivien. Wir fuhren nach Cusco, der alten Inkastadt bei Maccu Picchu. Wie gewohnt, kamen wir mit 4 Stunden Verspaetung an. Dieses Mal lag es jedoch nicht an einem technischen Defekt, den gab es diesmal komischerweise gar nicht, sondern an der "Policia Fiscal". Bolivien ist etwas guenstiger als Peru, daher schmuggeln die Peruanerinnen haufenweise Socken, Shampoos und was der Peruaner alles so begehrt, nach Peru. Das findet der peruanische Staat etwas unpassend, so dass uns auf dem Weg mehrmals der peruanische Zoll anhielt. Komischerweise wird naemlich nicht an der Grenze kontrolliert. Die Kontrolle war ein tolles Spektakel, ein Tohuwabohu aus aufgeschreckten Indiomuddis und Polizisten. Erstere sind wie verrueckt durch den engen Bus hin und her gerannt und haben versucht, Sachen zu verstecken. Passte man nicht auf, hatte man sogleich eine Tasche unter den Beinen. Die Damen haben ja auch an sich selbst unglaubliche Versteckmoeglichkeiten: In der Regel haben sie Hueften, deren letzter Entsprungener wohl zehn Geschwisterlein antraf, und darueber tragen sie ausladende Roecke (und ausserdem auf dem Kopf eine Art Melone, bei der man sich stets wundert, dass sie nicht runterfaellt). Die einkassierte Schmuggelware fuellte die gesamte Ladeflaeche eines Pick-Ups. Irgendwann nachts kamen wir dann aber doch mal wieder an, und vor dem Bus gab es, je nach Sichtweise, total lustige oder eher bedrueckende Szenen, wenn zwei gestandene Frauen schrill schreiend an einer Tasche um die Wette zerren. Die krasse Armut hier bekommen wir insgesamt eher auf solch indirekte Weisen mit. Inzwischen habe ich uebrigens gelesen, dass die lokalen Busse, wie wir sie bisher genommen haben, in Peru beruechtigt fuer ihre Unfaelle sind. Aber das Risiko ist das tolle Unterhaltungsprogramm allemal wert (die Alternative waeren teure und langweilige Touristenbusse). Apropos Sorgenmachen: Von dem Erdbeben in Pisco haben wir nix mitgekriegt. Wir waren zu der Zeit noch in Bolivien, mir hat erst ein Spanier auf der Isla de Sol davon erzaehlt.
Seit zwei Tagen sind wir nun in Cusco, was geradezu wie ein suedfranzoesisches Touristenstaedtchen anmutet: addrett gepflegt, schoene alter Haeuser und Gemaeuer erbaut von Inkas sowie von deren Eroberern, voller Touristen, nette Laeden, Taschendiebe (ein Nordfranzose hat gleich mal seinen Fotoapparat eingebuesst). Wird auch mal wieder Zeit fuer eine historische Lehrstunde des verhinderten Geschichtsstudenten (notfalls beim naechsten Absatz weiterlesen): Die Bluetezeit der Inkas, in der ihr Reich von Kolumbien bis Mittelchile reichte, umfasste gerade mal 100 Jahre (okay, das ein oder andere bekannte Reich hatte noch kuerzeren Bestand). Und dann genuegten 160 Spanier, um dieses Riesenreich zu erobern, Gewehren, Pferden, Stahlschwertern, Ruestung, Pocken, Buergerkriegen der Inkas und miesester Hinterlist sei dank (Pizarros Sicht). In der entscheidenden "Schlacht", die eigentlich nichts als ein Hinterhalt war, toeteten die paar Spanier 6000 Inka-Elitekrieger, die chancenlos waren mit ihren Beilen und ohne Ruestung.
Zurueck zur Reise: Gerade hatten wir die Besprechung mit unserem Guia fuer die naechsten Tage, wir starten naemlich morgen unsere Tour auf dem bekannten Inkaweg nach Maccu Picchu, wohl das touristische Highlight Suedamerikas, eine alte Inkastadt, ueber deren Rolle die Historikermeinungen auseinandergehen und die vor 100 Jahren erst wiedergefunden wurde. Und der Guia wollte mir doch allen Ernstes so Nordic-Walking-Stoecke andrehen, hah! Ob mein Hochmut gerechtfertigt war, lest Ihr in ein paar Tagen, chao!
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