Am Dienstagmittag sind wir in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito angekommen (Fotos). Quito hat knapp anderthalb Millionen Einwohner und liegt im Landesinneren auf 2800m Hoehe. Quito hat zwei Zentren, die schoene historische Altstadt im Kolonialstil, und die Neustadt mit Hochhaeusern, Geschaeften und Parks. Trotz seiner Groesse macht Quito einen angenehmen, gar nicht so grossstaedtischen Eindruck. Es erinnert insofern ein bisschen an Muenchen, nur eben leider mit mehr Ghettos und wesentlich mehr Kriminalitaet des Nachts, andererseits dafuer ohne Bayern. In Quito wohnen wir bei vier deutschen Jungs, die hier in einer Sozialeinrichtung ihren Zivildienst ableisten, die wir ueber zwei, drei Ecken kennen und die uns gerne ihre Couchmatrazen zur Verfuegung stellen.
Eine kleine Ethnologie Ecuadors
Die Ecuadorianer sehen fuer meine Augen den Peruanern uebrigens sehr aehnlich, abgesehen davon, dass die Ecuadorianerinnen deutlich huebscher sind. In den Staedten sind fast alle Mestizen, vereinzelt gibt es Weisse, waehrend in den laendlichen Gegenden die Bevoelkerung sehr indigen ist. Nur dort werden noch traditionelle Kleider getragen. Diese Kleidung ist prinzipiell die gleiche wie in Peru und Bolivien, d.h., Frauen tragen lange Roecke und zylinderartige Huete. Aber Farben und Formen unterscheiden sich dabei bereits von Landstrich zu Landstrich. Die Ecuadorianer machen auch einen entspannteren und offeneren Eindruck als die Peruaner. Ich muss deutlich haeufiger mein Spanischsmalltalkkoennen unter Beweis stellen. Trotzdem wuerde ich sie keineswegs als extrovertierter als Mitteleuropaeer bezeichnen. Die Klischees ueber Suedamerikaner, die lauthals exzessiv den ganzen Tag und die ganze Nacht rhythmisch tanzen undsoweiter, die sind wohl eher in Kolumbien, Venezuela oder Brasilien entstanden.
Mitad del Mundo
Quito liegt kurz unterhalb des Aequators. Nachdem wir Mittwoch einen "typischen" Indiomarkt voller Plunder fuer Gringos in einer zwei Stunden entfernten Stadt besucht hatten, fuhren wir zur "Weltenmitte" ("Mitad del Mundo"), wie die Ecuadorianer den Ort genannt haben, an dem sie den Aequator vermarkten. Dort haben sie eine Linie fuer den Aequator gezogen. Trotz ihrer nur symbolischen Natur begeisterte sie uns (noch faszinierender als der 50. Breitengrad auf dem Mainzer Gutenbergplatz), schon toll zwischen Nord- und Suedhalbkugel hin- und herzuhuepfen.
Latino-Tobe Teil II
Gestern haben wir uns in der Neustadt Quitos umgeguckt. Abends schliesslich flog Teresa zurueck nach Santiago, von wo sie Montag, so ich mich recht erinnere, weiter nach Frankfurt fliegt. So beginnt jetzt fuer mich der zweite Teil der Reise, in dem ich allein unterwegs bin. Ich moechte noch eins, zwei Tage in Quito bleiben, bevor auch ich mich auf den Weg zurueck nach Santiago und von dort aus weiter nach Argentinien mache. Allerdings nehme ich den Bus, und so werde ich wohl fuer die 5000 Kilometer fuenf Tage brauchen. Busfahren ist naemlich wesentlich guenstiger und macht (bei akzeptablen Bussen) sogar Spass, denn so sieht man sehr viel vom Land. Aber schon lustig, wenn ich bedenke, dass ich in Deutschland eine dreieinhalbstuendige Autofahrt etwa von Mainz nach Osnabrueck als laengere Reise ansehe. Nach ueberstandener Odysee melde ich mich wieder!
Freitag, 28. September 2007
Dienstag, 25. September 2007
Ecuador
Gerade sind wir aus Puyo am Rande des ecuadorianischen Dschungels zurueckgekommen. Dorthin sind wir von hier aus, das heisst von Baños, einem schoenen Erholungsstaedtchen in den ecuadorianischen Bergen, 60 km runtergeradelt. Anstatt mit den Radkumpanen "Pilsener", das ecuadorianische Einheitsbier, trinken zu gehen, bin ich verschwitzt ins Internetcafe geeilt, um endlich mal wieder ein paar Zeilen von mir zu geben. In den letzten Tagen hatte ich dafuer keine Zeit, denn teils sind wir von einer ecuadorianischen Attraktion zur naechsten geeilt, teils war in kleinen Orten die Werbung "Internet" aussen an den Cafes eine Luege und man konnte keine Seite laden, und dann litt mein Blogesprit auch ab und an unter vorhergehenden Naechten. Aber jetzt endlich ein Bericht der letzten Tage, bevor sie mich hier aus dem Cafe rauswerfen (Fotos).
Lima
Von der Cordillera Blanca fuhren wir zurueck nach Lima. Lima ist sehr gross und alt und war daeinst die fuehrende Stadt Suedamerikas, da der Hauptsitz der Spanier. Doch vom alten Ruhm ist nicht viel uebrig geblieben und die Stadt keine Schoenheit. Es war bewoelkt und recht kalt (komischerweise war es in Peru tagsueber in den Bergen ueber 3000m immer deutlich waermer), aber auch in der Sonne mag die Stadt wahrscheinlich nicht verzaubern. Wir blieben drei Tage, um uns von den Strapazen der vergangenen Wochen in der Provinz zu erholen, aufs Laenderspiel gegen Bolivien zu gehen und Tillmann zu verabschieden. Tillmann flog naemlich mit mehrtaegigem Zwischenstopp in Santiago zurueck nach Frankfurt, und nur eine Unzahl an Pisco Sours, diesem geilen Getraenk, und Pisco Purs ermoeglichte es mir, mich um 5 Uhr morgens guter Laune von ihm zu verabschieden, nachdem ich in den letzten zwei Monaten die Zeit so intensiv mit ihm verbracht hatte wie seit 15 Jahren nicht mehr. Mit Teresa verbringe ich nun noch zwei weitere Wochen, bevor es fuer mich alleine weitergeht. In Lima haben wir am letzten Tag noch Teresas Bruder getroffen, der mit zwei Kumpels umhergereist ist, und von einer recht verschiedenen Art zu reisen gehoert.
Nordperu
Ueber Nacht sind Teresa und ich weiter nach Trujillo gereist, der drittgroessten Stadt Perus im Norden gelegen. An sich keine spannende Stadt, waere sie nicht am Meer gelegen und haetten nicht ein paar Praeinkaindianer eine wirklich riesige Matschstadt gebaut, "Chan Chan" haben sie die genannt. In Schlammziegeltempeln und anderen -gebaeuden sollen dort im 14. und 15. Jahrhundert 60.000 Menschen gewohnt haben, was durchaus hinkommen koennte, denn die Ruinen erstrecken sich in der Tat ueber viele, viele Quadratkilometer. Nachdem wir uns die angeschaut hatten, wie es sich gehoert, verbrachten wir endlich, endlich den Nachmittag am Strand. Erst assen wir die Nationalspeise "Ceviche", das ist roher Fisch oder sonstiger Meerkrams, der mehrere Stunden in Zitronensaft eingelegt wird und danach auch dem Touristen aus dem europaeischen Binnenland sehr mundet. Fuer Baden war es leider zu frisch, und obwohl es bewoelkt war, schaffte es die mit uns fuer ein paar Tage reisende helle, blonde Clare aus Manchester, sich einen derben Sonnenbrand zuzulegen (ich liebe es, wenn ein Klischee funktioniert). Ueber Nacht ging´s weiter nach Piura noch weiter im Norden, einem sympatischen, aber langweiligen Provinzkaff, das wir uns morgens fuer zwei Stunden anschauten. Dann ging´s endlich nach Ecuador!
Ecuador
Von Piura aus haben wir den ganzen Tag gebraucht, um nach Loja zu kommen, das im ecuadorianischen Sueden in gruenen, nicht besonders hohen Bergen liegt. Diese Gegend ist wunderschoen, und so hat die Busreise trotz der unbequemen Sitze sehr viel Spass gemacht. Zudem kam mit der Grenze auch die Waerme und endlich war es einmal so schwuel-warm, wie man sich Suedamerika vorstellt. Der ganze Kuestenstreifen Perus hingegen ist naemlich aeusserst karg, grossenteils Wueste, trotzdem auch tagsueber nicht waermeverwoehnt, zumindest zu dieser Jahreszeit. Das liegt alles am kalten Humboldtstrom und an den Anden (fuer die Details in den meteorologischen Erklaerungen hab ich jetzt keine Zeit). Von Lojas sind wir gleich weitergereist eine Stunde suedlich nach Vilcabamba, weithin bekannt als Gringorelaxort oder eher -dorf. Und in der Tat erholt man sich dort bestens, denn was anderes kann man gar nicht machen. Aber deswegen waren wir ja auch dort gewesen, denn nach all den Busfahrten ueber Nacht und am Tage in nicht gerade der neusten Mercedeskollektion brauchten wir das dringendst. Nach zwei Naechten dort fuhren wir ins fuenf Stunden noerdlich gelegene Cuenca, wieder durch eine aeusserst schoene gruene Berglandschaft.
Kolonialstadt Cuenca
Cuenca ist die drittgroesste Stadt Ecuadors, eine alte Kolonialstadt und meines Erachtens die schoenste Stadt, in der wir bisher waren. Die gesamte Innenstadt besteht grossenteils aus schoenen alten Kolonialstilhaeusern, die Strassen sind gepflegt und sauber und so sicher haben wir uns in einer grossen Stadt schon lange nicht mehr gefuehlt. Insgesamt macht der gesamte Sueden Ecuadors einen recht wohlhabenden Eindruck, obgleich Ecuador noch aermer sein soll als sein suedlicher Nachbar. (Das muessen wir demnaechst nochmal genauer recherchieren!) Einen Eindruck von Armut bekamen wir, als wir weiter nach Guayaquil fuhren, der groessten Stadt Ecuadors. Die Reise dorthin, von 2.500 Metern sich auf Seehoehe schlaengelnd und in ein Wolkenmeer eintauchend, wieder ein Augenschmaus, ganz im Gegensatz zu "Hellboy", der schlechteste Film aller Zeiten, dem wir im Bus ausgeliefert waren (die Nazis kreiieren in Schottland 1944 einen Halbteufel, und so bescheuert geht´s weiter). Guayaquil haben wir zwar nicht ernsthaft betreten, doch drumherum gibt es zahlreiche Reichenfestungen, in denen die Haeuser der Reichen mauer- und wachturmumringt stehen.
Meer
Wir fuhren gleich weiter nach Montañita, dem Surfer- und Strandpartyort Ecuadors. Dort ist derzeit Nebensaison, und das Wetter leider nicht der Hit, sondern bewoelkt, und es nieselte auch gerne mal eine Runde, aber es war trotzdem warm. Endlich habe ich den Pazifik auf der Suedhalbkugel richtig kennengelernt, er war schoen mild und seine Wellen sehr geil. Trotz Nebensaison war abends gut was los im Ort, am Samstag war sogar krass was los und es war laut und schoen. Auf der Strasse gab´s leckere Cocktails, bei denen man den Alkoholanteil selber bestimmen konnte, und im Strandclub konnte man grossartig zeigen, dass man keinen Salsa kann.
Und wieder Berge, aber auch Dschungel
Von Montañita ging´s in einer ganztaegigen Reise zurueck in die Berge in den Osten Ecuadors nach Baños. Und von dort sind wir eben heute mit dem Rad runtergefahren an den Rand des ecuadorianischen Dschungels. Morgen fahren wir weiter nach Norden in die Hauptstadt Quito. Chao!
Lima
Von der Cordillera Blanca fuhren wir zurueck nach Lima. Lima ist sehr gross und alt und war daeinst die fuehrende Stadt Suedamerikas, da der Hauptsitz der Spanier. Doch vom alten Ruhm ist nicht viel uebrig geblieben und die Stadt keine Schoenheit. Es war bewoelkt und recht kalt (komischerweise war es in Peru tagsueber in den Bergen ueber 3000m immer deutlich waermer), aber auch in der Sonne mag die Stadt wahrscheinlich nicht verzaubern. Wir blieben drei Tage, um uns von den Strapazen der vergangenen Wochen in der Provinz zu erholen, aufs Laenderspiel gegen Bolivien zu gehen und Tillmann zu verabschieden. Tillmann flog naemlich mit mehrtaegigem Zwischenstopp in Santiago zurueck nach Frankfurt, und nur eine Unzahl an Pisco Sours, diesem geilen Getraenk, und Pisco Purs ermoeglichte es mir, mich um 5 Uhr morgens guter Laune von ihm zu verabschieden, nachdem ich in den letzten zwei Monaten die Zeit so intensiv mit ihm verbracht hatte wie seit 15 Jahren nicht mehr. Mit Teresa verbringe ich nun noch zwei weitere Wochen, bevor es fuer mich alleine weitergeht. In Lima haben wir am letzten Tag noch Teresas Bruder getroffen, der mit zwei Kumpels umhergereist ist, und von einer recht verschiedenen Art zu reisen gehoert.
Nordperu
Ueber Nacht sind Teresa und ich weiter nach Trujillo gereist, der drittgroessten Stadt Perus im Norden gelegen. An sich keine spannende Stadt, waere sie nicht am Meer gelegen und haetten nicht ein paar Praeinkaindianer eine wirklich riesige Matschstadt gebaut, "Chan Chan" haben sie die genannt. In Schlammziegeltempeln und anderen -gebaeuden sollen dort im 14. und 15. Jahrhundert 60.000 Menschen gewohnt haben, was durchaus hinkommen koennte, denn die Ruinen erstrecken sich in der Tat ueber viele, viele Quadratkilometer. Nachdem wir uns die angeschaut hatten, wie es sich gehoert, verbrachten wir endlich, endlich den Nachmittag am Strand. Erst assen wir die Nationalspeise "Ceviche", das ist roher Fisch oder sonstiger Meerkrams, der mehrere Stunden in Zitronensaft eingelegt wird und danach auch dem Touristen aus dem europaeischen Binnenland sehr mundet. Fuer Baden war es leider zu frisch, und obwohl es bewoelkt war, schaffte es die mit uns fuer ein paar Tage reisende helle, blonde Clare aus Manchester, sich einen derben Sonnenbrand zuzulegen (ich liebe es, wenn ein Klischee funktioniert). Ueber Nacht ging´s weiter nach Piura noch weiter im Norden, einem sympatischen, aber langweiligen Provinzkaff, das wir uns morgens fuer zwei Stunden anschauten. Dann ging´s endlich nach Ecuador!
Ecuador
Von Piura aus haben wir den ganzen Tag gebraucht, um nach Loja zu kommen, das im ecuadorianischen Sueden in gruenen, nicht besonders hohen Bergen liegt. Diese Gegend ist wunderschoen, und so hat die Busreise trotz der unbequemen Sitze sehr viel Spass gemacht. Zudem kam mit der Grenze auch die Waerme und endlich war es einmal so schwuel-warm, wie man sich Suedamerika vorstellt. Der ganze Kuestenstreifen Perus hingegen ist naemlich aeusserst karg, grossenteils Wueste, trotzdem auch tagsueber nicht waermeverwoehnt, zumindest zu dieser Jahreszeit. Das liegt alles am kalten Humboldtstrom und an den Anden (fuer die Details in den meteorologischen Erklaerungen hab ich jetzt keine Zeit). Von Lojas sind wir gleich weitergereist eine Stunde suedlich nach Vilcabamba, weithin bekannt als Gringorelaxort oder eher -dorf. Und in der Tat erholt man sich dort bestens, denn was anderes kann man gar nicht machen. Aber deswegen waren wir ja auch dort gewesen, denn nach all den Busfahrten ueber Nacht und am Tage in nicht gerade der neusten Mercedeskollektion brauchten wir das dringendst. Nach zwei Naechten dort fuhren wir ins fuenf Stunden noerdlich gelegene Cuenca, wieder durch eine aeusserst schoene gruene Berglandschaft.
Kolonialstadt Cuenca
Cuenca ist die drittgroesste Stadt Ecuadors, eine alte Kolonialstadt und meines Erachtens die schoenste Stadt, in der wir bisher waren. Die gesamte Innenstadt besteht grossenteils aus schoenen alten Kolonialstilhaeusern, die Strassen sind gepflegt und sauber und so sicher haben wir uns in einer grossen Stadt schon lange nicht mehr gefuehlt. Insgesamt macht der gesamte Sueden Ecuadors einen recht wohlhabenden Eindruck, obgleich Ecuador noch aermer sein soll als sein suedlicher Nachbar. (Das muessen wir demnaechst nochmal genauer recherchieren!) Einen Eindruck von Armut bekamen wir, als wir weiter nach Guayaquil fuhren, der groessten Stadt Ecuadors. Die Reise dorthin, von 2.500 Metern sich auf Seehoehe schlaengelnd und in ein Wolkenmeer eintauchend, wieder ein Augenschmaus, ganz im Gegensatz zu "Hellboy", der schlechteste Film aller Zeiten, dem wir im Bus ausgeliefert waren (die Nazis kreiieren in Schottland 1944 einen Halbteufel, und so bescheuert geht´s weiter). Guayaquil haben wir zwar nicht ernsthaft betreten, doch drumherum gibt es zahlreiche Reichenfestungen, in denen die Haeuser der Reichen mauer- und wachturmumringt stehen.
Meer
Wir fuhren gleich weiter nach Montañita, dem Surfer- und Strandpartyort Ecuadors. Dort ist derzeit Nebensaison, und das Wetter leider nicht der Hit, sondern bewoelkt, und es nieselte auch gerne mal eine Runde, aber es war trotzdem warm. Endlich habe ich den Pazifik auf der Suedhalbkugel richtig kennengelernt, er war schoen mild und seine Wellen sehr geil. Trotz Nebensaison war abends gut was los im Ort, am Samstag war sogar krass was los und es war laut und schoen. Auf der Strasse gab´s leckere Cocktails, bei denen man den Alkoholanteil selber bestimmen konnte, und im Strandclub konnte man grossartig zeigen, dass man keinen Salsa kann.
Und wieder Berge, aber auch Dschungel
Von Montañita ging´s in einer ganztaegigen Reise zurueck in die Berge in den Osten Ecuadors nach Baños. Und von dort sind wir eben heute mit dem Rad runtergefahren an den Rand des ecuadorianischen Dschungels. Morgen fahren wir weiter nach Norden in die Hauptstadt Quito. Chao!
Dienstag, 11. September 2007
Hoch zwei
Keine zwei Wochen ist es her, dass ich mir geschworen hatte, nie mehr ueber 5000 Meter zu klettern. Da hatte ich auf einem suedperuanischen Vulkan gelegen und mir die Lunge aus dem Leib gekeucht. Aber was hat mich mein Selbstgeschwaetz von gestern interessiert, und jetzt haben wir es schon wieder getan (Fotos)! Aber der Reihe nach.
Nadie como ella
Von Arequipa im Sueden Perus sind wir ueber Nacht nach Lima gefahren. Wie jede Busreise wartete auch diese mit unvergesslichen Eindruecken auf, dieses Mal wurden wir um halb sechs morgens mit ohrenbetaeubenden Marc-Anthony-Videoclips aus dem Schlaf geschreckt. Aber wenn man (wie ich) auf kitschigste Latinomusik steht (mit Liedern ueber einzigartige Frauen), ist das natuerlich die schoenstmoegliche Weise, einen neuen Reisetag zu beginnen (von wegen Emocore).
Lima
Tagsueber haben wir uns die peruanische Hauptstadt angeschaut. Lima ist ein 8-Millionen-Moloch am Meer. Wir hatten Zeit fuer das Regierungsviertel mit Praesidentenpalast und Plaza de Armas. Zu unserem Glueck war Sonntag, und wir konnten der Show der grossen Wachabloesung beiwohnen, bei der sich die Soldaten als wahre Artisten entpuppten und ihre Gewehre durch die Luft jonglierten, wie es kein Strassenkuenstler haette besser machen koennen. Besonders schoen, weil so menschlich, war es auch deshalb, weil sie ihre Kunststueckchen nicht wirklich synchron konnten. Anschliessend haben wir uns ein riesiges Kloster angeschaut, das Zehntausende Skelette huebsch aufbereitet in seinen Katakomben beherbergt, und schliesslich noch das Folter- und Parlamentmuseum (thematisch ja offensichtlich eine Einheit bildend). Nach soviel Kultur gingen wir essen, und da besteht in Peru Gottseidank nicht die Qual der Wahl, denn beinahe jedes Restaurant ist eine Polleria, das mit einer Tafel "1 Pollo, 1/2 Pollo, 1/4 Pollo" wirbt. Gluecklicherweise moegen wir Pommes mit Huehnchen. Viel lieber etwa als den sonst ueblichen trockenen weissen Reis, der erst durch unverhaeltnismaessig viel Aji (gruengelbes scharfes Zeug) die Reizsehnsucht des Geschmackssinns zu befriedigen weiss. Es ist uebrigens ungemein schwer, in einem Nichtpolleriarestaurant den Reis gegen Kartoffeln einzutauschen, so schwer, dass Teresa unsere Diskussionen mit den Bedienungseñoritas schon auesserst peinlich sind.
Weisse Bergkette
Abends ging die Reise weiter nach Huaraz in die Cordillera Blanca, eine der bekanntesten und schoensten Andengebirgszuege mit lauter malerischen Fuenf- und Sechstausendern, u.a. dem Huascarán (6768 m), dem vierthoechsten Berg ausserhalb des Himalayas, und dem Alpamayo (5947 m), der als einer der schoensten Berge der Welt gilt (nicht nur im peruanischen Weltbild). Fuer vier Tage sind wir zunaechst durch das idyllische Santa-Cruz-Tal gewandert, mit drei Maedels aus dem Hostal und zwei Eseln und deren Treiber. Letztere kosten naemlich unwiderstehliche Appel und Ei, so dass wir uns den Luxus goennten. Leider beginnt hier gerade die Regenzeit, die Wandersaison ist nahezu vorbei, und wir hatten zum ersten Mal seit zwei Monaten wieder Regen, dummerweise an den Tagen mit den angeblich besten Aussichten. Nett war´s trotzdem, so dass wir, kaum zurueckgekommen nach Huaraz, uns um die naechste Tour kuemmerten. Die Kletterambitionen von Tillmann und Teresa waren groesser denn je, und so vergass ich bereitwillig meinen Arequipanischen Schwur, in den naechsten Jahren nicht mehr in grosse Hoehen zu klettern.
Auf dem Gletscher
Und so ging es auf den Gletscher Pisco (5752m). Der Legende nach tranken die Erstbesteiger (Deutsche, olé) ziemlich viel Pisco, das Nationalgetraenk Perus, das vornehmlich aus der gleichnamigen Stadt stammt, die vor kurzem durch das Erdbeben zerstoert wurde. (Das nenne ich Informationsdichte.) Vom Basiscamp ging es um halb zwei nachts los. Gegen kurz nach drei erreichten wir auf 4900m Hoehe den Gletscher, wo wir uns Steigeisen und Seile anschnallten und mit dem Eispickel den Gipfel "attackierten" (so sagt man im Spanischen). Im Lichte der Milchstrasse stapften wir die Eishaenge hoch. Eine seltsame romantische und unwirkliche Stimmung. Als wir 200 Meter unterhalb der Spitze waren, ging die Sonne auf und mit ihr der Blick auf die 6000er um uns herum. Bis dorthin war der Aufstieg kaum anstrengender als die Stuebenwasenrunde vom Notschrei zum Feldberg, insbesondere kein Vergleich zum El Misti, mit Steigeisen laeuft es sich meines Erachtens im Schnee leichter als auf Felsen und Sand, und die Hoehe sind wir wohl so langsam gewohnt (ausserdem macht es einfach unglaublich viel Spass, was alles viel ertraeglicher macht). Doch dann kamen in kuerzester Zeit Wolken auf, und es wurde richtig unangenehm. Als Schmankerl war eine Gletscherspalte, tiefer als dreissig, vierzig Meter, kurz unterhalb des Gipfels in den letzten zehn Tagen deutlich auseinandergegangen. Wir mussten zwanzig Meter seitlich absteigen, um weiter unten ueber sie zu springen, wobei die andere Seite erhoeht lag (in die andere Richtung war´s daher kein Problem). War der Aufstieg technisch sehr leicht gewesen, bereitete die Spalte ein, im Nachhinein betrachtet, spektakulaeres Hindernis. Als man vor ihr stand, soll man sogar richtig nervoes gewesen sein (hab ich gehoert). Aber nicht umsonst hatten wir einen teuren, aber faehigen Guía, und er hielt mich schoen am Seil fest, als ich im Gegensatz zu vorherspringender Teresa bei meinem Sprung keinen Halt fand und ueber die eisblaue Tiefe abrutschte. Tillmann zerstoerte mit seinem Sprung die Landezone schliesslich vollkommen, so dass unser Guìa bei unserer Rueckkehr nach Huaraz vor seinen Kollegen prahlte, wir waeren dieses Jahr die letzten gewesen, denn nun waere der Gipfel unerreichbar. Nach diesem Sprung kletterten wir zehn Minuten recht steil nach oben, und der Pisco war erklommen. Eine Minute feierten wir wolkenumringt unseren Erfolg. Dann trieb uns der eiskalte Schneewind wieder hinab.
Genug Berge
12 Stunden spaeter waren wir wieder in Huaraz, wo wir todmuede in unsere Hostalbettchen fielen. Heute ruhen wir uns aus und verbringen den Tag im Netz der Netze und in Cafés, bevor wir nachher zurueck nach Lima fahren. Von dort wird Tillmann uebermorgen nach Santiago fliegen, um mit der Familie seines besten chilenischen Kumpels den lokalen Nationalfeiertag zu feiern, und anschliessend weiter in die schoene Rhein-Main-Heimat reisen. Fuer Teresa und mich hingegen geht es noch zwei Wochen zusammen weiter. Wir wollen, nach all den Tagen Kaelte und Schnee und Schweiss, nach Lima erstmal an den Strand. Nos vemos!
Nadie como ella
Von Arequipa im Sueden Perus sind wir ueber Nacht nach Lima gefahren. Wie jede Busreise wartete auch diese mit unvergesslichen Eindruecken auf, dieses Mal wurden wir um halb sechs morgens mit ohrenbetaeubenden Marc-Anthony-Videoclips aus dem Schlaf geschreckt. Aber wenn man (wie ich) auf kitschigste Latinomusik steht (mit Liedern ueber einzigartige Frauen), ist das natuerlich die schoenstmoegliche Weise, einen neuen Reisetag zu beginnen (von wegen Emocore).
Lima
Tagsueber haben wir uns die peruanische Hauptstadt angeschaut. Lima ist ein 8-Millionen-Moloch am Meer. Wir hatten Zeit fuer das Regierungsviertel mit Praesidentenpalast und Plaza de Armas. Zu unserem Glueck war Sonntag, und wir konnten der Show der grossen Wachabloesung beiwohnen, bei der sich die Soldaten als wahre Artisten entpuppten und ihre Gewehre durch die Luft jonglierten, wie es kein Strassenkuenstler haette besser machen koennen. Besonders schoen, weil so menschlich, war es auch deshalb, weil sie ihre Kunststueckchen nicht wirklich synchron konnten. Anschliessend haben wir uns ein riesiges Kloster angeschaut, das Zehntausende Skelette huebsch aufbereitet in seinen Katakomben beherbergt, und schliesslich noch das Folter- und Parlamentmuseum (thematisch ja offensichtlich eine Einheit bildend). Nach soviel Kultur gingen wir essen, und da besteht in Peru Gottseidank nicht die Qual der Wahl, denn beinahe jedes Restaurant ist eine Polleria, das mit einer Tafel "1 Pollo, 1/2 Pollo, 1/4 Pollo" wirbt. Gluecklicherweise moegen wir Pommes mit Huehnchen. Viel lieber etwa als den sonst ueblichen trockenen weissen Reis, der erst durch unverhaeltnismaessig viel Aji (gruengelbes scharfes Zeug) die Reizsehnsucht des Geschmackssinns zu befriedigen weiss. Es ist uebrigens ungemein schwer, in einem Nichtpolleriarestaurant den Reis gegen Kartoffeln einzutauschen, so schwer, dass Teresa unsere Diskussionen mit den Bedienungseñoritas schon auesserst peinlich sind.
Weisse Bergkette
Abends ging die Reise weiter nach Huaraz in die Cordillera Blanca, eine der bekanntesten und schoensten Andengebirgszuege mit lauter malerischen Fuenf- und Sechstausendern, u.a. dem Huascarán (6768 m), dem vierthoechsten Berg ausserhalb des Himalayas, und dem Alpamayo (5947 m), der als einer der schoensten Berge der Welt gilt (nicht nur im peruanischen Weltbild). Fuer vier Tage sind wir zunaechst durch das idyllische Santa-Cruz-Tal gewandert, mit drei Maedels aus dem Hostal und zwei Eseln und deren Treiber. Letztere kosten naemlich unwiderstehliche Appel und Ei, so dass wir uns den Luxus goennten. Leider beginnt hier gerade die Regenzeit, die Wandersaison ist nahezu vorbei, und wir hatten zum ersten Mal seit zwei Monaten wieder Regen, dummerweise an den Tagen mit den angeblich besten Aussichten. Nett war´s trotzdem, so dass wir, kaum zurueckgekommen nach Huaraz, uns um die naechste Tour kuemmerten. Die Kletterambitionen von Tillmann und Teresa waren groesser denn je, und so vergass ich bereitwillig meinen Arequipanischen Schwur, in den naechsten Jahren nicht mehr in grosse Hoehen zu klettern.
Auf dem Gletscher
Und so ging es auf den Gletscher Pisco (5752m). Der Legende nach tranken die Erstbesteiger (Deutsche, olé) ziemlich viel Pisco, das Nationalgetraenk Perus, das vornehmlich aus der gleichnamigen Stadt stammt, die vor kurzem durch das Erdbeben zerstoert wurde. (Das nenne ich Informationsdichte.) Vom Basiscamp ging es um halb zwei nachts los. Gegen kurz nach drei erreichten wir auf 4900m Hoehe den Gletscher, wo wir uns Steigeisen und Seile anschnallten und mit dem Eispickel den Gipfel "attackierten" (so sagt man im Spanischen). Im Lichte der Milchstrasse stapften wir die Eishaenge hoch. Eine seltsame romantische und unwirkliche Stimmung. Als wir 200 Meter unterhalb der Spitze waren, ging die Sonne auf und mit ihr der Blick auf die 6000er um uns herum. Bis dorthin war der Aufstieg kaum anstrengender als die Stuebenwasenrunde vom Notschrei zum Feldberg, insbesondere kein Vergleich zum El Misti, mit Steigeisen laeuft es sich meines Erachtens im Schnee leichter als auf Felsen und Sand, und die Hoehe sind wir wohl so langsam gewohnt (ausserdem macht es einfach unglaublich viel Spass, was alles viel ertraeglicher macht). Doch dann kamen in kuerzester Zeit Wolken auf, und es wurde richtig unangenehm. Als Schmankerl war eine Gletscherspalte, tiefer als dreissig, vierzig Meter, kurz unterhalb des Gipfels in den letzten zehn Tagen deutlich auseinandergegangen. Wir mussten zwanzig Meter seitlich absteigen, um weiter unten ueber sie zu springen, wobei die andere Seite erhoeht lag (in die andere Richtung war´s daher kein Problem). War der Aufstieg technisch sehr leicht gewesen, bereitete die Spalte ein, im Nachhinein betrachtet, spektakulaeres Hindernis. Als man vor ihr stand, soll man sogar richtig nervoes gewesen sein (hab ich gehoert). Aber nicht umsonst hatten wir einen teuren, aber faehigen Guía, und er hielt mich schoen am Seil fest, als ich im Gegensatz zu vorherspringender Teresa bei meinem Sprung keinen Halt fand und ueber die eisblaue Tiefe abrutschte. Tillmann zerstoerte mit seinem Sprung die Landezone schliesslich vollkommen, so dass unser Guìa bei unserer Rueckkehr nach Huaraz vor seinen Kollegen prahlte, wir waeren dieses Jahr die letzten gewesen, denn nun waere der Gipfel unerreichbar. Nach diesem Sprung kletterten wir zehn Minuten recht steil nach oben, und der Pisco war erklommen. Eine Minute feierten wir wolkenumringt unseren Erfolg. Dann trieb uns der eiskalte Schneewind wieder hinab.
Genug Berge
12 Stunden spaeter waren wir wieder in Huaraz, wo wir todmuede in unsere Hostalbettchen fielen. Heute ruhen wir uns aus und verbringen den Tag im Netz der Netze und in Cafés, bevor wir nachher zurueck nach Lima fahren. Von dort wird Tillmann uebermorgen nach Santiago fliegen, um mit der Familie seines besten chilenischen Kumpels den lokalen Nationalfeiertag zu feiern, und anschliessend weiter in die schoene Rhein-Main-Heimat reisen. Fuer Teresa und mich hingegen geht es noch zwei Wochen zusammen weiter. Wir wollen, nach all den Tagen Kaelte und Schnee und Schweiss, nach Lima erstmal an den Strand. Nos vemos!
Samstag, 1. September 2007
Ruhm duennluft´ger Hoehn
Nach zehn Tagen Cusco und Umgebung packte uns das Reisefieber wieder, und wir fuhren ueber Nacht in den peruanischen Sueden nach Arequipa, der zweitgroessten Stadt des Landes. Auf dieser Fahrt hatten wir die Panoramasitze ganz vorne im Bus (das Untergeschoss besteht aus Laderaum und Fahrerzelle, im oberen Stock sitzen die Passagiere, ganz vorne eben hinter einer grossen Frontscheibe). Direkt unterhalb der Frontscheibe schaute uns die Heilige Maria huldvoll-segensreich an, und das tat sie zurecht, denn unserem Fahrer konnte man die Angst vor dem Jenseits absprechen, so wie er fuhr. Die zwei durchgezogenen gelben Striche in der Strassenmitte beeindruckten ihn keineswegs, insbesondere nicht vor nichteinsehbaren Kurven. Sogar das beleuchtete Marienbildnis flackerte schliesslich, wenn wir mal wieder ein Auto ueberholten. Schon irgendwie befremdend, wenn ein grosser Bus mit Abstand der schnellste Verkehrsteilnehmer ist.
Auf dem peruanischen Mond
Aber Maria war uns hold, und wir kamen unversehrt in Arequipa an (Fotos). Arequipa hat knapp 800.000 Einwohner und liegt im Sueden Perus in einer wahren Mondlandschaft. Die Arequipeñas sagen, Gott haette ihre Region vergessen, als er den Mond zusammengebastelt habe. Arequipa liegt auf 2300 Metern zu Fuss eines grossen Vulkans, des El Misti, 5822m. In der Naehe ragen zudem zwei weitere Bergzuege aus der flachen Mondlandschaft. Beeindruckend, wie sich an der suedamerikanischen Westkueste ueber Tausende Kilometer hinweg stets Berge jenseits der 6000 Meter tummeln. Hier stehen sie aber einsam in der Gegend, ohne weitere grosse Gebirgszuege. Unseren Nachmittag verbrachten wir in einem ganz netten grossflaechigen Kloster innerhalb der Stadt, das es aufgrund seiner architektonischen Reize zu internationalem Ruhm gebracht haben soll... wir hatten sowieso nix Besseres zu tun.
Der Berg
Am naechsten Tag aber, da brachen wir auf zu ganz Grossem: Zur Besteigung des El Misti. Frueh morgens wurden wir von unserem Guia abgeholt und auf 3400 Metern zu unserem Startpunkt gefahren. Dieses Mal hatten wir dummerweise keine Traeger, und mussten unser Trink- und Kochwasser, Zelt und Klamotten selber tragen. Das zwar nur bis auf 4400 Meter, aber mit 15-20 Kilogramm auf dem Ruecken ist das bereits eine enorme Herausforderung in dieser Hoehe. Mit leichten Kopfweh und Uebelkeitsgefuehlen eben wegen letzterer kamen wir nachmittags erschoepft in unserem Basiscamp an, bauten Zelt auf, assen, tranken Aspirin und gingen vor Sonnenuntergang zu Bette. Um 2 Uhr morgens brachen wir auf, um diesen herrlichen Vulkan zu erklimmen, neben dem der Mont Blanc als kleines Huegelchen verblassen wuerde, wuerde er sich nicht verschaemt in Frankreich verstecken. Die Besteigung war technisch aeusserst leicht und kam ohne Klettern aus. Doch es war das Anstrengendste, was ich in meinem Leben gemacht habe!
Kampf gegen die Hoehe
Eigentlich war es hoechst romantisch, bei Vollmond im hellen Schwarzweiss zwischen Felsen und Vulkansand dem Sternenhimmel entgegenzusteigen... waere man nicht in einer Art Fieberdelirium gewesen. Die Auswirkungen der Hoehe mit Mangel an Sauerstoff sind kaum zu unterschaetzen! Die ersten Stunden waren bereits unglaublich anstrengend. Irgendwann auf dem Weg trauten wir uns schliesslich, doch mal nachzufragen, wie weit es denn nun noch sei. Und da bekamen wir "tres horas y media" als Antwort, und an den weiteren Aufstieg kann ich mich nur noch insoweit erinnern, als dass ich mir stets einen Stein zehn Meter weiter oben als Ziel ausguckte, mich dort hinschleppte, um dort erschoepft hinzufallen und zu hecheln und zu stoehnen, bis sich der Herzschlag wieder einigermassen beruhigt hatte. Nur um dann wieder aufzustehen und den naechsten Stein anzupeilen.
Sieg!
Die letzten zwei Wochen hatten wir zwar permanent auf ueber 3000 Meter verbracht, doch trotz dieser Vorbereitung meinte man zu ersticken, wenn man nicht gerade an sein Kopfweh oder den leichten Brechreiz denken wollte. Unser Guia stand derweil ein paar Meter weiter oben und liess uns gewaehren. Ich weiss zwar nicht mehr wie, aber schliesslich kamen wir gegen halb neun auf dem Gipfel an und fuehlten uns - nach zehn Minuten Toter Mann am Boden - wie Reinhold Messner bei der Erstbesteigung des Mount Everest ohne Sauerstoffflaschen. Der Gipfelblick war herrlich genau wie das Gipfelbier, das trotzdem grossenteils Pacha Mama, der Mutter Erde, geopfert wurde.
Noch mehr Berge
Und in keiner Dreiviertelstunde ging´s dann wieder runter zum Basiscamp! Denn waehrend man sich fuer den Aufstieg ueber einigermassen trittfestes Gestein quaelen muss, kann man hinab eine Vulkansandpiste rennen / fahren. Vom Basiscamp war es dann auch nur noch ein gefuehlter Katzensprung bis zum Startpunkt, und bereits kurz nach Mittag konnten wir wieder nach Lust und Laune sauerstoffdichteste Stadtluft in Arequipa atmen. Heute haben wir uns grossenteils von den Strapazen erholt und uns im Ruhm gebadet. Morgen geht die muntere Reise weiter ueber Lima in irgendeine nordperuanische Cordillera, deren Name mir gerade entfallen ist. Dort soll´s auch wunderschoen sein, vor allem zum Wandern... Chao!
Auf dem peruanischen Mond
Aber Maria war uns hold, und wir kamen unversehrt in Arequipa an (Fotos). Arequipa hat knapp 800.000 Einwohner und liegt im Sueden Perus in einer wahren Mondlandschaft. Die Arequipeñas sagen, Gott haette ihre Region vergessen, als er den Mond zusammengebastelt habe. Arequipa liegt auf 2300 Metern zu Fuss eines grossen Vulkans, des El Misti, 5822m. In der Naehe ragen zudem zwei weitere Bergzuege aus der flachen Mondlandschaft. Beeindruckend, wie sich an der suedamerikanischen Westkueste ueber Tausende Kilometer hinweg stets Berge jenseits der 6000 Meter tummeln. Hier stehen sie aber einsam in der Gegend, ohne weitere grosse Gebirgszuege. Unseren Nachmittag verbrachten wir in einem ganz netten grossflaechigen Kloster innerhalb der Stadt, das es aufgrund seiner architektonischen Reize zu internationalem Ruhm gebracht haben soll... wir hatten sowieso nix Besseres zu tun.
Der Berg
Am naechsten Tag aber, da brachen wir auf zu ganz Grossem: Zur Besteigung des El Misti. Frueh morgens wurden wir von unserem Guia abgeholt und auf 3400 Metern zu unserem Startpunkt gefahren. Dieses Mal hatten wir dummerweise keine Traeger, und mussten unser Trink- und Kochwasser, Zelt und Klamotten selber tragen. Das zwar nur bis auf 4400 Meter, aber mit 15-20 Kilogramm auf dem Ruecken ist das bereits eine enorme Herausforderung in dieser Hoehe. Mit leichten Kopfweh und Uebelkeitsgefuehlen eben wegen letzterer kamen wir nachmittags erschoepft in unserem Basiscamp an, bauten Zelt auf, assen, tranken Aspirin und gingen vor Sonnenuntergang zu Bette. Um 2 Uhr morgens brachen wir auf, um diesen herrlichen Vulkan zu erklimmen, neben dem der Mont Blanc als kleines Huegelchen verblassen wuerde, wuerde er sich nicht verschaemt in Frankreich verstecken. Die Besteigung war technisch aeusserst leicht und kam ohne Klettern aus. Doch es war das Anstrengendste, was ich in meinem Leben gemacht habe!
Kampf gegen die Hoehe
Eigentlich war es hoechst romantisch, bei Vollmond im hellen Schwarzweiss zwischen Felsen und Vulkansand dem Sternenhimmel entgegenzusteigen... waere man nicht in einer Art Fieberdelirium gewesen. Die Auswirkungen der Hoehe mit Mangel an Sauerstoff sind kaum zu unterschaetzen! Die ersten Stunden waren bereits unglaublich anstrengend. Irgendwann auf dem Weg trauten wir uns schliesslich, doch mal nachzufragen, wie weit es denn nun noch sei. Und da bekamen wir "tres horas y media" als Antwort, und an den weiteren Aufstieg kann ich mich nur noch insoweit erinnern, als dass ich mir stets einen Stein zehn Meter weiter oben als Ziel ausguckte, mich dort hinschleppte, um dort erschoepft hinzufallen und zu hecheln und zu stoehnen, bis sich der Herzschlag wieder einigermassen beruhigt hatte. Nur um dann wieder aufzustehen und den naechsten Stein anzupeilen.
Sieg!
Die letzten zwei Wochen hatten wir zwar permanent auf ueber 3000 Meter verbracht, doch trotz dieser Vorbereitung meinte man zu ersticken, wenn man nicht gerade an sein Kopfweh oder den leichten Brechreiz denken wollte. Unser Guia stand derweil ein paar Meter weiter oben und liess uns gewaehren. Ich weiss zwar nicht mehr wie, aber schliesslich kamen wir gegen halb neun auf dem Gipfel an und fuehlten uns - nach zehn Minuten Toter Mann am Boden - wie Reinhold Messner bei der Erstbesteigung des Mount Everest ohne Sauerstoffflaschen. Der Gipfelblick war herrlich genau wie das Gipfelbier, das trotzdem grossenteils Pacha Mama, der Mutter Erde, geopfert wurde.
Noch mehr Berge
Und in keiner Dreiviertelstunde ging´s dann wieder runter zum Basiscamp! Denn waehrend man sich fuer den Aufstieg ueber einigermassen trittfestes Gestein quaelen muss, kann man hinab eine Vulkansandpiste rennen / fahren. Vom Basiscamp war es dann auch nur noch ein gefuehlter Katzensprung bis zum Startpunkt, und bereits kurz nach Mittag konnten wir wieder nach Lust und Laune sauerstoffdichteste Stadtluft in Arequipa atmen. Heute haben wir uns grossenteils von den Strapazen erholt und uns im Ruhm gebadet. Morgen geht die muntere Reise weiter ueber Lima in irgendeine nordperuanische Cordillera, deren Name mir gerade entfallen ist. Dort soll´s auch wunderschoen sein, vor allem zum Wandern... Chao!
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