Bevor ich vollends zum Carioca werde, ueber eine Woche bin ich ja nun schon in Rio de Janeiro, fahre ich heute Nacht weiter in die alte Minenstadt Ouro Preto. Nach Sao Luis sind es noch einige Tausend Kilometer, und ich will puenktlich mit Leandro in keinen zwei Wochen mehr dort ankommen! Bevor es gleich zum Rodoviaria (Busbahnhof) geht, erzaehle ich Euch beim wunderschoenen Klang von Escapado (obrigado, Serge) (mein MP3-Spieler hat seinen Geist schon in Buenos Aires aufgegeben, und so sind Internetcafes auch immer schoene Alternative-Inseln) von Sambaschulen und Zuckerhueten (die Fotos zeigen obendrein, dass ich groessere Fuesse als der Kaiser habe).
Sambanaechte
Die brasilianische Klischeemusik habe ich in ihrem Heimatland zum ersten Mal am letzten Wochenende kennengelernt. Mit drei Jungs aus Sao Paolo aus dem Hostal war ich im Szenestadtteil Lapa in einem der bekanntesten Sambaclubs der Stadt, im "Democraticus". Obwohl ich mich nicht gerade Latino-Tobe ob meiner Vorliebe fuer suedlaendische Musik getauft habe, hat mir die Musik der Live-Band bestens gefallen. Nachts drauf war ich mit Luciana, einer Freundin von Leandro, bei einer Sambaschule oder eher in den Strassenzuegen davor. Die Sambaschulen liegen an den Raendern der Favelas oder in Favelas (Favelas sind die Slums, wie in Cidade de Deus, was in Rio spielt, gesehen; Rio hat die groesste Favela Suedamerikas) und proben das Jahr ueber fuer die grossen Paraden an Karneval. Das war eine grossartige Nacht abseits der Gringoautobahn, chaotisch-rhythmisch, tatsaechlich so, wie man es sich vorstellt. Anfangs war ich etwas nervoes, wie ich zugeben muss, aber Luciana ist auch Weisse und ich habe ihr zurecht voll vertrauen koennen. Sonntag schliesslich war ich auf einer Favela-Funk-Party, ebenso eine nicht wirklich legale Veranstaltung. Unsere Party war aber eine Soft-Variante, der Besuch dort war vom Hostal veranstaltet, und sie fand auch nicht direkt in einer Favela statt; insgesamt handelte es sich eher um eine Riesenproletenveranstaltung, wenn auch mit unterhaltsamerer Klientel als in den deutschen Landen.
Ein unvergesslicher Nachmittag
Das Wochenende war also schoen kraefteraubend. Montags habe ich mit einem Brasilianer einen schoen langen Spaziergang ueber die Straende von Ipanema und Copacabana gemacht. Die Straende sind so dichtbevoelkert, wie man es sich vorstellt, mit Schoenen und Fetten, Weissen und Schwarzen (und allem dazwischen), Einheimischen und Touristen, kleinen Maedchen und alten Opas, Gaffern und Schwulen. Sehr unterhaltsamer Kontrast nach den herrlichen, aber einsamen Naturstraenden auf der Ilha Grande. Der Spaziergang war wie gesagt schoen und lange, und auf halbem Weg zurueck in Ipanema haben wir uns an einem Strandkiosk niedergelassen, um den Nachmittag mit ein paar Skols abzurunden. Und dann wurde eben der Italiener direkt vor mir auf die Strasse geschubst, und der Bus fuhr nacheinander mit seinen beiden rechten Raedern ueber seinen Hals und Kopf, und Vater und Bruder schauten auch zu und rannten zum leblosen Leib und schrien. So unwahrscheinlich es war in so einer grossen Stadt, ich habe alles en detail gesehen. Und auch wenn es nur ein tragischer Unfall war, auch wenn fast alle schlimmen Verbrechen hier in den Favelas geschehen und sowas auch in Europa geschehen kann, auch wenn ich jetzt nicht veraengstigt durch die Strassen schleiche undsoweiterundsofort, haben mich diese Szenen schon sehr beruehrt.
Touritage
Die naechsten Tage habe ich etwas lockerer angehen lassen und war dann schliesslich auch wieder in der Lage, Rio zu geniessen. Mittwoch war wieder sehr schoen, Luciana hat mir das Zentrum der Stadt gezeigt: ein komischer Mix aus kleinen und sehr schoenen alten Haeusern und grossen und sehr haesslichen Buerogebaeuden, ein tolles Zentrum, da voller Leute. Fast ohne Touristen, denn die tummeln sich alle in Copacabana oder dort, wo ich gestern war, bei den unverzichtbaren, dennoch obergeilen weltbekannten Highlights der Stadt: die Christusstatue und der Zuckerhut. So fehlt auf der Karte links jetzt nur noch einer der hervorgehobenen Orte, und dort reise ich nun ueber ein paar Zwischenstationen hin. Tudo bem!
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