Nach Dschungel und Pampa in der bolivianischen Tiefebene und einem Tag Pause in La Paz lockten uns wieder die Anden: Wir fuhren in den bolivianischen Sueden nach Uyuni zur groessten Salzwueste der Welt auf 3800 Metern Hoehe (Fotos). An sich eine 12-stuendige Busreise, wir haben es aber mal wieder auf 24 Stunden gebracht. Abends um 20 Uhr stiegen wir in La Paz ein in guter Hoffnung, am naechsten Morgen unsere gebuchte dreitaegige Tour beginnen zu koennen. Wir hatten nur 4 Stunden Zeitpuffer eingeplant, im Rueckblick unglaublich naiv, besonders wenn man unsere vorhergehenden Busreisen beruecksichtigt. Dieses Mal verlief es wie folgt: Bis um 7 Uhr des naechsten Morgens hatte unser Bus gerade ein Drittel der Strecke geschafft, und das auf dem asphaltierten Teil des Weges. Die Nacht hatte aus ein bisschen Fahren, langem Bus-"Reparieren", ein weiteres kleines Stueckchen Fahrt, eine Stunde "Reparatur", Motoranlassen, wieder "Reparieren" und so weiter bestanden. Lustigerweise meinte einer des Buspersonals, der Bus haette bereits am Vortag vor der Abreise nicht richtig funktioniert, aber das hatte ihnen anscheinend keine unnoetigen Sorgen bereitet. Nach 11 Stunden meinte es schliesslich das Reiseunternehmen, das nicht umsonst und allen Ernstes mit "Mit uns wird Reisen ein Erlebnis" wirbt, so gut mit uns und stellte einen Ersatzbus zur Verfuegung, der vor schaetzungsweise 40 Jahren in Schweden zusammengebaut worden war. Damals war Federung noch nicht so in, mal davon abgesehen dass Busse mit der Zeit nicht erfahrener werden im Umgang mit Schlagloechern. Und derer gab es reichlich, denn der Rest der Strecke war eine Schottersteinpiste oder eher eine Schlaglochpiste mit zufaelligen ebenen Stuecken. Muessig zu erwaehnen, dass auch dieser Bus mehr als einmal ausfiel und es mehrfach Gelegenheit zu geselligen Yatzeerunden im Wuestensand gab. Aber das gehoert wohl alles zum Reiseflair... Schliesslich kamen wir dann doch abends in Uyuni an, und da die Tourveranstalter die hiesigen Busunternehmen kennen, war es kein Problem, unsere Tour einen Tag spaeter zu starten.
Uyuni ist ein Kaff direkt am Rand der Salar, dem Rest eines grossen Salzsees in grauer Vorzeit, und verdient gutes Geld mit den Rucksackreisenden Boliviens, die hier frueher oder spaeter alle vorbeikommen. Wir sind fuer drei Tage mit einem Jeep durch die Salzwueste und einen angrenzenden Nationalpark gefahren, haben uns an der Illusion der Perspektivlosigkeit der weissen Flaeche ergoetzt und zudem noch den irischen Akzent im Englischen zu verstehen gelernt. Obwohl wir die drei Tage grossenteils im Jeep verbracht haben, um von Naturwunder zu Naturwunder zu eilen, waren die Tage dank um die 2000 Kilometer Schlagloecher und Steine der bisher anstrengendste Teil der Reise. Unser Fahrer hatte es anscheinend leider nicht zum Tourenwagenpilot gebracht und ist darum auf den Strecken, die es zuliessen, erst recht wie ein Henker gefahren, mal zu unserer Freude, mal zu unserer Uebelkeit, mal zu unserer Angst. Das Ganze fand auf 3700 bis 5060 Metern statt, letzteres ein neuer Rekord. Neben der Salzwueste besuchten wir wunderschoene blaue Gebirgsseen, bunte Berge und Horden rosafarbener Flamigos. (Wieso die sowohl hier auf 4500 Metern Hoehe wie auch im Mainzer Volkspark so gut zurechtkommen, hab ich nicht kapiert.) Krass waren die Temperaturunterschiede: Waehrend man vor Angst vorm Kaeltetod fast weint, wenn einen die Biers des Abends mitten in der Nacht zwingen, Bett und Lehmhuette zu verlassen, kann man trotz Winter in den "tieferen" Regionen bei Windstille beinahe ins Schwitzen kommen.
Gestern Abend bestiegen wir schliesslich wieder den Bus Richtung La Paz, und - tataaa - zu unserer grossen Verwunderung hatten wir zum ersten Mal in Bolivien keine Panne. So konnten wir heute Vormittag gleich zum Titicacasee weiterfahren und sind jetzt in Copacabana (nicht zu verwechseln mit dem bekannteren Namensvetter, von dem´s erst in zehn Wochen Berichte gibt). Ich habe den Nachmittag erst mal im Bett verbracht, denn inzwischen bin ich wieder dran in der Immodium-akut-Staffel. Insgesamt geht es uns aber sehr gut, und wir freuen uns darauf, morgen frueh die Geburtstaette (oder sowas aehnliches) des Inkasonnenkoenigs auf der Isla de Sol zu besichtigen. Copacabana ist recht huebsch, sein Hafen und der Aussichtshuegel nebenan waeren sogar sehr huebsch, wenn die Bolivianer nicht die Unsitte haetten, alles und insbesondere die schoensten Teile ihres Landes mit Unmengen Muell zu verzieren (im Gegensatz zu Chile uebrigens). Sogar im Niemandsland der Anden liegen an den einschlaegigen Stellen die Verpackungen der Gueter der Weltwirtschaft. Teilweise hat der Muell religioese Gruende. Die Bolivianer opfern Pacha Mama, der Mutter Erde, indem sie an entlegene Orte fahren und fuer sie ein paar Biere trinken. An sich ja ein sinnvoller und auch einen Mitteleuropaeer ueberzeugender Brauch, wenn sie die leeren Flaschen nicht danach als Geste des Teilens und Einseins mit der Natur in die Gegend werfen wuerden. Aber wie Unpuenktlichkeit, Unzuverlaessigkeit jeglicher Art und der Notwendigkeit, einer Information erst Glauben schenken zu koennen, nachdem sie von drei Quellen unabhaengig bestaetigt wurde, sowie ekliger Suppen ist das wohl alles eine Frage der kulturellen Perspektive, und dadefier simmer ja hier. Bis bald mit Neues vom Sonnengott!
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2 Kommentare:
herrlich diese Fotos.. Wir haben uns weggeschmissen vor Lachen.
Schön, dass es euch gut geht!
Alles Liebe,
Elisa
Also ich find die Hose schön.
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